Branchenmeldungen 05.01.2017
Zum Tod von Dr. Carl E. Misch
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*1947 - †2017
Dr. Carl E. Misch, einer der wirkungsmächtigsten Menschen auf dem Gebiet der dentalen Implantologie, ist Anfang Januar infolge seiner schweren Erkrankung gestorben. Dr. Misch galt als einer der Pioniere der modernen Implantologie, hat er doch wie kaum ein anderer die wissenschaftlichen Grundlagen und zahnmedizinischen Erkenntnisse in diesem Bereich entschieden erweitert.
Der aus bescheidenen Verhältnissen stammende US-Amerikaner war bereits mit 18 Jahren verheiratet und Vater eines Kindes. Carl Misch liebäugelte bereits als Kind damit, die Laufbahn eines wirtschaftlich attraktiven Berufs wie dem des Zahnarztes einzuschlagen. Er erarbeitete sich dank seines vielfältigen und herausragenden sportlichen Talents mittels eines Baseball-Stipendiums einen Platz am Dental College der University of Detroit. Aufgrund seines Engagements als Studentensprecher kam er früh in Kontakt mit dem College Direktor Dr. Clive Mohammed, der umfangreiche histologische Untersuchungen über subperiostale Implantate anstellte – die ersten Untersuchungen dieser Art überhaupt zu dieser Zeit. Dr. Mohammed brachte Carl Misch dazu, sich bereits im ersten Jahr intensiv mit subperiostalen Implantaten zu befassen und entwickelte sogar einen Lernplan für seinen Schützling. Über eine einmal im Jahr stattfindende Vorlesung zu Implantaten von Dr. Paul Mentag, einer der Gründer der American Academy of Implant Dentistry (AAID), kam er bereits früh in Kontakt mit Dr. Leonard „Lenny“ Linkow, der in diesem Zusammenhang als Gast-Chirurg auftrat. Als Klassenvorsitzender durfte Carl Misch ihm beim ersten Hands-on-Kurs überhaupt dieser Art an seinem College assistieren. Als Überflieger seines Jahrgangs, mit allen Prüfungen erfolgreich bestanden und das Pensum frühzeitig erfüllt, erhält Misch die Gelegenheit, einen Implantologiekongress in Monte Carlo zu besuchen, wo er die Bekanntschaft mit einem gewissen Dr. Ken Judy machte.
Unerschrocken und im Vertrauen auf seine geschulten Fähigkeiten und Kenntnisse lässt sich Dr. Carl Misch als Fachzahnarzt nieder und behandelt von nun an Patienten, die implantatgestützte Prothesen oder Einzelzahnersatz auf Implantaten wünschen. Er operiert mit den bekanntesten implantologisch tätigen Dentalchirurgen seiner Zeit, um von ihnen zu lernen. So machte er auch die Bekanntschaft mit Prof. Dr. Dr. h.c. Hans L. Grafelmann – dem Gründungsvater der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie (DGZI e.V., gegründet 1969) und Herausgeber des Magazins „Orale Implantologie“, der ersten deutschsprachigen Fachpublikation auf diesem Gebiet (1970), aus dem über ein paar Umwege 1996 das Implantologie Journal hervorgehen sollte.
Seine Fähigkeiten, seine Umtriebigkeit und Bereitschaft, sich permanent weiterzubilden, lassen Dr. Carl Misch innerhalb von wenigen Jahren zu einem der gefragtesten Implantologen in den USA avancieren. Er plädiert vehement für einen Paradigmenwechsel bei totalprothetischen Versorgung in Anbetracht der Tatsache, dass nicht in Funktion stehender Knochen eher resorbiert als wenn er mittels Implantate belastet werden würde. Außerdem beobachtete er, dass Implantatverluste sich in vielen Fällen eher auf funktionelle Fehlbelastungen als auf bakterielle Ursachen zurückführen lassen.
Mit der Unterstützung des International Congress of Oral Implantologists, der von seinem Freund Ken Judy geleitet wird, entwickelt Dr. Misch ein implantologisches Schulungsprogramm, mit dem Ziel, seinen zahnärztlichen Kollegen eine zertifizierte und verifizierte Spezialisierung auf diesem Gebiet zu ermöglichen. Aus diesen Bemühungen heraus ist 1984 das Misch International Implant Institute hervorgegangen, das bis heute über 4.500 Zahnärzte in den Bereichen Implantologie, Implantatprothetik und Praxismanagement weitergebildet hat.
Zahlreiche Professuren, Gastprofessuren, Publikationen und Patente verdeutlichen seinen Genius, der stets von dem Bemühen befeuert war, den Patienten die bestmögliche zahnmedizinische Versorgung angedeihen zu lassen.
Dr. Carl Mischs Einfluss auf die moderne Implantologie wird für immer erhalten bleiben.