Wissenschaft und Forschung 04.10.2022
Paro: Menschen, die an Schicksal glauben sind häufiger betroffen
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Personen, die Glück über ihr Leben entscheiden lassen, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit öfter von Zahnfleischerkrankungen betroffen. Diejenigen hingegen, die glauben, dass ihr eigenes Handeln über ihr Schicksal entscheidet, leiden seltener an solchen Erkrankungen. Die Ergebnisse der neuen Studie wurden erstmals auf der EuroPerio10 vorgestellt.
„Der Befund, dass dieses Glaubenssystem mit der Mundgesundheit zusammenhängt, sollte Zahnärzte ermutigen, den emotionalen Zustand ihrer Patienten zu beurteilen und sie gegebenenfalls an eine geeignete psychologische Betreuung zu verweisen“, so Studienautor Dr. Sebastien Jungo von der Universität Paris.
Vorgehen der Studie
Zum Vorgehen der Studie erklärte Dr. Jungo Folgendes: „Der internen Locus (interne Kontrollüberzeugung) ist das Ausmaß, in dem Menschen glauben, dass bestimmte Lebensereignisse auf ihre eigenen Handlungen oder Faktoren zurückzuführen sind. Menschen, die glauben, dass sie wenig Einfluss auf bestimmte Lebensereignisse haben, wurden in die Gruppe mit einem externen Locus (externe Kontrollüberzeugung) eingeordnet.
In die Studie wurden 79 Patienten aufgenommen, die an einer parodontalen Beratung im Bretonneau University Hospital in Paris teilnahmen. Es wurden Daten zum Lebensstil (z. B. Rauchen) und zu sozioökonomischen Faktoren (Einkommen, Bildungsgrad, Familienstand) erhoben. Der Plaquestatus und die Anzahl der Zähne wurden aufgezeichnet. Anschließend wurden die Patienten im Bereich der Mundhygienegewohnheiten gecoacht. Während einer zweiten Konsultation wurden folgenden Untersuchungen durchgeführt:
- ob das Zahnfleisch beim Sondieren blutet;
- Taschentiefe;
- maximaler Bindungsverlust.
Überraschende Ergebnisse
25 Prozent der Teilnehmer wiesen eine externe Kontrollüberzeugung und 75 Prozent eine interne Kontrollüberzeugung auf. Der mittlere Wert für depressive Stimmung war in der Gruppe mit externen Locus doppelt so hoch wie in der Gruppe mit internen Locus.
Etwa drei Viertel der Gruppe der externen Locus hatten ein niedriges Bildungsniveau im Vergleich zu der Gruppe mit internen Locus. Personen in der Gruppe mit externen Locus verloren im Durchschnitt drei Zähne, die Gruppe mit internen Locus hingegen nur einen.
Dr. Jungo über einen möglichen Lösungsansatz: „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die der externer Kontrollort möglicherweise Ermutigung braucht, Parodontitis als behandelbare Krankheit zu betrachten, insbesondere wenn sie sich niedergeschlagen fühlen."
Quelle: European Federation of Periodontology