Branchenmeldungen 10.12.2011
Kassen schaffen Zusatzbeiträge ab
Die letzten Krankenkassen, die noch einen Zusatzbeitrag erheben, wollen den Aufschlag wohl im zweiten Quartal 2012 abschaffen. Das berichteten die „Nürnberger Nachrichten“ am Freitag. Nun wollen die Kassen wieder mehr Hoheit über ihre Beiträge insgesamt.
Bei der BKK Phoenix gebe es eine Beschlussvorlage, den Zusatzbeitrag zum
1. April abzuschaffen, sagte ein Sprecher der Zeitung. Für die
Mitglieder der BKK advita werde es ab dem zweiten Quartal ebenfalls
günstiger, so das Blatt. Bei der BKK Hoesch wolle man bald entscheiden,
ob die Pauschale erheblich verringert oder ganz abgeschafft werde. Bei
der BKK Publik hieß es hingegen, noch sei nichts geplant.
Bereits
die DAK und BKK Gesundheit hatten angekündigt, nach ihrer geplanten
Fusion ihre Zusatzbeiträge zu streichen. Auch die KKH-Allianz und die
Deutsche BKK wollen den Aufschlag nicht mehr verlangen.
Die
Finanzlage der Kassen hat sich wegen der noch guten Konjunktur und
Spareffekten zuletzt stark verbessert. Nur wenn sie mit den Zuweisungen
aus dem Gesundheitsfonds nicht auskommen, müssen sie Zusatzbeiträge
erheben. Die Kassen schlossen die ersten neun Monate dieses Jahres mit
einem Überschuss von rund 3,9 Milliarden Euro ab.
Der
Verbraucherzentrale Bundesverband rechnet allerdings damit, dass Kassen
den Zusatzbeitrag nach 2013 wieder erheben. Auf die Versicherungen kämen
„erhebliche Mehrkosten“ zu, sagte die Gesundheitsexpertin des Verbands,
Ilona Köster-Steinbach, der Zeitung. „2014 wird der Beitrag wieder
kommen.“
Die Kassen wollen nach den Erfahrungen mit den
Zusatzbeiträgen, die den Wettbewerb stark anheizen und betroffene Kassen
stark belasten, wieder mehr Entscheidungsfreiheit über ihre Beiträge.
„Wir wollen mehr individuelle Beitragsfreiheit für jede einzelne
Krankenkasse, unabhängig davon, ob ein prozentualer oder ein Eurobeitrag
die gesetzliche Vorgabe ist“, sagte der Sprecher ihres
Spitzenverbandes, Florian Lanz, der dpa. Mehr Entscheidungsfreiheit beim
Beitrag könnten etwa Investitionen in neue Versorgungskonzepte
erleichtern.
Auch Barmer-GEK-Chef Christoph Straub forderte im
„Hamburger Abendblatt“ (Freitag), dass die Krankenkassen die Beiträge
wieder selbst erheben können. Derzeit gilt bundesweit ein einheitlicher
Krankenkassenbeitrag von 15,5 Prozent vom Bruttogehalt. Der
Barmer-GEK-Chef warnte davor, wegen des Milliarden-Überschusses im
Gesundheitsfonds die Beiträge zu senken. Arzneimittel- und
Krankenhausausgaben zögen wieder an.
Die steigende Zahl der Pflegebedürftigen könnte den Pflegebeitrag nach Ansicht Straubs bis 2050 auf 3 bis 3,5 Prozent ansteigen lassen. Mit ihrer Pflegereform will die schwarz-gelbe Koalition den Beitragssatz zum 1. Januar 2013 von 1,95 auf 2,05 Prozent anheben.
Quelle: dpa