Branchenmeldungen 21.02.2011

Zahnärzte wünschen sich Vereinfachungen und Kostenerstattung

Zahnärzte wünschen sich Vereinfachungen und Kostenerstattung

Foto: © Shutterstock.com

Zahnärzte sehen in der Kostenerstattung eine gute Möglichkeit, eine qualitätsorientierte Versorgung der Patienten nachhaltig zu sichern. Das Praxisbarometer der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein zeigt, dass Dreiviertel der Befragten diese Möglichkeit erleichtert sehen möchte. Nur rund fünf Prozent sind dagegen. Auch bei der Bestimmung des Leistungskataloges auf eine notwendige Grundversorgung ergibt sich ein klares Bild: Nur jeder zehnte Befragte ist gegen eine Einschränkung.



Es könnte so einfach sein, wenn nur Patient und Zahnarzt in Vertragsbeziehung stünden. „Warum mischt sich da ein Dritter ein“, fragen sich Zahnärzte, die am Praxisbarometer der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein teilgenommen haben. Die zahlreichen Kommentare der Praxisinhaber zeigen zwar ein gemischtes Bild. Eines aber wird deutlich: Das derzeitige System stellt die Zahnärzte nicht zufrieden.

Viele halten den Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung für zu umfangreich. Fast 58 Prozent stimmen dieser Aussage weitgehend oder voll zu, weitere 28 Prozent leicht. Stattdessen wünschen sich die Zahnärzte, mehr außervertragliche Leistungen mit den Patienten vereinbaren zu können. Dabei sind sie sich der Probleme bewusst. Denn in strukturschwachen Regionen werden außervertragliche Leistungen schwächer nachgefragt – mit entsprechenden Auswirkungen für Patienten und Zahnärzte. Viele wünschen sich, den Leistungskatalog auf die Grundsicherung zu beschränken.



Kein klares Bild geben die Antworten auf die Aussage „ich würde ein Festzuschusssystem auch in anderen Behandlungsbereichen einführen“. Rund 37 Prozent stimmten dieser Aussage voll oder weitgehend zu, rund 32 Prozent lehnten dies aber auch ab. Ein möglicher Grund: Festzuschusssysteme führen zu bundeseinheitlichen Preisen – das scheint für die Kollegen im Norden kein Vorteil. Kritisiert wurde auch der „Vorschriftenwahn“ in Zusammenhang mit Festzuschüssen für Zahnersatz. „Wir wünschen uns ein praxisnahes System ohne viele Vorschriften“, lautete der Wunsch eines Kollegen.

Für Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Hans-Peter Küchenmeister weist diese Aussage auf eines der größten Probleme für die Zahnarztpraxen hin: „Viele Kollegen haben das Gefühl, in Bürokratie zu ersticken. Eine Vereinfachung der Vorschriften und ein Eindämmen der Formularflut ist dringend notwendig“, forderte Küchenmeister.

Insgesamt fühlen sich die Praxisinhaber durch die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen gegängelt. Fast 88 Prozent der Teilnehmer sieht sich durch die aktuelle gesundheitspolitische Situation in ihrem Handeln eingeschränkt. Die allgemeine berufliche Stimmungslage bleibt durchwachsen: Nur jeder fünfte Zahnarzt bezeichnet seine berufliche Stimmungslage jeweils als gut oder sehr gut bzw. schlecht oder mies. Die Mehrheit der Kollegen benotet die eigene Stimmung mit den Schulnoten drei oder vier.

„Das ist ein Ergebnis, das auch Politikern zu denken geben sollte. Die zahnmedizinische Versorgung in Deutschland ist auch deshalb so gut, weil die Praxisinhaber bislang mit hoher Motivation arbeiten. Erhalten können wir diese Motivation nur, wenn wir staatliche Bevormundung durch Freiräume ersetzen“, sagte Küchenmeister.

Weiteres Ergebnis des Praxisbarometers:
Der in jüngster Zeit stark propagierte Masterabschluss wird im Norden skeptisch betrachtet. Noch sind 91 Prozent von ihnen Zahnärzte mit Approbation zur uneingeschränkten Berufsausübung. Jeder fünfte hat zusätzlich spezielle Tätigkeitsschwerpunkte. Sieben Prozent sind Fachzahnärzte, einen zusätzlichen Mastergrad haben nur ein Prozent. Nicht einmal 13 Prozent der Befragten halten den Mastergrad für zukunftsfähig. Die Approbation zur uneingeschränkten Berufsausübung dagegen 78 Prozent, den Zahnarzt mit speziellen Tätigkeitsschwerpunkten 55 Prozent und den Fachzahnarzt 21 Prozent.

Küchenmeister sieht damit einen Beschluss bestätigt, den die Kammerversammlung im Norden jüngst einstimmig verabschiedet hat. Darin wird die Bachelor-/Masterstruktur für das Studium der Zahnmedizin abgelehnt. „Das einheitliche und hochwertige Zahnmedizinstudium mit dem Abschluss Staatsexamen muss erhalten bleiben. Mit einer neuen Approbationsordnung muss das Zahnmedizinstudium zu einem berufsfertigen Zahnarzt führen“, forderte die Kammerversammlung.

Quelle: Zahnärztekammer Schleswig-Holstein, 19.02.2009



Mehr News aus Branchenmeldungen

ePaper