Branchenmeldungen 21.02.2011

TK-Vorstand: Gesundheitssystem kostet nicht nur

TK-Vorstand: Gesundheitssystem kostet nicht nur

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Hamburg - Das Gesundheitswesen sollte nach Überzeugung des Vorstandschefs der Techniker Krankenkasse (TK), Prof. Norbert Klusen, nicht nur unter dem Kostenaspekt diskutiert werden. Der volkswirtschaftliche Nutzen und die Chancen für den Arbeitsmarkt müssten stärker in den Mittelpunkt rücken, forderte er in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Wir müssen das Thema Personalnebenkosten entmystifizieren. Deutschland liegt bei den durch das Gesundheitswesen verursachten Kosten im unteren Mittelfeld.» Zu den etwa 4,4 Millionen Arbeitsplätzen in der Gesundheitswirtschaft könnten in den nächsten Jahren einer Studie zufolge mehrere hunderttausend hinzukommen. Dazu seien aber Reformen notwendig.

Nach Klusens Überzeugung sollte der gerade eingeführte Gesundheitsfonds wieder abgeschafft werden. Schlimmer noch als der Fonds sei aber der an Krankheiten orientierte Risikostruktur-Ausgleich, der falsche Anreize setze und Missbrauch fördere. «Die Ausgleichsmechanismen sind ungerecht.» Um die Kostenbelastung der Arbeitgeber zu begrenzen, hätte auch eine Obergrenze für sie festgelegt und der Arbeitnehmeranteil flexibel gestaltet werden können, sagte Klusen. Die TK ist mit mehr als sieben Millionen Versicherten die größte Krankenkasse Deutschlands.

Mit Blick auf die zu erwartende Entwicklung der Pflegekosten werde klar, dass Gesundheit in Zukunft teurer werde, sagte Klusen. «Ich will das Problem der Lohnnebenkosten nicht kleinreden, aber man muss das ganze Gesundheitssystem sehen.» So sei die Belastung der Arbeitgeber durch das Gesundheitssystem in anderen Ländern sogar noch höher, zum Beispiel in den USA, obwohl es dort keine Beitragspflicht der Unternehmen gibt, oder in Frankreich. Die beste Möglichkeit zum Sparen sieht Klusen in größerem Wettbewerb, zum Beispiel beim Einkauf von Gesundheitsleistungen. Hier liege auch das beste Argument für Fusionen der Krankenkassen.

Quelle: dpa/Gespräch: Sönke Möhl, 14.04.2009


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