Branchenmeldungen 26.06.2024

Praxisnahe Parcours-Prüfung ab sofort an Bonner Uni



Praxisnahe Parcours-Prüfung ab sofort an Bonner Uni

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Die Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie (MKG) am Universitätsklinikum Bonn (UKB) hat ein neues Format für eine möglichst realitätsnahe Leistungsüberprüfung der Studierenden der Universität Bonn konzipiert. Dieses ergänzt die theoretische Ausbildung durch praktische Wissensabfrage. Während die sogenannten „OSCE“-Prüfungen bereits in der Humanmedizin stattfinden, ist es für die Bonner Zahnmedizin ein Novum. Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Kramer, Direktor der Klinik für MKG-Chirurgie am UKB, stand der dentalfresh dazu Rede und Antwort.

Herr Prof. Kramer, warum haben Sie das OSCE-Prüfungskonzept eingeführt und wie schwierig war die Implementierung?

Es war für uns recht früh klar, dass sich der praktische Kompetenzerwerb mit den herkömmlichen Testaten und schriftlichen Klausuren nur begrenzt überprüfen lässt. Auf der Suche nach einem geeigneten Prüfungskonzept sind wir auf das im Medizinstudium bereits etablierte, kompetenzorientierte Prüfungsverfahren „OSCE“ gestoßen. Es ermöglicht, klinisch-praktische Fertigkeiten anhand einzelner Prüfungsstationen standardisiert und objektiv zu bewerten. Die Implementierung parallel zum Klinikbetrieb war herausfordernd und zeitaufwendig; es mussten für den OSCE geeignete Phantommodelle entwickelt werden, Schauspielpatienten genau instruiert sowie das Ärzteteam der MKG-Chirurgie stationsspezifisch auf die Bewertung der Studierendenleistung geschult werden. Glücklicherweise hat uns das Studiendekanat der Medizinischen Fakultät sehr unterstützt.

Welche Vorteile ergeben sich aus dem Konzept für die Studierenden?

Den entscheidenden Vorteil sehe ich in der größeren Praxisnähe. Wenn unser Ziel ist, die Studierenden umfassend und möglichst praxisnah auf ihr späteres Berufsleben vorzubereiten, dann sollten wir auch den praktischen Kompetenzerwerb zu einem validen Prüfungsmaßstab machen. Theoretische Kenntnisse verlieren ihre Bedeutung aber nicht. Es ist auch vorteilhaft, dass der Prüfungsparcours flexibel an andere oder neue fachliche Herausforderungen angepasst und in seiner Qualität verbessert werden kann. Einen dritten Vorteil sehe ich im Zeitpunkt des OSCEs: Damit sammeln die Studierenden bereits vor Eintritt in die eigene Patientenbehandlung erste praktische Erfahrungen in der Identifikation von medizinisch vorerkrankten Patienten und in der Prävention und dem Management von Notfallsituationen. Wir hoffen, damit potenzielle Berührungsängste abzubauen. Gibt es schon Feedback aus der ersten Umsetzung?Zur Qualitätskontrolle evaluieren wir unseren OSCE umfassend und konnten zeigen, dass die Verknüpfung von theoretischem Wissen mit praktischen und kommunikativen Fertigkeiten mittels OSCE mit hoher Zuverlässigkeit und Gültigkeit messbar ist. Zwar beklagen die Prüfenden den hohen Personal- und Zeitaufwand, dieser ist jedoch für die valide Durchführung leider unvermeidbar. Das Echo der Studierenden ist bislang recht erfreulich: Viele finden, dass der Parcours zwar stressig und anspruchsvoll ist, aber einzelne Aspekte der Prüfung durchaus auch Spaß bereiten. Nur ein einziger Kandidat wünschte sich lieber die alte Spritzenklausur zurück. Aktuell haben wir naturgemäß eine Evaluation von nur einem Fachsemester; erst im Juli 2024 werden wir das zweite Semester, welches nach neuer Approbationsordnung studiert, entsprechend prüfen und evaluieren können.

Gibt es schon Feedback aus der ersten Umsetzung?

Zur Qualitätskontrolle evaluieren wir unseren OSCE umfassend und konnten zeigen, dass die Verknüpfung von theoretischem Wissen mit praktischen und kommunikativen Fertigkeiten mittels OSCE mit hoher Zuverlässigkeit und Gültigkeit messbar ist. Zwar beklagen die Prüfenden den hohen Personal- und Zeitaufwand, dieser ist jedoch für die valide Durchführung leider unvermeidbar. Das Echo der Studierenden ist bislang recht erfreulich: Viele finden, dass der Parcours zwar stressig und anspruchsvoll ist, aber einzelne Aspekte der Prüfung durchaus auch Spaß bereiten. Nur ein einziger Kandidat wünschte sich lieber die alte Spritzenklausur zurück. Aktuell haben wir naturgemäß eine Evaluation von nur einem Fachsemester; erst im Juli 2024 werden wir das zweite Semester, welches nach neuer Approbationsordnung studiert, entsprechend prüfen und evaluieren können.

Dieses Interview ist in der dentalfresh 2 erschienen.

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