Branchenmeldungen 21.07.2025
KI-Nutzung braucht KI-Literacy
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Herr Prof. von Garrel, immer mehr Studierende nutzen KI im Uni-Alltag. Was bedingt den starken Anstieg der KI-Nutzung innerhalb kürzester Zeit?
Der deutliche Anstieg der KI-Nutzung – von 63,2 Prozent im Jahr 2023 auf 91,6 Prozent im Jahr 2025 – lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Einer der zentralen Gründe ist die verbesserte Zugänglichkeit und Funktionalität von KI-gestützten Tools wie ChatGPT, DeepL oder MicrosoftCopilot. Parallel dazu fördern zunehmend viele Hochschulen den Einsatz von KI-Tools durch experimentelle Lehrformate, eigene Plattformlösungen wie RWTHgpt oder UHHGPT sowie durch niedrigschwellige Angebote. Zudem sind anfängliche Unsicherheiten und Berührungsängste mit dem Thema KI einer pragmatischen Haltung gewichen. Die Tools werden von Studierenden zunehmend als reguläres Werkzeug wahrgenommen – eine vergleichbare Entwicklung wie bei Google oder Wikipedia. Die Studie zeigt zudem eine deutlich erweiterte Nutzung von KI in Bereichen Recherche, Texterstellung, Übersetzung, Datenanalyse und Prüfungsvorbereitung. Dabei zeigt sich eine klare Verschiebung hin zu einem regelmäßigen und vielfältigen Einsatz.
Wie beeinflusst KI die Art und Weise, wie Studierende lernen und sich Wissen aneignen?
Die Nutzung von KI-Tools verändert das Lernen in mehrfacher Hinsicht. So wird eine zunehmende Individualisierung des Lernprozesses deutlich. Studierende nutzen KI zunehmend zur Klärung individueller Verständnisfragen und zur Erklärung fachspezifischer Konzepte. Innerhalb der Nutzergruppe ist dieser Anteil von 56,5 Prozent im Jahr 2023 auf 73,2 Prozent im Jahr 2025 gestiegen. Darüber hinaus führt der Einsatz von KI-Tools zu einer erheblichen Beschleunigung bei Aufgaben wie Übersetzungen, Texterstellung oder der Prüfungsvorbereitung –was auch die Gewichtung kognitiver Lernprozesse verändert.Zugleich rücken neue Kompetenzen in den Vordergrund: Die Fähigkeit, sinnvolle Prompts zu formulieren, Ergebnisse zu interpretieren und kritisch zu reflektieren, wird zentral. Lernen wird damit stärker zu einem kuratierenden und steuernden Prozess.
Welche Maßnahmen halten Sie für notwendig, um Studierende für einen kritischen und reflektierten Einsatz von KI zu sensibilisieren?
Eine curriculare Integration kritischer KI-Kompetenzen ist durchaus sinnvoll. Studierende sollten nicht nur in der Anwendung geschult werden, sondern auch lernen, die Funktionsweise von KI zu verstehen – etwa durch Lehrveranstaltungen zu „KI-Literacy“, ethischen Implikationen und der Bewertung von Modellantworten. Gleichzeitig sind die Hochschulen gefordert, klare und lernfördernde Richtlinien zu formulieren. Diese sollten den kritischen Einsatz von KI nicht nur zulassen, sondern aktiv begleiten und unterstützen. Methoden wie Peer-Review, Fallanalysen oder Portfolios können helfen, diese Reflexion und Quellenkritik nachhaltig zu verankern.
Inwiefern lassen sich die Erkenntnisse aus Ihrer Studie auf andere Länder oder Bildungssysteme übertragen?
Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer deutschlandweiten Stichprobe mit insgesamt 4.910 Teilnehmenden. Methodisch ist die Studie so konzipiert, dass sie grundsätzlich international anschlussfähig ist. Ergänzend wurden 49 weitere internationale Studien zur Nutzung von KI in der Hochschulbildung analysiert. Die gemessene Nutzungsquote von fast 92 Prozent steht dabei unter Berücksichtigung der Diffusionskurve mit den Ergebnissen der anderen, internationalen Studien im Einklang. Viele der beobachteten Trends zeigen sich international in ähnlicher Weise: Die rasche Diffusion von Large Language Models (LLMs), der Fokus auf ChatGPT sowie die Breite der Nutzungskontexte sind international vergleichbar. Dennoch können Unterschiede auftreten, v. a. durch nationale Bildungspolitik oder kulturelle Technikakzeptanz. Trotz dieser internationalen Anschlussfähigkeit ist aktuell keine vergleichende internationale Studie geplant.
Fast alle setzen auf KI!
KI-basierte Tools sind inzwischen fester Bestandteil des Hochschulalltags und verändern das studentische Leben. Vor diesem Hintergrund wurde eine deutschlandweite quantitative Studie durchgeführt, um die Nutzung und die damit verbundenen Präferenzen der Studierenden zu analysieren. An der aktuellen Befragung haben sich 4.910 Studierende beteiligt. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als 90 Prozent der befragten Studierenden KI-basierte Tools im Studium nutzen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur Erhebung von 2023, hier lag der Anteil noch bei 63 Prozent.
1 Joerg von Garrel, Jana Mayer (2025): Künstliche Intelligenz im Studium – eine quantitative Längsschnittstudie zur Nutzung KI-basierter Tools durch Studierende.
Dieser Beitrag ist in der dentalfresh erschienen.