Endodontologie 20.03.2015
Multiple Verwendung von Aufbaukomposit
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In der restaurativen Zahnheilkunde sind wir als Behandler häufig mit ausgedehnten Defekten konfrontiert, welche in der initialen Behandlungsphase primär bakterienfrei und mit einem adhäsiven Material dicht verschlossen werden müssen. Das Material sollte dem ohnehin schon geschwächten Zahn über die Klebetechnik gleichzeitig einen Schutz vor Frakturen geben.
Mit dem seit circa einem Jahr in ausführlicher, klinischer Erprobung verwendeten Material Zircules der Firma Dentalprofessional Service, bei dem es sich um ein dualhärtendes thixotropes Premium-Kompositmaterial mit Zirkonfiller auf Nanobasis handelt, lassen sich hervorragende Ergebnisse in der restaurativen Zahnheilkunde erzielen.
Indikationen und Anwendungsgebiete
Ursprünglich vom Hersteller für Stumpfaufbauten unter zukünftige Überkronungen und Wurzelstiftzementierungen empfohlen, hat Zircules noch einige weitere, sehr interessante Indikationsbereiche:
- Rezementieren gelockerter Restaurationen
- als definitives, adhäsives Restaurationsmaterial bei großen Defekten und längeren Phasen bis zur zahntechnischen Versorgung eines Zahnes, besonders im Seitenzahngebiet
- Verschluss okklusal perforierter Kronen/Teilkronen, z.B. nach endodontischer Behandlung
Zircules ist erhältlich in zwei ästhetischen Farben (A2, A3) sowie in Weißopak und Blau, wahlweise in Kartuschen oder in Form von Spritzen, für die es verschieden geformte Mixing-Tips gibt. Neben einem etwas größeren Kunststoffansatz, der erlaubt, größere Mengen von Zircules in die Kavität einzuspritzen, gibt es auch eine biegbare Metallnadel. Sie ist im vorgebogenen Zustand optimal geeignet, auch tiefe, schwer erreichbare Kavitäten sehr zielgerichtet auszuspritzen.
Aushärtung und Applizierbarkeit
Wie bereits amerikanische und kanadische Zahnärzte praktisch feststellen konnten und auch unsere klinische Erfahrung zeigt, hat das licht- und chemischhärtende Zircules eine hervorragende Härte, wodurch es sich wie natürliches Schmelz- und Dentinmaterial bearbeiten lässt. Da es dual und gleichmäßig durchhärtet, gibt es kein Wegschrumpfen von Kavitätenrändern (keine Mehrschichttechnik nötig) und somit, in Kombination mit der adhäsiven Klebetechnik, eine sehr gute Bakteriendichtigkeit. Die chemische Aushärtung kann bei tiefen Kavitätenrändern durch die Lichthärtung beschleunigt werden. So lässt sich mit einer mehrphasigen Matrizentechnik eine optimale Kontaktpunktsituation schaffen. Neben der hohen Druckfestigkeit ist Zircules ebenfalls aufgrund der hohen Endhärte auch für größere okklusale Abschnitte hervorragend geeignet. Laut Herstellerangaben und klinischer Erfahrung wird eine hohe Festigkeit sowohl bei der reinen Lichthärtung als auch bei kombinierter Licht- und chemischer Härtung erzielt. Auch in tiefen Defekten, die aufgefüllt werden, ermöglicht das chemische Aushärten eine hohe Stabilität. Aus meiner klinischen Erfahrung empfiehlt sich die Anwendung einer Bondingtechnik mit einem erprobten Mehrkomponentenbondingsystem (z.B. A.R.T. Bond 2). Ich bevorzuge die 5-ml-Doppelkammerspritze mit aufgesetzten Metallnadeln zum Einspritzen des gut fließenden Zirculesmaterials. So kann das Komposit sehr gezielt auch in unter sich gehende Kavitätenabschnitte eingefüllt werden.
Fließfähig, modellierbar, dicht
Für Stumpfaufbauten mit irregulärem Kavitätendesign ist die Fließfähigkeit des Zircules ideal. Man kann auch feine, unter sich gehende Abschnitte mit dem sämig laufenden Komposit ausspritzen. Aufgrund des Zirconium-Nanofüllers verfügt das Material über eine gute Röntgenopazität und eine sehr gute Härte. Im auspolymerisierten Zustand ist seine Beschaffenheit ähnlich natürlichem Schmelz und Dentin. Die Verbindung zum adhäsiv konditionierten Schmelz und Dentin ist hervorragend bakteriendicht herstellbar, da das Zirculesmaterial gut an die Kavitätenränder angespritzt und – falls nötig – auch noch mit einem Modellierpinsel (da Vinci) an die Zahnwand anmodelliert werden kann.
Stumpfaufbauten für Überkronungen
Nach kompletter Kariesexkavation und adhäsivem Konditionieren eines gesäuberten Zahnstumpfes kann das Kompositmaterial dank seiner Fließfähigkeit auf den Stumpf aufgebracht und dual ausgehärtet werden.
Adhäsives Zementieren von Wurzelstiften
Ist man aufgrund der geringen Restsubstanz des Zahnes gezwungen, einen Wurzelstift zu setzen, ist Zircules sowohl in die tiefen Kavitätenabschnitte als auch um den Stift herum sehr gut applizierbar. Beim abschließenden Präparieren des Stumpfes ist kein Härteunterschied zum gesunden Dentin feststellbar.
Rezementieren gelockerter Restaurationen, Teilkronen, Kronen
Haben sich Goldinlays, Goldteilkronen oder auch Vollkronen gelockert und der Reststumpf kann gesäubert werden, eignet sich Zircules aufgrund seiner initialen Fließfähigkeit ebenfalls sehr gut für das adhäsive Rezementieren. Gleichzeitig stellt es, im Überschuss in die gesäuberte Restauration eingespritzt, nach dem Aufsetzen des Werkstückes die Aufbaufüllung dar, welche chemisch durchgehärtet werden kann. Im Falle von Goldteilkronen oder Goldinlays, bei denen es infolge von Schmelzprismenfrakturen zu undichten Randstellen kam, dient Zircules aufgrund seiner marginalen Adaptation und Härte ebenfalls gut zur Abdichtung der undichten Stelle.
Zusammenfassung
Mit dem zirconium-nanogefüllten Komposit Zircules steht ein erstklassiges Material zur Verfügung, das in Kombination mit der Adhäsivtechnik eine sehr gute und bakteriendichte Rekonstruktion von Zähnen erlaubt. Neben den klassischen Indikationen als Stumpfaufbaumaterial und als Material beim Zementieren von Stiften kann es auch zum Rezementieren gelockerter Goldinlays, Teilkronen und Kronen sowie durchaus auch im Seitenzahnbereich als definitives Restaurationsmaterial verwendet werden, wenn der Zeitraum bis zur endgültigen Überkronung noch in weiter Ferne liegt. Zircules ist sehr gut im Randbereich adaptierbar und fließt auch bei tiefen, unter sich gehenden Defekten in die Ecken. Aufgrund seiner hohen Härte ist es ähnlich der natürlichen Zahnsubstanz beschleifbar bzw. können geometrisch saubere Präparationen ausgeführt werden. Die bisherigen klinischen Ergebnisse nach einem Jahr Testung sind vielversprechend, sowohl was die okklusale Abrasionsfestigkeit als auch die marginale Dichtigkeit anbelangt. Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang die Verwendung von Kofferdam und die adhäsive Konditionierung über ein aktuelles Mehrkomponentenbondingsystem.