Branchenmeldungen 21.02.2011

Zahnmedizin in Zeiten der Wirtschaftsschwäche: Aus- und Fortbildung anpassen

Zahnmedizin in Zeiten der Wirtschaftsschwäche: Aus- und Fortbildung anpassen

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Die sogenannte „Krise“ ist noch zu jung, um aussagefähige Daten hinsichtlich eines möglichen aktuellen Effekts auf die Zahnarztpraxen zu haben – zumindest allerdings geht die Entwicklung derzeit hin zu mehr Wirtschaftsschwäche, sowohl bei den Patienten, aber auch bei vielen Zahnarztpraxen.

Im Vorfeld seines 1. Hirschfeld-Tiburtius-Symposiums befragte der Dentista – Verband der Zahnärztinnen KZBV, BZÄK und Wissenschaft, wie sie die Lage einschätzen und worauf sich die Zahnärzte möglicherweise einstellen müssen. „Wer sich in eigener Praxis niederlässt, sollte mit Gewinnerwartungen defensiv umgehen und seine Investitionslasten begrenzen“ empfiehlt Dr. Jürgen Fedderwitz, Vorsitzender der KZBV im Interview mit dem Journal des Verbandes.

Auch Monostrukturen in der Praxis machten anfällig: Der Trend zur Spezialisierung zeige hier seine riskante Seite – auch im Hinblick auf mögliche „Eingriffe des Gesetzgebers in das Leistungsgefüge.“ Da Patienten erfahrungsgemäß in schlechten Zeiten nicht auf günstigere Lösung umsteigen, sondern die gewünschte hochwertige so lange wie möglich aufschieben, müsse in einer Rezession besonders im Prothetikbereich mit Umsatzeinbrüchen gerechnet werden.

Die Verbesserung der gesundheitlichen Lage der sozial schwachen und oft eher bildungsfernen Bevölkerung sieht BZÄK-Vizepräsident Dr. Dietmar Oesterreich, der auch einen Vortrag beim Symposium halten wird, als eine übergreifende Aufgabe: „Armut und Krankheit entwickeln sich zu einer echten Problemlage der gesamten Gesellschaft.“ Hier Verbesserungen zu schaffen sei eine Querschnittsaufgabe von Bildungs-, Arbeitsmarkt-, Sozial- und auch Gesundheitspolitik. Die Zahnärzteschaft müsse in diesem Zusammenhang die „bevölkerungsweiten, prophylaktischen Ansätze risikospezifisch und populationsbezogen verstärken.“ Aufklärung und die Schaffung von Chancengleichheit seien die „wesentliche Aufgabenstellung des Berufsstandes, um den Auswirkungen sozialer Ungleichheiten zu begegnen.“

Wissenschaft: Eventuell Aus- und Fortbildung anpassen
Sollte die Rezession keine vorübergehende Phase sein, sondern sich zu einem nicht wünschenswerten Dauerzustand entwickeln, müsse dies Auswirkungen auf die Grundausbildung der Hochschule und anschließende Fortbildung haben, sagt Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer/Greifswald im Interview mit dem Journal (vollständig veröffentlicht in Ausgabe 1-2009). Die verantwortlichen Hochschullehrer versuchten fortlaufend, „Wissenschaft und (zukünftige) Praxis aufeinander abzustimmen. Das geschieht bisher – zumindest in Deutschland – nicht unbedingt auf der Basis einer ‚Wirtschaftsschwäche’. Beispielsweise werden die auf dieser Basis wieder interessant werdenden Amalgamfüllungen an vielen Zahnkliniken überhaupt nicht mehr oder nur noch halbherzig unterrichtet.“

Im Falle anhaltender Wirtschaftsschwäche müsse das Grundstudium des Faches entsprechend korrigiert werden. „Sollte sich dagegen die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen, was ebenfalls nicht wünschenswert wäre“, so Professor Meyer, „müsste über spezielle Fortbildungskurse oder Curricula in die eine oder andere Richtung nachgedacht werden.“

Professor Meyer ist ebenfalls Referent beim 1. Hirschfeld-Tiburtius-Symposium des Verbandes am 6. Juni 2009 in Berlin. Thema: „LowTech versus HighTech: Zahnmedizin in Zeiten der Wirtschaftsschwäche.“ (Programmvorschau: www.dentista-club.de > Veranstaltungen). Die wirtschaftliche Situation der Zahnarztpraxen steht dabei ebenso im Blickpunkt wie fachliche Aspekte rund um die Versorgung und rechtliche Themen im Umgang mit zahlungsschwachen Patienten.

Quelle: Presseinformation des Dentista Club, 15.03.2009

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