Wissenschaft und Forschung 15.03.2011
Bausteine für hochfeste Biokompositmaterialien
Israelische Forscher entwickelten Nanokügelchen, die starr wie Metall sind.
Organische Nanostrukturen sind Schlüsselelemente für die
Nanotechnologie, denn diese Bausteine lassen sich mit
maßgeschneiderten chemischen Eigenschaften ausstatten. Nachteil waren
bisher ihre im Vergleich zu metallischen Nanostrukturen deutlich
unterlegenen mechanischen Eigenschaften.
Ehud Gazit, Itay Rousso und ein Team von der Universität Tel Aviv, dem
Weizmann Institute of Science sowie der Ben-Gurion Universität, Israel,
entwickelten jüngst organische Nanokügelchen, die eine starre
organische Struktur aufweisen. Wie die Wissenschaftler in der jüngsten
Ausgabe der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten, sind sie
interessante Bausteine für hochfeste Biokompositmaterialien.
25 Mal fester als Stahl
Nanoskalige biologische Strukturen weisen oft einzigartige mechanische
Eigenschaften auf, etwa Spinnenseide, die, bezogen auf ihr Gewicht, 25
Mal fester ist als Stahl. Die festesten künstlichen organischen
Materialien sind derzeit Aramide wie Kevlar. Erfolgsgeheimnis ist eine
spezielle räumliche Anordnung ihrer aromatischen Ringsysteme und ein
Netz aus Wechselwirkungen zwischen ihren planaren Amidbindungen. Ein
ähnliches Bauprinzip liegt auch den Nanokügelchen zugrunde. Anders als
bei den langen Polymerketten der Aramide entstehen diese Strukturen
jedoch in einem Selbstorganisationsprozess aus kleinen, sehr einfachen
Molekülen auf Basis aromatischer Dipeptide der Aminosäure
Phenylalanin.
Mithilfe eines Rasterkraftmikroskops untersuchten die
Wissenschaftler die mechanischen Eigenschaften dieser Nanokügelchen
und errechneten ein bemerkenswert hohes Elastizitätsmodul (275 GPa),
das höher ist als bei vielen Metallen und ähnliche Werte erreicht wie
Stahl. Diese Nanostrukturen sind damit die bisher starrsten organischen
Materialien und können sogar Aramide in den Schatten stellen. Zudem
sind die Nanokügelchen transparent. Das macht sie zu idealen Elementen
für die Verstärkung von hochfesten Biokompositmaterialien, wie
verstärkte Kunststoffe für Implantate oder Zahnersatzmaterialien, Luft-
und Raumfahrt und andere Anwendungen, die kostengünstige, leichte
Stoffe mit hoher Steifigkeit und außergewöhnlicher Stabilität
benötigen.
Quelle: Gesellschaft Deutscher Chemiker