Branchenmeldungen 04.06.2012
Uni Witten testet zahngesunde Nahrungsmittel
Eine von drei weltweit akkreditierten Mess-Stationen steht seit April 2012 an der Universität Witten/Herdecke
Außer
in Witten stehen so feinfühlige Messinstrumente nur noch in Zürich und
in Peking – speziell angefertigte „Zahnspangen“ mit feinen Sonden messen
den Säuregehalt im Mund von Probanden. „Wir haben seit April hier in
Witten eine von drei weltweit akkreditierten Mess-Stationen. Damit
stellen wir fest, welche Nahrungsmittel im Mund welche Veränderungen des
pH-Wertes, also des Säurespiegels, bewirken“, erklärt Prof. Dr. Stefan
Zimmer, der Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde,
das Ziel der Station. „Bei den Zähnen gilt das gleiche wie an
Halloween: Süßes oder Saures – beides schädigt den Zahn“, erläutert
Zimmer. „Die Zahnbeläge verwandeln Süßes in Säuren, die dann zu Karies
führen. Zusätzlich greifen die in Getränken wie Orangensaft oder
Energiedrinks enthaltenen Säuren direkt den Zahnschmelz an.“
Die computergestützte Mess-Station besteht aus einer Art Zahnprothese
mit Klammern und einer hoch sensiblen Glaselektrode, die den Säuregehalt
im Mund misst. Über einen angeschlossenen Spezialstecker werden die
Messdaten aus dem Mund einer Testperson an den zweiten Teil der
Messstation, ein Analysegerät und einen Rechner, weitergegeben. Während
die Testperson kaut und auch eine halbe Stunde nach dem Genuss wird noch
gemessen, was sich im Mund verändert. „Es versteht sich, dass die
Messprothese für jede Testperson individuell angepasst werden muss.
Daher sind die Versuche schon aufwendig und die Messungen müssen unter
strenger Aufsicht erfolgen.“ Deshalb vergibt Toothfriendly International
(Basel/CH), die gemeinnützige und nicht gewinnorientierte
Dachorganisation der Berliner Aktion zahnfreundlich e. V., die Zulassung
der Messstationen auch nur sehr sparsam und nach wissenschaftlich exakt
festgelegten Kriterien. „Wir sind sehr froh, dass wir nach drei Jahren
Vorbereitung in Witten die Akkreditierung erhalten haben.“
Neben der Forschung geht es bei der pH-Telemetrie vor allem um die
Vergabe des bekannten Qualitätssignets Zahnmännchen. Hersteller, die
ihre Produkte mit diesem Logo auszeichnen lassen und damit werben
wollen, müssen ihre Lebensmittel und Getränke in einer der drei
Telemetriestationen testen lassen. „Es gibt viele Firmen, die mit dem
Slogan ‚zuckerfrei’ auf Gummibären oder Schokolade werben. Zuckerfrei
kann zwar bedeuten, dass ein Produkt auch zahnfreundlich ist, muss es
aber nicht. Denn oft enthalten diese Produkte Frucht- oder andere
Zuckerarten, die genauso kariesverursachend sind wie der normale
Haushaltszucker. Oder die Produkte enthalten Säuren, die den Zahn direkt
angreifen und somit Erosionen verursachen. Wirkliche Sicherheit für den
Verbraucher bietet nur das Zahnmännchen. Es gewährleistet, dass die
Produkte weder Karies noch Erosionen verursachen.“
Weitere Informationen bei Prof. Dr. Stefan Zimmer, 02302/926-660, stefan.zimmer@uni-wh.de
Quelle: Uni W/H