Zahntechnik 21.02.2011
Keine Gefahr im Verzug
ZT Joachim Mosch berichtet über eine besonders sichere und einfache Technik zur Herstellung von Brückenmodellationen mithilfe eines neuen Hightech-Werkstoffs aus dem Hause primotec.
Es sollte eigentlich nicht vorkommen, passiert aber doch immer wieder. Trotzdem die Brücke mit größter Sorgfalt modelliert, angestiftet, eingebettet, gegossen, abgestrahlt und ausgebettet wurde, schaukelt sie auf dem Modell. Die Gründe für diesen Fehlschlag sind mannigfaltig – auch beim Gießen, Ausbetten, Abstrahlen, etc. können sich Fehler einschleichen –, dennoch sind die Hauptursachen sicher beim unbeabsichtigten Verzug der Modellation durch den Techniker zu finden. Folglich erreicht man mehr Arbeits- bzw. Verfahrenssicherheit, wenn man mit einem Werkstoff modelliert, der polymerisationsneutral aushärtet und im gehärteten Zustand keinen Verzug mehr zulässt. Hier kommt man natürlich ganz schnell auf die lichthärtenden Werkstoffe, von denen die meisten aber leider nicht rückstandsfrei verbrennen und damit für eine Modellation zum späteren Gießen nicht geeignet sind.
Um dieses Problem zu lösen, d.h. einen einzigen Werkstoff zu schaffen, mit dem die Modellationen sowohl gegossen als auch gescannt, kopiergefräst oder gepresst werden können, wurde primopattern LC (primotec/Bad Homburg) entwickelt. primopattern LC (Abb.1) ist ein lichthärtendes Universalkomposit zum Modellieren, das als Gel aus der Spritze und als Paste verfügbar ist. Als gebrauchsfertiges Ein-Komponenten-Material ist es auch für die Brückentechnik geradezu ideal geeignet. Wie das im Einzelnen vor sich geht, soll der folgende Fall einer einfachen Seitenzahnbrücke illustrieren.
Die Modellvorbereitung ist auch für eine primopattern Modellation nicht grundsätzlich anders als für die Arbeit mit Modellierwachs. Isoliert wird mit primosep (Abb.2), dem Isoliermittel für das lichthärtende primo-splint (Aufbissschienenmaterial), das auch für primopattern sehr gut geeignet ist. primosep wird am besten mit einem Pinsel auf den feuchten Gips aufgetragen (Abb.3).
Die Käppchen der Brückenpfeiler werden besonders einfach und effizient mit primopattern Gel direkt aus der Spritze modelliert (Abb.4). Das geht besonders zügig, da man quasi in einem „Rutsch“ durchmodellieren kann und nicht, wie bei der Wachsmodellation, immer wieder absetzen muss (Abb.5 und 6). Direkt im Anschluss werden die Käppchen lichtgehärtet. Dazu eignen sich alle gängigen Lichthärtegeräte mit einem Lichtspektrum von 320nm bis 500nm (Abb.7). Hilfreich ist, dass man die Käppchen nun einzeln ausarbeiten (Abb.8) und die Schichtstärke mit dem Tasterzirkel problemlos überprüfen kann. primopattern LC Gel lässt sich einfach an bereits ausgearbeitete Flächen antragen. Dabei ist es thixotrop, wird also bei Vibration leichter fließend, und stoppt, sobald man die vibrierende Bewegung einstellt (Abb.9).
Das Zwischenglied wird mit primopattern LC Paste hergestellt, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn größere Materialmengen zeitsparend aufgebracht werden sollen. Die Paste hat eine knetähnliche Konsistenz und lässt sich so spielend mit den Fingern in Form bringen (Abb.10 und 11). Wenn das Brückenglied letztlich auch von basal verblendet sein soll, kann man einen einfachen Platzhalter aus Wachs unterlegen (Abb.12). Dann wird das vorgeformte Pontic zwischen die Käppchen gesetzt, an die Verbinder gedrückt und, falls nötig, kurz mit der Handlampe zwischengehärtet (Abb.13 bis 15). Das Ausmodellieren der Verbinder erfolgt wiederum mit primopattern LC Gel (Abb.16), dann werden Pontic und Verbinder endgültig polymerisiert (Abb.17). Nach dem Ausarbeiten erhält man so ein perfekt passendes Brückengerüst, das sich auch bei etwas gröberer Behandlung nicht mehr verziehen kann (Abb.18) und selbst stärkere Schwankungen der Raumtemperatur ohne Probleme mitmacht. Wenn die Modellation also einwandfrei auf dem Modell passt, und sich, weil sie lichtgehärtet ist, beim Anstiften, Abheben und Einbetten nicht verändern kann, hat man die „Gefahr im Verzug“ gebannt!
Autor: ZT Joachim Mosch