Wissenschaft und Forschung 28.01.2013
Studie zu Gingivitis: Bakterien manipulieren das Immunsystem
Neue Forschungsergebnisse, die im „Journal of Leukocyte Biology“ veröffentlicht wurden, legen nahe, dass die Bakterienspezies Porphyromonas gingivalis eine überschüssige Produktion von IL-10 verursachen, die die Immunzellen Gamma-Interferon hemmen und so zu einer Entzündung führen.
Ein neuer Forschungsreport im „Journal
of Leukocyte Biology“ zeigt, wie die Bakterien, die nachweislich
Zahnfleischerkrankungen hervorrufen – genannt Porphyromonas
gingivalis – das menschliche Immunsystem manipulieren, um die
natürlichen Prozesse, die normalerweise zu deren Zerstörung führen,
zu deaktivieren. Insbesondere zeigen die Ergebnisse, dass diese
Erreger unverzüglich die Produktion des entzündungshemmenden Moleküls
Interleukin-10 (IL-10) fördern. Das wiederum hemmt die Funktion der
T-Zellen, welche sonst helfen würden, den Wirt vor dieser besonderen
mikrobiellen Infektion zu schützen.
„Da mehr als 50
Prozent der US-Bevölkerung über 50 Jahre im Alter eine
Erwachsenenparodontitis entwickeln, hoffen wir, dass die Resultate
unserer Studie maßgeblich bei der Entwicklung von neuartigen
Behandlungen helfen, die die chronische Infektion, verursacht vom
Erreger P. gingivalis, verhindern oder zumindest verbessern“, sagt
Dr. Dr. Jannet Katz, eine der Forschenden, die in die Arbeit der
Abteilung für Kinderzahnmedizin an der Universität von Alabama in
Birmingham involviert ist.
Um diese Entdeckung zu machen,
nutzten die Wissenschaftler die Zellen von Mäusen, die zuvor P.
gingivalis ausgesetzt wurden. Ein Teil der Zellen wurde mit einem
Antikörperhemmer gegen IL-10 behandelt und der andere Teil blieb
unbehandelt. Alle Zellen wurden anschließend auf
Gamma-Interferon-Produktion getestet. In den behandelten Zellen wurde
ein Anstieg der Gamma-Interferon-Produktion festgestellt, bei den
unbehandelten Zellen nicht. Dieser Befund legt nahe, dass die
Zerstörung durch die P. gingivalis stattfindet, sobald die
Immunzellen des Wirts zum ersten Mal diesem Erreger ausgesetzt sind.
Außerdem impliziert dies, dass, soll die Behandlung erfolgreich
sein, man so früh wie möglich damit starten muss. Die Studie hebt
den Mechanismus hervor, mit dem P. gingivalis eine chronische
Infektion in Form einer parodontalen Erkrankung auslöst und liefert
einen Einblick, wie sich die Erkrankung entwickelt. Die Resultate
zeigen außerdem die Bedeutung eines frühzeitigen Eingriffs –
entweder mit der Ausmerzung des Bakteriums mit speziell entwickelten
Therapeutika oder mit der Vorbeugung mittels der Entwicklung eines
effektiven Impfstoffs.
„Zahnfleischerkrankungen und
Infektionen, die sie verursachen, können unglaublich hartnäckig und
schwierig zu behandeln sein“, sagt Dr. John Wherry,
stellvertretender Chefredakteur vom „Journal of Leukocyte Biology“.
„Weniger bekannt ist, warum diese Infektionen so schwer auszumerzen
sind. Die neuen Studien demonstrieren, dass diese Bakterien nicht nur
unsere körpereigenen Abwehrkräfte umgehen können, sondern vielmehr
unsere Immunsysteme für ihr eigenes Überleben manipulieren.“
„The
Journal of Leukocyte Biology“ veröffentlicht von Experten
begutachtete Manuskripte von originalen Untersuchungen, die sich auf
die Zell- und Molekularbiologie von Leukozyten sowie die Herkunft,
die Entwicklungsbiologie, Biochemie und die Funktion von
Granulozyten, Lymphozyten, mononuklearen Phagozyten und anderer Zellen, die in
die Immunabwehr und Entzündung involviert sind, konzentrieren. „The
Journal of Leukocyte Biology“ wird von der Society for Leukocyte
Biology veröffentlicht.
Dalia E. Gaddis, Craig
L. Maynard, Casey T. Weaver, Suzanne M. Michalek, and Jannet Katz.
Role of TLR2-dependent IL-10 production in the inhibition of the
initial IFN-γ T cell response to
Porphyromonas gingivalis. J. Leukoc. Biol. January 2013 93:21–31;
doi:10.1189/jlb.0512220;
http://www.jleukbio.org/content/93/1/21.abstract
Quelle: EurekAlert!
Übersetzung: ZWP online