Branchenmeldungen 21.02.2011
Zahnfleischerkrankungen erhöhen Diabetisrisiko
Die überwiegende Mehrheit der Menschen mit parodontalen Erkrankungen leidet laut einer aktuellen Studie der New York University auch unter einem hohen Risiko für Diabetes und sollte deshalb dahingehend in den Zahnarztpraxen untersucht werden. Die Wissenschaftler stellten zudem fest, dass die Hälfte der Risiko-Patienten im zurückliegenden Jahr beim Zahnarzt waren. Sie schlossen daraus, dass Zahnärzte erwägen sollten, Diabetes-Tests in ihren Praxen anzubieten und beschrieben praktische Ansätze für die Ausführung solcher Tests in Zahnarztpraxen.
Das Forscherteam um Dr. Shiela Strauss von der New York University untersuchte Daten von 2.923 erwachsenen Studienteilnehmern aus den Jahren 2003/2004, bei denen bisher keine Diabetes diagnostiziert wurde. Unter Verwendung von Richtlinien der American Diabetes Association ermittelte Dr. Strauss, dass 93 Prozent der Studienteilnehmer mit parodontalen Erkrankungen – im Vergleich zu 63 Prozent derer ohne Zahnfleischerkrankungen – als stark Diabetes-gefährdet galten und einen Diabetes-Test durchführen sollten. Die Richtlinien empfehlen einen Diabetes-Test für Menschen ab 45 Jahren mit einem Body Mass Index von 25 oder mehr und für Menschen unter 45 Jahren mit einem BMI von 25 oder höher und mindestens einem zusätzlichen Diabetes-Risikofaktor.
In Dr. Strauss‘ Studie wurden zwei dieser zusätzlichen Risikofaktoren – hoher Blutdruck und ein erstgradiger Verwandter (Eltern oder Geschwister) mit Diabetes – bei einer signifikant größeren Anzahl an Studienteilnehmern mit Parodontalerkrankungen als bei solchen ohne Parodontitis gefunden. Die Studienergebnisse ergänzen die wachsende Anzahl an Nachweisen für einen Zusammenhang zwischen parodontalen Erkrankungen und einem erhöhten Diabetes-Risiko. Die Studienergebnisse wurden in der Online-Ausgabe des Journal of Public Health Dentistry veröffentlicht.
Dr. Strauss untersuchte auch, wie häufig die Studienteilnehmer mit Parodontalerkrankungen und einem Diabetes-Risikofaktor zum Zahnarzt gingen und konnte ermitteln, dass drei von fünf in den vergangenen zwei Jahren einen Zahnarzt besucht hatten, die Hälfte im letzten Jahr und ein drittel in den vergangenen sechs Monaten.
„Angesichts dieser Ergebnisse könnte der Zahnarztbesuch eine sinnvolle Gelegenheit sein einen ersten Diabetes-Test durchzuführen – ein wichtiger Schritt zur Ermittlung jener Patienten, die eine Folgeuntersuchung zur Diagnose der Erkrankung benötigen“, so Dr. Strauss.
Die wachsende Vielzahl undiagnostizierter Diabetes-Fälle sei besonders bedenklich, da „die frühzeitige Behandlung in Verbindung mit Präventionsbemühungen helfen könnte, Langzeit-Komplikationen eines Diabetes vorzubeugen oder hinauszuzögern. Diese Langzeit-Komplikationen sind es, die für eine verminderte Lebensqualität und eine erhöhte Mortalitätsrate der Patienten verantwortlich sind.“
Laut Dr. Strauss könnten Zahnärzte ihre Patienten auf Diabetes testen, indem sie diese auf Risikofaktoren hin untersuchten. Dazu zählen u.a. Übergewicht, ein hoher Cholesterin-Spiegel, hoher Blutdruck, ein Verwandter ersten Grades mit Diabetes und Schwangerschaftsdiabetes.
Alternativ könnten Zahnärzte ein Blutzuckermessgerät, um Blutproben aus dem Finger oder aus entzündeten Zahnfleischtaschen zu analysieren.
Eine frühere Studie von Dr. Strauss vom Juni 2009 ermittelte an 46 Studienteilnehmern mit Parodontalerkrankungen, dass der Bluckzuckerspiegel zuverlässig mit dem Glukometer auch aus Blutproben aus tiefen Parodontaltaschen gemessen werden kann und die Ergebnisse mit denen von Blutproben aus dem Finger stark vergleichbar waren.
Quelle: New York University College of Dentistry über Eurekalert,17.12.2009