Branchenmeldungen 28.02.2011

"E-Learning ist eine effiziente Wissensvermittlung" - Ein Interview mit Prof. Dr. Dr. Wilfried H. Engelke

"E-Learning ist eine effiziente Wissensvermittlung" - Ein Interview mit Prof. Dr. Dr. Wilfried H. Engelke

Foto: © Shutterstock.com

Ab Herbst 2009 wird das Curriculum Implantologie des Deutschen Zentrums für orale Implantologie e.V. (DZOI) mit neuen Inhalten und Lernformen angereichert. Als neue Themenschwerpunkte werden der Einsatz von Lasern, ein Röntgenblock und Funktionsdiagnostik integriert. Die Dauer des Curriculums wird um einen Tag auf insgesamt sieben Tage verlängert. Wichtigstes Novum: ein E-Learning-Block. Entwickelt wurde das Programm von Prof. Dr. Dr. Wilfried H. Engelke, apl. Professor und Oberarzt am Zentrum ZMK der Universitätsmedizin Göttingen, und Dipl.-Phys. Gerd Hoch, Abt. HNO, Universitätsmedizin Göttingen. Die Redaktion sprach mit Professor Engelke über die Vorteile der Neuerungen.


Das Curriculum Implantologie des DZOI wird ab Herbst 2009 thematisch erweitert. Neu werden die Punkte Laser, Röntgen und Funktionsdiagnostik sein. Warum diese thematischen Ergänzungen?

Grundsätzlich geht es darum, in unseren Fortbildungen möglichst viel Basiswissen in Kürze zu vermitteln, denn dieses macht auch im Bereich Implantologie ständig Fortschritte. Dem wollen wir mit den neuen Themenfeldern Rechnung tragen. Zudem sollten Implantologen möglichst früh Kontakt zu den Nachbardisziplinen und modernen Therapieformen erhalten. Das gilt für die Laserzahnmedizin ebenso wie für die Radiologie und die Funktionsdiagnostik. Wir haben in der Vergangenheit bereits durch einen umfangreichen Phantomkursteil und die Ausbildung am Humanpräparat inhaltliche Schwerpunkte gesetzt. Dies hat sich bewährt und wird selbstverständlich beibehalten werden.


Inwiefern wird das Thema Laser vertieft?

Hier wollen wir die Erfahrungen und Inhalte des Curriculums Laserzahnmedizin des DZOI auch für das Curriculum Implantologie aufbereiten. Es sollen Grundkenntnisse in der Laseranwendung und die Bedeutung für die implantologische Therapie, insbesondere die minimalinvasive Therapie vermittelt werden.


Wie wird der Röntgenblock aussehen?

Das Thema Röntgen und seine modernen Möglichkeiten gewinnt in der Implantologie an Bedeutung. Bildgebende Verfahren sind für die Diagnostik wichtig und dreidimensionale Planungen erhöhen die Präzision der Implantation. Schlussendlich kann dadurch auch das OP-Trauma des Patienten deutlich reduziert werden. Bezüglich dieser Techniken müssen die Teilnehmer unseres Curriculums auf dem Laufenden sein. Zudem bieten wir den Kollegen an, den alle fünf Jahre erforderlichen Sachkundenachweis Radiologie in einem an das Curriculum vor- oder nachgelagerten Kurs zu erwerben.


Was ist zum Thema Funktionsdiagnostik geplant?


Die Funktionsdiagnostik auf der Basis der Biofunktionellen Behandlungskonzepte soll in das Curriculum Implantologie integriert werden, weil auch bei craniomandibulären Dysfunktionen (CMD) moderne Implantatverfahren hilfreich sein können.


Das große Novum des DZOI-Curriculums Implantologie ist ein von Ihnen entwickelter E-Learning-Block. Wie heißt dieses Programm?

Das speziell für das DZOI entwickelte E-Learning-Programm heißt „ImPlan“. Es wurde mit Herrn Dipl.-Phys. Gerd Hoch zusammen entwickelt und ist unter Windows XP und Vista lauffähig.


