Branchenmeldungen 21.02.2011

Zähes Ringen um Geschlossenheit des Berufsstandes

Zähes Ringen um Geschlossenheit des Berufsstandes

Foto: © ZÄK Berlin

Auf der Bundesversammlung der BZÄK sollte eine präzise Standortbestimmung des Berufsstandes vorgenommen werden. Im Zentrum der Diskussionen standen die neue Approbationsordnung, die Selektivverträge im PKV- und GKV-Bereich, die Ablehnung der eGK und die Forderung nach einer neuen GOZ. Gerade beim letzten Thema schlugen die Wogen hoch. Viele Vorschläge wurden gänzlich in Frage gestellt. Lesen Sie dazu ein Statement von Dr. Wolfgang Schmiedel, Präsident der Zahnärztekammer Berlin.

Der diesjährige Deutsche Zahnärztetag in München liegt wenige Tage hinter uns, und es gilt an dieser Stelle, ein Resümee zu ziehen.

Zu Recht durfte erwartet werden, dass auf der im Rahmen des Deutschen Zahnärztetages stattfindenden Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer eine präzise Standortbestimmung unseres Berufsstandes vorgenommen wird und eindeutige, politisch unüberhörbare Signale an die Politik formuliert und übermittelt werden.

Dabei stehen die Chancen, für die berechtigten Forderungen unserer Profession endlich ernsthaftes Gehör zu finden, derzeit wahrlich nicht schlecht. Wie heißt es so schön im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP: „Die Freiberuflichkeit der ärztlichen Tätigkeit ist ein tragendes Prinzip unserer Gesundheitsversorgung und sichert die Therapiefreiheit.“

Der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Peter Engel, definierte in seiner Rede anlässlich des Festaktes des Deutschen Zahnärztetages den Begriff der Freiberuflichkeit folgendermaßen: „Freiberuflichkeit, wie wir Zahnärzte sie verstehen, basiert auf einem Wechselwirkungsverhältnis von Freiheit, Vertrauen und Verantwortung.“ Die Bundesversammlung ihrerseits bekräftigte eingangs dieses klare Bekenntnis zum Erhalt und zur Sicherung der Freiberuflichkeit in einer einstimmigen Resolution. So weit, so gut.

Die weiteren Diskussionen der 140 Delegierten der Bundesversammlung ließen indes auf anschauliche Weise erkennen, dass es nach wie vor schwierig bis unmöglich ist, die bisweilen diametral voneinander abweichenden Ansichten und Positionen der Kollegenschaft „unter einen Hut“ zu bringen. Die von Partikular-, Verbands- und Länderinteressen geprägten Wortmeldungen mündeten in einer Flut von mehr als 60 Anträgen, deren Behandlung und Beschlussfassung einen ordnungsgemäßen und zielgerichteten Verlauf der Versammlung bisweilen unmöglich erschienen ließen.

Im Zentrum dieser Diskussionen standen der von der BZÄK auftragsgemäß überarbeitete so genannte „Delegationsrahmen“, die längst überfällige neue Approbationsordnung, die Selektivverträge im PKV- und GKV-Bereich, die Neustrukturierung der Fort- und Weiterbildung, die Ablehnung der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte und – last but not least – die Forderung nach einer neuen, dem wissenschaftlichen Stand entsprechenden und finanziell angemessenen GOZ.

Dass gerade beim letzten Thema die Wogen hoch schlugen, ist zunächst verständlich, geht es doch wieder einmal (auch) ums liebe Geld! Dass aber von einigen Delegierten die von der BZÄK in Auftrag gegebene, wissenschaftlich erarbeitete „Prognos-Studie“ zur Berechnung des zahnärztlichen Stundensatzes und des für eine zahnärztlichen Leistung erforderlichen (durchschnittlichen!) Zeitkontingents gänzlich in Frage gestellt wurde, muss nachdenklich stimmen. Emotionale „Schnellschüsse“, wie auf der Bundesversammlung abgegeben, sind nach meiner festen Überzeugung der beharrlichen Arbeit der BZÄK nicht förderlich und gefährden die Glaubwürdigkeit nicht nur dieser Institution, sondern letztlich des gesamten Berufsstandes!

Sie können sämtliche politischen Beschlüsse der diesjährigen Bundesversammlung auf der Web-Seite der BZÄK unter http://www.bzaek.de/deutscher-zahnaerztetag.html nachlesen - machen Sie sich Ihr eigenes Bild!

Darüber hinaus empfehle ich Ihnen die Lektüre des Statistischen Jahrbuchs der BZÄK, welches unlängst in zweiter Auflage erschienen ist, gibt es doch einen exzellenten Überblick zu Fragen und Entwicklungen des Berufsstandes bis hin zu vergleichenden Statistiken der nationalen und internationalen Mundgesundheit. Sie können dieses hochpolitische Werk auf der Web-Seite der BZÄK unter http://www.bzaek.de/wir-ueber-uns/daten-und-zahlen/statistische-publikationen/statistische-jahrbuch.html bestellen.

So wie die große Politik ringt auch unser zahnärztlicher Berufsstand weiter um seine Standortbestimmung und zukunftsfähige Perspektiven. Um die von uns Zahnärztinnen und Zahnärzten formulierten Ziele zu erreichen, braucht es nach innen weitere intensive Diskussionen und nach außen eine breite Geschlossenheit!

Dr. Wolfgang Schmiedel

Quelle: Zahnärztekammer Berlin, 4.12.2009


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