Branchenmeldungen 21.02.2011
Zähneputzen gegen Lungenentzündung
Infektionen, die in Krankenhäusern übertragen werden, sind ein ernst zu nehmendes Risiko bei längerem Krankenhausaufenthalt. Eine der gefährlichsten ist die beatmungsassoziierte Pneumonie (VAP = ventilator-associated pneumonia), eine Lungeninfektion, welche sich bei etwa 15% aller beatmeten Menschen entwickelt.
Mit geschwächtem Immunsystem und einer höheren Resistenz gegenüber Antibiotika können Patienten, die auf künstliche Beatmung angewiesen sind, leicht ernste Infektionen entwickeln – so wie 26.000 Amerikaner jedes Jahr.
Dank einer neuen nachgewiesenen klinischen Methode, entwickelt von KrankenpflegerInnen der Universität Tel Aviv, gibt es ein neues Hilfsmittel, um den Ausbruch einer beatmungsassoziierten Pneumonie in Krankenhäusern zu stoppen. Das neue Hightech-Gerät: eine gewöhnliche Zahnbürste.
Dreimal täglich putzen gegen Lungenentzündung
„Pneumonie ist überall ein großes Problem in Krankenhäusern, selbst in den Industrieländern“, sagt Krankenschwester Ofra Raanan, die leitende Forscherin der neuen Studie und Dozentin im Fachbereich für Krankenpflege an der Universität Tel Aviv. „Intubierte Patienten können bereits zwei bis drei Tag nach der Intubation mit Pneumonie infiziert werden. Doch Lungenentzündungen können wirksam verhindert werden, wenn die richtigen Vorkehrungen getroffen werden.“
Raanan arbeitete zusammen mit einem Team aus KrankenpflegerInnen an den wichtigsten medizinischen Zentren Israels. Sie stellten fest, dass dreimal-tägliches Zähneputzen bei Patienten – selbst bei bewusstlosen – den Ausbruch einer Pneumonie bis zu 50% senken kann.
Eine Pionierstudie mit messbaren Effekten
Es ist schwierig die Auswirkungen quantitativ genau zu bestimmen, so die Forscher. „Während die Untersuchung eine eindeutige Verbesserung zeigt, die Häufigkeit von im Krankenhaus übertragenen Pneumonien zu verringern, ist es schwer genau zu ermitteln, wie stark das Zähneputzen die beatmungsassoziierte Pneumonie verhindert“, sagt Raanan. Die veröffentlichten wissenschaftlichen Beweise zeigen jedoch einen direkten Zusammenhang für intubierte Patienten.
„Manchmal machen Doktoren und Schwestern alles richtig und der Patient bekommt dennoch eine Lungenentzündung. Doch dieser Ansatz wird nun sicherlich die Überlebenschancen verbessern.“
Im Allgemeinen siedeln im gesunden Mund Kolonien eigentlich harmloser Bakterien. Eine Infektion beginnt, wenn ein Beatmungsschlauch den „guten Bakterien“ freien Zugang zum unteren Bereich der Lunge erlaubt. Die Bakterien bewegen sich in kleinen Wassertröpfchen durch den Schlauch und besiedeln die Lunge. Einmal dort, nutzen die Bakterien den Vorteil des geschwächten Immunsystems des Patienten und vermehren sich. Regelmäßiges Zähneputzen stoppt das Wachstum und die anschließende Verbreitung des Bakteriums, welches zur beatmungsassoziierte Pneumonie führt.
Die vorbeugende Routine erweitern
Es gibt zusätzliche Maßnahmen, die Entstehung einer beatmungsassoziierten Pneumonie zu verhindern. Heutzutage nutzen medizinische Assistenten gewöhnlich einen mechanischen Absauger, um Sekrete aus Mund und Rachen zu entfernen. Zudem lagern sie Patienten in sitzender Position und ändern diese alle paar Stunden. Das Zähneputzen, so die Schwestern der Universität Tel Aviv, sollte dieser Routine hinzugefügt werden.
Obwohl das Pflegepersonal in einigen amerikanischen Krankenhäusern bereits das Zähneputzen bei Beatmungspatienten praktiziert, könnten die neuen Ergebnisse medizinische Zentren auf der ganzen Welt überzeugen, mehr Mittel in diese alltägliche Tätigkeit zu investieren, um dadurch Leben zu retten.
Quelle: Science Daily, Dezember 2008