Branchenmeldungen 21.02.2011
Zahn-Implantate in der "ästhetischen Zone": Entscheidend ist der langfristige Erfolg
Die Zahn-Implantation in der sichtbaren "ästhetischen Zone" ist besonders heikel. Darum gilt es, vor einer Implantation zunächst alle konservativen Therapiemöglichkeiten einzusetzen, um den Zahn zu retten", erklärt Dr. Claude Andreoni, Präsident der schweizerischen Gesellschaft für Implantologie auf dem 5. Gemeinschaftskongress, den die deutschspachigen Gesellschaften für Implantologie zusammen mit der International Academy for Oral and Facial Rehabilitation (IAOFR) vom 14. bis 16. Mai 2009 in Berlin veranstalten. Eine Implantation sofort nach der Extraktion sei darüber hinaus in der ästhetischen Zone eher selten und nur bei sehr günstigen Umständen möglich.
Es klingt verführerisch: Zahn raus, Implantat rein, Krone drauf - und dann wieder fest zubeißen. Welcher Patient, bei dem ein geschädigter Zahn extrahiert werden muss, würde sich dies nicht wünschen? Doch in den meisten Fällen ist dies nicht möglich. "Vor allem in der ästhetischen Zone, also dem sichtbaren Teil des Gebisses, ist bei einer solchen Sofortimplantation und einer zu frühen Belastung der Misserfolg programmiert, und zwar nicht der kurzfristige, sondern der langfristige", warnt Dr. Claude Andreoni, Zürich, Präsident der Schweizer Gesellschaft für Implantologie und einer der drei Kongresspräsidenten der 5. Gemeinschaftstagung der deutschsprachigen implantologischen Fachgesellschaften.
Zwar gibt es Situationen, in denen auch Andreoni sich vorstellen kann, sofort nach der Extraktion auch im Frontzahnbereich zu implantieren: "Bei einem jugendlichen Patienten mit guten Knochenverhältnissen, der nach einem Sturz eine Zahnfraktur hat, muss man sich natürlich überlegen, ob man nicht den Zahn zieht und sofort implantiert", räumt Andreoni ein. Denn eine sofortige Implantation stützt die Strukturen der Weichgewebe. In diesen idealen Fällen seien die Langzeitergebnisse sehr gut - vorausgesetzt, dass Implantat wird in der Einheilphase nicht belastet. Auch wenn das Knochenangebot durch Knochenaufbau ("Augmentation") entsprechend verbessert wurde, sind die Langzeitergebnisse gut. Doch in allen anderen Fällen rät Andreoni zur Vorsicht. Denn sind die Umstände weniger günstig, ist das Misserfolgsrisiko hoch, wenn zu früh implantiert und belastet wird.
Darum setzen die Experten in der heiklen ästhetischen Zone zunächst auf eine konservative Behandlung, um den Zahn zu retten: "Der Zahn ist schließlich dafür gemacht, dass er mindestens 70 Jahre hält", sagt der SGI-Präsident, "so schlecht könne er also gar nicht sein, dass man ihn leichtfertig entfernt."
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich e. V., 19.05.2009