Branchenmeldungen 07.08.2023
CAD/CAM Blöcke: Vielfältiger und schneller zu bearbeiten
Indirekte Restaurationen direkt in der Praxis herzustellen, war vor mehr als 30 Jahren revolutionär – heute gehört es dank zahlreicher Weiterentwicklungen aller Komponenten zu den alltäglichen Behandlungsabläufen. Insbesondere bei den Materialien haben Innovationen zu großen Fortschritten in der Restaurativen Zahnheilkunde geführt. Wie haben diese den Praxisalltag verändert und welche Materialien bieten einen echten Mehrwert? Diese Fragen beantworten die Zahnärztinnen Dr. Bernhild-Elke Stamnitz (Langen) und Dr. Kerstin Hirland (Bad Neuenahr-Ahrweiler).
In den vergangenen Jahren wurden CAD/CAM-Blöcke umfangreich weiterentwickelt. Welche sind für Sie die herausragendsten Innovationen?
Dr. Stamnitz: Zirkoniumdioxid für den Chairside-Workflow ist meiner Ansicht nach eine der wichtigsten Neuerungen. Dieses Material stellt aufgrund seiner Eigenschaften besondere Anforderungen in der Bearbeitung und war deshalb bis dahin keine Option für die Versorgung in einer Sitzung. Inzwischen gibt es Multilayer-Zirkonblöcke, die dank ihrer guten Ästhetik in den Vordergrund drängen.
Dr. Hirland: Wir arbeiten in unserer Praxis seit einem Jahr mit CEREC, und ich kann das nur bestätigen. Die Entwicklung der Multilayer-Zirkonoxid-Blöcke und somit die Möglichkeit, Frontzahnbrücken mit dem CEREC-Workflow ästhetisch ansprechend herzustellen, ist eine entscheidende Innovation. Zum anderen sind modifizierte Lithiumdisilikate deutlich einfacher und schneller im Handling.
Welches Material setzen Sie aus welchen Gründen aktuell besonders häufig ein?
Dr. Hirland: Für Frontzahneinzel- und auch Seitenzahnrestaurationen im ästhetisch sichtbaren Bereich verwenden wir sehr gerne Celtra Duo, da es bei ästhetisch herausfordernden Restaurationen aufgrund der Farbauswahl viele Vorteile hat. Das Zirkonoxid-verstärkte Lithiumdisilikat ist schnell und einfach in der Verarbeitung und sicher in der Farbauswahl. Für Brücken im Frontzahn- oder auch im Seitenzahnbereich kommt CEREC MTL Zirconia zum Einsatz: Es bietet die nötige Biegefestigkeit und ermöglicht durch den graduierten Farbverlauf des Blocks (Multilayer) ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis – auch ohne Malfarben. Bei Einzelzahnkronen im hinteren Molarbereich haben wir gute Erfahrungen mit Zirkonoxid gemacht.
Dr. Stamnitz: Ich nutze aktuell sehr häufig CEREC Tessera, wenn ich Implantate versorge. Das Material ist zuverlässig, lässt sich hervorragend und zügig verarbeiten. Es bietet eine sehr gute Ästhetik, die gut weiter individualisierbar ist. Für Brücken setze ich unter anderem auf CEREC MTL Zirconia. Das Schöne ist, dass ich für all diese Materialien nur ein einziges Sortiment mit Malfarben für die Individualisierung benötige.
Sie beide nutzen mit CEREC Tessera und CEREC MTL Zirconia Blöcke von Dentsply Sirona. Was zeichnet diese im Vergleich zu anderen aus?
Dr. Stamnitz: Zunächst einmal erfüllen alle die physikalischen Anforderungen, die wir an diese Art von Materialien stellen. Neben der Effizienz beim Individualisieren, von der ich eben sprach, gibt es weitere wichtige Argumente: Restaurationen aus diesen Materialien lassen sich im Sinterofen CEREC SpeedFire recht schnell kristallisieren und sind damit für den Chairside-Einsatz sehr gut geeignet. Nicht zu unterschätzen ist, dass diese Blöcke Teil eines aufeinander abgestimmten Workflows sind. Im Praxisalltag bedeutet dies, dass sich Routinen entwickeln können, mit denen sich Feh-ler vermeiden lassen. Der Ablauf ist schneller und damit effizienter.
Dr. Hirland: Unter den Glaskeramiken ist CEREC Tessera für mich das Material, das am einfachsten und somit am sichersten in der Anwendung ist. Aufgrund der Modifizierung des Lithiumdisilikats zeichnet es sich durch eine hohe Kantenstabilität aus.
Die jeweilige Farbe einer Restauration zu bestimmen, ist oft eine Wissenschaft für sich. Wie gelingt Ihnen die Farbauswahl bei den Blöcken?
Dr. Hirland: Mit CEREC Tessera ist ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis viel vorhersehbarer, da das Material bereits vorkristallisiert ist und somit schon die Grundfarbe aufweist, die man später erzielen möchte. Charakterisierungen lassen sich ganz einfach mit den Malfarben aufbringen, und das Ergebnis ist immer berechenbar. Bei besonders dunklen Zahnstümpfen greife ich gerne auf ein Multilayer-Zirkonoxid zurück, da der dunkle Stumpf mit diesem Material besonders gut abgedeckt wird und nicht durchscheint.
Dr. Stamnitz: Die Farbauswahl ist tatsächlich immer fordernd. Es braucht ein wenig Übung und Erfahrung. Sicherlich wird die Farbauswahl inzwischen erleichtert, auch durch die Multilayer-Technologie, da stimme ich zu. Doch ich verlasse mich vor allem auf meine Erfahrung und setze gerne Malfarben ein. Als Zahnärzte schauen wir täglich auf Zähne – dieses dabei erworbene Wissen sollten wir unbedingt einsetzen.
Viele Faktoren tragen zu einer hochwertigen und dauerhaften Restauration bei. Welche Bedeutung hat der Block selbst für Ihre klinischen Ergebnisse?
Dr. Stamnitz: Das Material allein ist nicht alles, aber ohne das geeignete Material geht in der Restaurativen Zahnheilkunde nichts. Die Auswahl muss indikationsgerecht erfolgen und dabei die jeweiligen Anforderungen an Funktion, Ästhetik und Handling erfüllen.
Dr. Hirland: Das sehe ich auch so. Für mich ist bei der Qualität und Langlebigkeit einer Restauration die Qualität des Randschlusses entscheidend. Eine hohe Kantenstabilität, wie sie beispielsweise CEREC Tessera bietet, ist dabei von Vorteil.
Wenn Sie sich einen Block wünschen könnten: Welche Eigenschaften sollte er in sich vereinen?
Dr. Hirland: Es ist der Traum eines jeden Zahnarztes, einen Block für alles zu haben. Zwar brauchen wir Unterschiede aufgrund der Indikation, doch vielleicht wäre es ein Ansatz, das Material über unterschiedliche Einstellungen im Brennverfahren, etwa die Dauer oder die Temperatur, zu modifizieren, dass es sich in der Farbe und der Materialeigenschaft so verändern lässt, wie man es für die individuelle Situation braucht.
Dr. Stamnitz: Schöne Idee. In der Tat ist der Gedanke, ein Material universell einsetzen zu können, naheliegend, am besten auch in einer Multilayer-Variante. Und wer weiß: Bei der Befestigung wissen wir heute, dass Zirkonoxid-Restaurationen adhäsiv eingesetzt werden können – das hielt man lange für unmöglich. Insofern: Seien wir gespannt!
Dieses Interview ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.
Autorin: Britt Salewski