Branchenmeldungen 04.05.2011
Auszeichnung für Forschung zur Mundgesundheit
Priv.-Doz. Dr. A. Rainer Jordan wurde von der weltgrößten Vereinigung von Zahnärzten zu einem der Direktoren der Forschungsgruppe gewählt.
Die weltgrößte Vereinigung von Zahnärzten, die International Association
for Dental Research (IADR), hat Priv.-Doz. Dr. A. Rainer Jordan von der
Universität Witten/Herdecke zu einem der Direktoren der
Forschungsgruppe ernannt. Mehr als 12.000 Mitglieder zählt die IADR, die
damit die wichtigste Organisation für Forschungsarbeiten zur
Mundgesundheit weltweit darstellt.
Jordan wird damit für seine Forschungsleistung geehrt, die er zum Thema
Mundgesundheit in den letzten Jahren erbracht hat. Er hat – noch als
Studierender – ein Hilfsprojekt zur Zahngesundheit in dem
westafrikanischen Staat Gambia (mit)gegründet und betreut es auch heute
noch: Weit weg von der Hauptstadt Banjul müssen die Menschen immer noch
tagelange Fußmärsche unternehmen, wenn sie Zahnprobleme haben. Das
Projekt bildet Zahnärzte und Helfer aus, heute geht es aber auch um die
Frage, wie sich die Zahngesundheit in einem Entwicklungsland
unterscheidet von der in den Industrieländern.
Außerdem arbeitet Jordan seit den 1990er Jahren an dem Thema HIV und
Zahnbehandlung. „In den 80er Jahren hatten viele Zahnärzte Angst vor
einer AIDS-Ansteckung, aber sie waren auch die Ersten, die eine
Infektion an der Veränderung der Mundschleimhaut feststellen konnten.
Damals ging es vor allem um Aufklärung“, berichtet Jordan. Heute haben
sich die Probleme mit den neuen Behandlungsarten geändert:
„HIV-Patienten bekommen heute einen Medikamenten-Cocktail, den sie
täglich einnehmen müssen. Die haben Nebenwirkungen auch auf die
Mundschleimhaut und das Zahnfleisch. Dazu gibt es zurzeit nur wenig
Forschung.“
Die aktuellste Forschung betreibt Jordan zusammen mit den
Augusta-Kranken-Anstalten in Bochum. Darin geht es um Frauen, die nach
einer Brustkrebsoperation Behandlungen mit Chemo- oder Strahlentherapie
bzw. Hormonhemmern auf sich nehmen müssen. „Auch da gibt es massive
Beschwerden beim Kauen. Zahnfleisch und Mundschleimhaut sind entzündet,
die Patienten, die eh schon unter Appetitlosigkeit leiden, können nicht
mal schmerzfrei kauen. Aber niemand weiß, welcher Wirkstoff dafür
verantwortlich ist. Wir wissen auch nicht, wie sich die Effekte der
einzelnen Behandlungen, die in kurzer Zeit aufeinanderfolgen,
gegenseitig beeinflussen. Außerdem wird der Speichelfluss durch die
Behandlung geringer, das wiederum begünstigt Karies und Parodontitis“,
beschreibt Jordan die aktuelle Forschungsarbeit, die erst 2013
abgeschlossen sein wird.
Offenbar haben diese Arbeiten die IADR veranlasst, Jordan in die
Position eines Direktors der Forschungsgruppe zu wählen. „Da wird immer
ein Amerikaner und ein Vertreter aus dem Rest der Welt berufen. Das bin
ich jetzt für drei Jahre“, freut er sich über die Auszeichnung.
Quelle: Universität Witten/Herdecke