Branchenmeldungen 21.02.2011
Ist Adipositas eine bakterielle Munderkrankung?
Eine aktuelle Untersuchung, veröffentlicht in der Juni-Ausgabe des Journal of Dental Research, deutet darauf hin, dass orale Bakterien an der Entstehung einer Adipositas mitwirken könnten.
Die weltweit starke Zunahme von Übergewichtigkeit wurde bereits als Epidemie bezeichnet. Die entzündliche Eigenschaft von Adipositas ist dabei weithin anerkannt. Könnte es sich tatsächlich um eine Epidemie mit einem infektiösen Erreger handeln? Wissenschaftler haben sich nun gezielt mit der Möglichkeit beschäftigt, dass orale Bakterien eventuell direkt an der Entstehung von Adipositas mitwirken.
Um diese Möglichkeit zu prüfen, erfassten die Wissenschaftler J.M. Goodson, D. Groppo, S. Halem und E. Carpino die Bakterienpopulationen im Speichel übergewichtiger Frauen. Dazu wurden Speichelproben von 313 Frauen mit einem Body Mass Index zwischen 27 und 32 entnommen und die darin enthaltenen Bakterienpopulationen mittels DNA-Analyse gemessen. Die Ergebnisse dieser Gruppe wurden mit den Daten von 232 gesunden Probanden aus einer Studie zu Parodontalerkrankungen verglichen. Bei 7 der 40 untersuchten Bakterienarten lag der mittlere prozentuale Unterschied bei über 2 Prozent im Speichel der übergewichtigen Frauen.
Die Klassifikationsbaumanalyse der mikrobiologischen Speichelzusammensetzung zeigte, dass 98,4 Prozent der übergewichtigen Frauen dadurch identifiziert werden könnten, dass der Anteil des Bakteriums selenomonas noxia unter den gesamten Speichelbakterien bei über 1,05 Prozent liegt. Analysen dieser Daten weisen darauf hin, dass sich die Zusammensetzung der Speichelbakterien bei übergewichtigen Frauen verändert.
Es scheint wahrscheinlich, dass diese Bakterienarten als biologische Indikatoren für die Entwicklung von Übergewicht dienen könnten. Von noch größerem Interesse - und damit Gegenstand zukünftiger Untersuchungen – ist die Möglichkeit, dass orale Bakterien an der Pathologie beteiligt sein könnten, die zu Adipositas führt.
Quelle: International & American Association for Dental Research/Eurekalert, 10.07.2009