Branchenmeldungen 21.02.2011
Zum Schutz von Kindern: Ärzte fordern Lockerung der Schweigepflicht
Osnabrück - Kinder- und Jugendärzte in Deutschland drängen auf die Lockerung ihrer Schweigepflicht, wenn sie den Verdacht auf Kindesmisshandlung oder Vernachlässigung hegen. «Kein Arzt sollte wegen des Bruchs der Schweigepflicht einer Strafandrohung ausgesetzt sein, wenn er bei einem Betreuer weitere Informationen im Interesse des Kindes einholt», sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Dienstag). Schon in Fällen eines vagen Verdachts müssten Ärzte die Erlaubnis zum Gespräch mit Lehrern, Erzieherinnen im Kindergarten oder nichtärztlichen medizinischen Berufen bekommen.
Hartmann betonte, es werde dem Kindeswohl nicht gerecht, wenn bei vagen Verdachtsfällen grundsätzlich die Zustimmung der Eltern zu einem Gespräch mit Betreuern nötig sei. «Diese Zustimmung erhält man in vielen Fällen eben nicht», sagte der Mediziner. Auch umgekehrt sei es dringend notwendig, wenn Lehrer oder Kindergärtnerinnen mit Kinder- und Jugendärzten Kontakt wegen einer möglichen Misshandlung oder Vernachlässigung aufnehmen könnten.
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte zuvor in einem Interview angekündigt, zum Schutz gefährdeter Kinder in bestimmten Fällen die ärztliche Schweigepflicht zu lockern. Einen entsprechenden Vorschlag zur Reform des Kinderschutzgesetzes wolle sie im Januar ins Kabinett einbringen.
Quelle: dpa, 16.12.2008