Branchenmeldungen 08.03.2013
„Virtueller Seziertisch“ für Heidelberger Studenten
Präparierkurs am Universitätsklinikum Heidelberg wird durch lebensgroße, dreidimensionale Computermodelle ergänzt
In den Präpariersälen des Instituts für Anatomie der Universität
Heidelberg verhelfen jetzt zwei „Virtuelle Seziertische“
Medizinstudenten zu einer besseren Orientierung im menschlichen Körper:
Die High-Tech-Geräte der Firma Anatomage Inc. zeigen die lebensgroße,
dreidimensionale Darstellung eines Menschen, die an beliebigen Stellen
geschnitten und – anders als bei der realen Präparation – von allen
Seiten betrachtet werden kann. Die verschiedenen Organe lassen sich
isoliert oder mit anderen Strukturen zusammen darstellen. Die
Medizinstudenten erhalten so, parallel zum Präparieren der Leichen, am
tischgroßen, horizontalen Bildschirm einen hervorragenden Überblick über
die Lage von Organen, Blutgefäßen oder Nervenfasern. Zum Einsatz kommen
die virtuellen Seziertische als Ergänzung im Präparierkurs und bei
Tutorien.
Die Darstellungen des Virtuellen Seziertisches basieren
u.a. auf realen Schnittbildern, Daten der 3D-Computertomographie (CT)
sowie graphischer Abbildungen der Strukturen, die mit bildgebenden
Verfahren nur schwer zu erkennen sind: So können z.B. CT-Aufnahmen der
inneren Organe und des Skeletts um exakte Zeichnungen des Gefäß- und
Nervensystems ergänzt werden. Auch Kombinationen mit Röntgenbildern oder
Aufnahmen aus dem Magnetresonanztomographen (MRT) sind möglich. „Die
Studierenden wechseln zwischen den verschiedenen
Darstellungsmöglichkeiten, kombinieren sie und erhalten so einen sehr
guten Überblick“, erklärt Sara Doll, die als präparationstechnische
Assistentin der Fachrichtung Medizin den Präparierkurs betreut.
Mit Handbewegungen lässt sich virtueller Körper beliebig drehen und schneiden
Eine
umlaufende Kamera am Rand des Tisches registriert Bewegungen auf der
Bildschirmoberfläche und erlaubt die Bedienung per Fingerzeig: Mittels
Handbewegung lassen sich der virtuelle Körper beliebig drehen, quer oder
längs schneiden, Gewebsschichten entfernen, Organe von allen Seiten
betrachten und einzelne Bereiche vergrößern. Darüber hinaus sind
CT-Aufnahmen von Menschen mit verschiedenen Erkrankungen abrufbar. So
lernen die Erstsemestler am dreidimensionalen Modell bereits krankhafte
Veränderungen wie z.B. Tumoren kennen, die an den Leichen selten zu
sehen sind oder weggeschnitten werden.
Für den Einsatz im
Präparierkurs überspielt Sara Doll CT-Daten von den Körperspendern, die
in dem jeweiligen Kurs seziert werden, auf den Anatomage-Tisch. „Ich
zeige anhand der 3D-Aufnahmen meiner Demonstrations-Leiche, worauf es
bei der realen Präparation am Nachbartisch ankommt,“ erklärt sie. „Die
Studierenden können direkt zwischen CT-Aufnahme und Situation im Körper
vergleichen, das prägt sich besonders gut ein und ist später nicht mehr
möglich. Außerdem macht die Virtuelle Präparation sie schon in der
Vorklinik mit radiologischer Bildgebung vertraut.“
Ergänzung zum Seminar „Virtuelle Anatomie“
In
dieser Hinsicht ist der Tisch eine hervorragende Ergänzung zum Seminar
„Virtuelle Anatomie“, welches das Institut für Anatomie als einziges
Lehrinstitut in Deutschland in dieser Ausführung anbietet. Im Seminar
arbeiten die Studierenden in der Vorklinik mit Programmen, die
Radiologen ursprünglich für die Klinik, u.a. zur Vorbereitung
schwieriger Operationen, entwickelt haben. Dabei vertiefen sie ihre
Anatomiekenntnisse und lernen, klinische Schnittbilder verschiedener
radiologischer Verfahren wie der Computer- oder
Magnetresonanz-Tomographie richtig einzuordnen, zu interpretieren und zu
bearbeiten.
Die beiden Virtuellen Seziertische haben bereits
überzeugt: „Dozenten wie Studierende sind begeistert“, so Doll, die die
Anschaffung der Geräte mit anregte.
Quelle: Universität Heidelberg