Abb. 1: Beispiel aus dem E-Learning-Programm „ImPlan“: Hier die Befunderhebung im Zahnschema. Abb. 2: Auch eine Augmentationsplanungsskizze ist mit „ImPlan“ möglich. Abb. 3: Eine OPG-Auswertung.


Wie läuft das E-Learning ab?

E-Learning ist in der Zahnmedizin bisher noch wenig bekannt. An der Universität Göttingen wird allerdings schon seit 2002 ein Implantatplanungsprogramm für die Studentenausbildung genutzt. Wir haben „ImPlan“ also nicht aus dem Boden gestampft, sondern konnten unsere jahrelangen Erfahrungen einfließen lassen. Das Programm beinhaltet die Anamnese- und Befunderhebung, ein systematisches Screening des Implantatlagers, primäre und sekundäre Planung und eine dreidimensional orientierte grafische Operationsplanung. Viele weitere Komponenten wie z.B. eine individuelle Aufgabenstellung sowie die Operationsdokumentation sind eingebunden. Das Programm ermöglicht, den gesamten Behandlungsablauf von der Erstaufnahme bis zur Implantation an virtuellen Patienten zu simulieren und konkrete Behandlungsschritte zu üben und als Aufgabe zu bearbeiten.

Jeder Teilnehmer von „ImPlan“ erhält einen virtuellen Patienten mit einer eigenen Krankengeschichte, klinischem Bericht, Röntgenbildern sowie individuellen Wünschen bezüglich Umfang und Kostenrahmen der Behandlung. Dann werden die einzelnen Behandlungsschritte durchlaufen. Er erstellt einen Befund, erarbeitet einen Behandlungsvorschlag mit Kostenplan und erstellt Operationsskizzen inklusive Entscheidung für ein Implantatsystem, Augmentationsmaßnahmen und Platzierung. Diesen Behandlungsvorschlag stellt der Teilnehmer dann auf einer Plattform des E-Learning-System ein.


Welche Vorteile hat das E-Learning aus Ihrer Sicht?

E-Learning ermöglicht eine virtuelle Diskussion mit Kollegen, und das rund um die Uhr. Ich bin nicht mehr allein auf die Kollegengespräche in Fortbildungszirkeln angewiesen, um von dem so sinnvollen Austausch über Fälle zu profitieren. Die Teilnehmer unseres E-Learning-Programmes werden gegenseitig ihre Behandlungsvorschläge im Netz kommentieren, von den Lösungsvorschlägen der anderen lernen und Alternativvorschläge ausarbeiten können. Sie sollen sich auch gegenseitig Aufgaben stellen und ihr Wissen damit vertiefen.

Aus meiner Sicht bietet E-Learning eine hocheffiziente Wissensvermittlung und das erwarten die Teilnehmer unserer Curricula. Die Virtualisierung des Lernens steigert als begleitende Methode die Ausbildungsqualität. Natürlich kann sie den persönlichen Kontakt zwischen Lehrer und Lernendem nur ergänzen.

Herr Prof. Dr. Engelke, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Info
Ab Herbst 2009 wird es zudem erstmals und in Folge dann zweimal jährlich ein „DZOI-Kontinuum“ geben. Die fachliche Weiterbildung wird mit Fortbildungspunkten ausgestattet und soll an unterschiedlichen Standorten abgehalten werden. Zielgruppe sind Mitglieder des Fachverbandes, Absolventen der Curricula Implantologie und auch Externe.

Der nächste Termin des DZOI-Curriculums Implantologie ist vom 28. September bis 4. Oktober 2009 an der Universität Göttingen.

Informationen und Anmeldeformulare unter www.dzoi.de oder
Deutsches Zentrum für orale Implantologie
Hauptstr. 7a
82275 Emmering
Tel.:0 81 41/53 44 56
E-Mail:office@dzoi.de


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