Branchenmeldungen 17.04.2012
Abrechnungsbetrug im Gesundheitssystem steigt weiter an
Der Abrechnungsbetrug im
deutschen Gesundheitssystem nimmt weiter zu. Im Jahr 2011 gingen beim
Ermittlungsteam der DAK-Gesundheit insgesamt 1.562 neue Hinweise auf
gefälschte Rezepte, Schein-Behandlungen oder manipulierte Rechnungen
ein. Im Vergleich zum Vorjahr war dies ein Anstieg um fast 60 Prozent.
Die Krankenkasse konnte Gelder in Höhe von 1,7 Millionen Euro
zurückholen. Aktuell gehen die Experten in der Hamburger Zentrale 1.800
Verdachtsfällen nach.
„Steigende Fallzahlen sind sicherlich ein Indiz für die steigende
kriminelle Energie bei den Leistungserbringern“, sagt Volker zur Heide,
Leiter der DAK Ermittlungsgruppe: „Sie sind aber auch ein Beleg dafür,
dass sich unsere Methoden bei der Hinweisprüfung und Fallverfolgung
stetig verbessert haben. Da die Gelder im Gesundheitswesen zunehmend
knapper werden, versuchen einzelne `schwarze Schafe´ offensichtlich,
ihre Einkünfte durch die gezielte Manipulation von Abrechnungen zu
sichern. Die breite Masse rechnet allerdings korrekt ab.“
Täter in allen Leistungsbereichen
Beim Abrechnungsbetrug sind nach Einschätzung der DAK-Gesundheit Täter
in allen Leistungsbereichen zu finden. Bei den im Jahr 2011
eingegangenen Hinweisen bilden die so genannten Heilmittel wie zum
Beispiel Physiotherapie, Krankengymnastik oder Massagen, mit 47 Prozent
der Ermittlungen den Schwerpunkt. Es folgen die Bereiche Pflege und
ärztliche Behandlung mit 13 Prozent bzw. 12 Prozent.
Fälle werden immer komplexer
„Die Fälle werden immer komplexer und die Fallbearbeitungen immer
umfangreicher“, erklärt Volker zur Heide. „Wir stellen fest, dass die
Leistungserbringer verstärkt Rechtsanwälte einschalten, was die
Verfahren zusätzlich in die Länge zieht.“ Ferner würden immer mehr
Leistungserbringer im Laufe der Ermittlungen Insolvenz anmelden, wodurch
eine Schadensregulierung nicht mehr möglich sei.
Zusammenarbeit mit Kripo und Staatsanwalt
Die Ergebnisse der DAK-Gesundheit beruhen ausschließlich auf Fällen, bei
denen es sich um vorsätzlichen Abrechnungsbetrug mit kriminellem
Hintergrund handelt oder bei denen aufgrund von vertragswidrigem
Verhalten Vertragsstrafen verhängt wurden. Geldrückflüsse aus der
routinemäßigen Abrechnungsprüfung sind nicht enthalten. Bei der
Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen arbeiten die Ermittler
eng mit anderen Kassen, den Vereinigungen der Kassenärzte und
Kassenzahnärzte sowie der Kriminalpolizei und den Staatsanwaltschaften
zusammen.
„Unsere Arbeit führt zur Abschreckung“
„Die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten verbessert sich stetig und ist bereits zur täglichen Routine geworden. Wir gehen davon aus, dass unsere Arbeit zu einer gewissen Abschreckung führt und sich dadurch langfristig auch die Hemmschwelle zur Manipulation erhöht“, betont Volker zur Heide, Chef der Ermittlungsgruppe. „Das ist ein nachhaltiger Erfolg der Fehlverhaltensbekämpfung, auch wenn dieser nicht in Euro gemessen werden kann.“ In der Zentrale der DAK-Gesundheit bekämpft eine zehnköpfige Arbeitsgruppe den Abrechnungsbetrug von Leistungserbringern.
Quelle: DAK Gesundheit