Branchenmeldungen 21.02.2011

Mütter unterschätzen häufig Kariesgefahr bei Kleinkindern

Mütter von Kleinkindern wissen zu wenig über die Kariesgefahr für das Milchgebiss durch falsche Ernährung. Insbesondere der Schaden, den zu häufiges Trinken zuckerhaltiger Getränke aus der Nuckelflasche und süße Zwischenmahlzeiten in Kindermündern anrichten kann, ist den Eltern nach einer aktuellen Studie von Landeszahnärztekammer Thüringen, Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahn pflege Thüringen e. V. und Universitätsklinikum Jena häufig nicht bewusst. Die Ergebnisse der Studie über das Kariesrisiko bei Kindern in Thüringen wurden am Freitag zum Auftakt des 9. Thüringer Zahnärztetages in Erfurt vorgestellt. „Beratung zur zahngesunden Ernährung von Kindern bleibt in den Zahnarztpraxen nach wie vor ein Schwerpunkt“, sagte Kammerpräsident Dr. Andreas Wagner.
Für die Studie hatten die Zahnärztekammer, die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege und das Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Uniklinikum seit September im Rahmen der thüringenweiten Veranstaltungen zum Tag der Zahngesundheit 986 Mütter von ein- bis siebenjährigen Kindern zu Essgewohnheiten, zu Zahnhygiene und Prophylaxe sowie zu ihren Einstellungen zur Zahngesundheit befragt. Außerdem wurden Speichelproben von 395 Klein kindern auf ihren Gehalt an Karies verursachenden Bakterien (Mutans-Strepto kokken) untersucht.
Etwa jedes zweite Kind trank laut Studie zu oft und zu lange aus der Babyflasche - nicht nur bei Durst, sondern auch zum Einschlafen und während nächtlicher Wachzeiten bzw. zur Beruhigung. Mütter bedürfen der dringenden Aufklärung über den Missbrauch der Babyflasche und die Entwicklung einer frühkindlichen Karies. Defizite offenbart die Studie auch hinsichtlich der Zahnarztbesuche von Kleinkindern. „Kleinkinder sollten bereits nach dem ersten Zahndurchbruch im ersten Lebensjahr einem Zahnarzt vorgestellt werden“, sagte Dr. Wagner. Dies sei allerdings nur bei etwa der Hälfte der durch die Studie erfassten Kinder der Fall gewesen. Eltern müssen ausreichend Zeit für die Pflege der Zähne des Kindes investieren, die Zähne nachputzen und die Systematik des Zähneputzens vermitteln. Der Zahnarzt oder eine Prophylaxehelferin kann die Eltern dabei unterstützen.
Aus Sicht der Landeszahnärztekammer ist bei der Aufklärung über die so genannte frühkindliche Karies und deren Verhinderung die Zusammenar beit von Zahnmedizinern und Kinderärzten geboten. In Thüringen müssen nach Erhebungen der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege 14 Prozent der Zwei- bis Dreijährigen wegen Karies behandelt werden, weitere 12 Prozent gehören zur für die Erkrankung besonders anfälligen Risikogruppe. Über die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege wird unter anderem die zahnmedizinische Betreuung von Kindertages stätten durch ihre 14 angestellten Prophylaxehelferinnen und Patenschaftszahnärzte organisiert. Derzeit sind mehr als 600 niedergelassene Zahnmediziner als Patenschaftszahnärzte tätig.
Auf dem Zahnärztetag geht es auch um die Verbesserung der zahnmedizinischen Betreuung von pflegebedürftigen Menschen. Vorgestellt wurde eine mobile Behandlungseinheit, mit deren Hilfe die Versorgung von pflegebedürftigen Heimbe wohnern verbessert werden soll. Mundgesundheit im Alter bedeutet heute vor allem Erhalt von Zähnen und Zahnhalteapparat durch regelmäßige Mundhygiene. Mängel in der Mundhygiene fördern bei alten Menschen nicht nur Zahnverlust, sondern auch das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen. Im Pflegealltag gibt es hier nach Einschätzung der Landeszahnärztekammer allerdings große Defizite. „Bereits in der Ausbildung werden Pflegekräfte zu wenig auf dieses Thema vorbereitet“, erläuterte Dr. Wagner. Im Pflegealltag mangele es dem Personal wegen hohen Arbeitsdrucks oftmals an Zeit, körperlich beeinträchtigten alten Menschen beim Zähneputzen zu helfen. In Thüringen leben inzwischen rund 72 000 Pflegebedürftige, darunter mehr als 20 000 in Heimen. Die Landeszahnärztekammer widmet sich unter anderem der Fortbildung der Zahnmediziner, des Praxispersonals sowie von Pflegekräften in Betreuungseinrichtungen auf diesem Gebiet der so genannten Gerostomatologie.

Quelle: www.lzkth.de, 30.11.2008

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