Branchenmeldungen 23.04.2014
Von Studenten für Studenten: Stipendium für „Pfad-Finder“
Studierende der Universität Witten/Herdecke setzen Zeichen zur Entschleunigung des Bildungssystems
Zeit und Raum für die individuelle persönliche Entwicklung sind im deutschen Bildungssystem ein immer knapper werdendes Gut: In acht Jahren hetzen die Schüler durch die weiterführenden Schulen, schließen direkt ein Bachelorstudium an und sammeln dazwischen, dabei und danach noch möglichst viele Praktika und Auslandsaufenthalte, um schnell direkt in den Beruf oder in einen Masterstudiengang zu gelangen.
„In diesem eng gesteckten Hürdenlauf von Prüfung zu Prüfung, in dieser Atemlosigkeit des Auswendiglernens bleiben viele wichtige Lebenserfahrungen auf der Strecke“, sagt Levka Meier, Mitglied des Vorstands der StudierendenGesellschaft (SG) und Studentin der Universität Witten/Herdecke (UW/H). „Vielleicht kennt man am Ende mehr Daten und Fakten – aber ich glaube nicht, dass man dadurch klüger wird. Diese Entwicklung wird weder den jungen Menschen noch unserer Gesellschaft gerecht. Wir brauchen kreative, gestaltungswillige und urteilskräftige Köpfe, die ihren eigenen Weg gehen.“ Deshalb hat die SG das „Pfad-Finder-Stipendium“ ins Leben gerufen. „Damit möchten wir junge Menschen ermutigen, ihren eigenen Pfad zu suchen, zu finden und sich in selbstgesteckten Herausforderungen auszuprobieren und zu bewähren.“
Dank eines Stipendiums in Höhe von 700 Euro im Monat erhalten die „Pfad-Finder“-Stipendiaten ein Jahr lang die finanzielle Freiheit, um sich intensiv mit einem persönlichen Projekt zu beschäftigen. Dabei kann es sich beispielsweise um eine erste kleine Unternehmensgründung, um den Start eines Internetblogs, die Organisation eines Lesezirkels, eine Urban Gardening Initiative oder ein eigenes Forschungsvorhaben handeln. Zudem erhalten die Stipendiaten die Möglichkeit, in dieser Zeit kostenfrei alle an der Universität Witten/Herdecke angebotenen Kurse zu belegen. Und sie bekommen einen persönlichen Mentor zur Seite gestellt.
Unter allen eingesandten Stipendienbewerbungen werden die zu fördernden Projekte in einer öffentlichen Online-Abstimmung gekürt, nachdem eine studentische Jury zuvor die Finalisten bestimmt hat. Das Stipendium wird unabhängig von einem möglichen späteren Studium an der UW/H vergeben. Bewerbungsschlüsse sind der 31. Mai sowie der 31. August 2014. Wer sich allerdings bis zum 31. Mai bewirbt, hat die Möglichkeit, einen Platz in der 7. Wittener Summerschool, die im August an der UW/H stattfinden wird, zu bekommen.
„Wenn wir an den deutschen
Universitäten junge und engagierte Menschen ausbilden wollen – in
der Hoffnung, dass sie später gesellschaftliche Wirkung entfalten
mögen – dann sollten wir ihnen zunächst auch Raum und Zeit zur
eigenen Entfaltung gewähren. Oft tun wir das unter G8- und
Bologna-Bedingungen viel zu wenig. Das ‚Pfad-Finder-Stipendium’
ist eine ganz neue Bildungsidee, die dazu anregt, noch vor dem
Studium mit der intensiven Suche nach dem eigenen Weg zu beginnen.
Wir freuen uns auf viele interessante Bewerbungen: Wer diese Chance
erhält und gut zu nutzen versteht – der lernt etwas fürs Leben!“
sagt UW/H-Präsident Professor Martin Butzlaff.
Weitere
Informationen:
- zum Pfad-Finder-Stipendium und zur Bewerbung:
www.uni-wh.de/pfadfinder
- zur Wittener Summerschool:
www.uni-wh.de/studium/studieninteressierte/wittener-summerschool
Die
StudierendenGesellschaft (SG):
Die StudierendenGesellschaft
Witten/Herdecke e.V. ist ein von den Studenten der Universität
Witten/Herdecke geführter Verein. Mit dem 1995 selbst entwickelten
„Umgekehrten Generationenvertrag“ ermöglicht die
StudierendenGesellschaft eine elternunabhängige und sozial gerechte
Finanzierung des Studiums. Das Prinzip ist einfach: erst studieren, später zahlen.
Auf diese Weise finanzieren die Absolventen der Universität
Witten/Herdecke den jeweils Studierenden ihr Studium. Und das ohne
Risiko: Wer im Anschluss an sein Studium an der UW/H unterhalb eines
Mindesteinkommens verdient, der muss seinen Beitrag überhaupt nicht
bezahlen.
Quelle: UW/H