Branchenmeldungen 02.07.2012
Geringe Bildung ist Gesundheitsrisiko
Geringe Bildung ist ein bekanntes Gesundheitsrisiko. Im Zentrum für
Public Health (Institut für Sozialmedizin) und an der Universitätsklinik
für Innere Medizin III (Department für Gender Medicine) der MedUni Wien
wurde nun der Zusammenhang zwischen Bildung, Geschlecht, Lebensstil und
Gesundheitsrisiko untersucht. Das Resultat: Frauen mit geringer Bildung
haben ein weitaus höheres Risiko, an Diabetes oder Bluthochdruck zu
erkranken als Männer, die dagegen ein wesentlich höheres
Schlaganfall-Risiko haben.
Auf Basis der Angaben von 13.600
interviewten Personen (50,9% Frauen) in der Österreichischen
Gesundheitsbefragung (Statistik Austria) wurden das Auftreten von
chronischen Erkrankungen und der Lebensstil und in Beziehung zum
Bildungsgrad gesetzt. Pflichtschulabschluss wurde als niedrigste
Kategorie definiert, ein Universitätsabschluss als höchste Kategorie.
Das
Ergebnis: „Je geringer der Bildungsgrad, desto höher ist generell das
Gesundheitsrisiko“, sagt Anita Rieder vom Institut für Sozialmedizin,
Zentrum für Public Health. Bei Frauen war das Risiko nochmal erhöht:
„Frauen mit Pflichtschulabschluss haben mit einer viermal höheren
Wahrscheinlichkeit Diabetes und mit einer zweieinhalb Mal höheren
Wahrscheinlichkeit Bluthochdruck angegeben als Frauen mit einem
Universitätsabschluss, bei Männern waren diese Unterschiede nicht in
dieser Form zu beobachten“, ergänzt Alexandra Kautzky-Willer, Gender
Medicine-Expertin der MedUni Wien. Dafür ist das Schlaganfall-Risiko bei
Männern mit geringer Bildung deutlich höher. Interessanterweise hat es
in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes weder bei
Männern noch bei Frauen diese Bildungsunterschiede gegeben.
Männer essen mehr rotes Fleisch, Frauen rauchen immer häufiger
Die
interessantesten Resultate, unabhängig vom Bildungsgrad: Männer machen
generell mehr Bewegung, ernähren sich aber ungesünder als Frauen, die
vor allem weniger rotes Fleisch essen. Kautzky-Willer: „Dafür rauchen
Frauen immer häufiger – und das bereits in jungen Jahren.“ Zudem zeigten
Frauen häufiger Depressionen und Angststörungen, wohingegen Männer mehr
zu Herzinfarkten und Übergewicht neigen. Diese Phänomene verstärkten
sich bei beiden Geschlechtern mit abnehmendem Bildungsgrad, sodass durch
eine Verbesserung des Bildungssystems auch eine weitere Verringerung
des kardiovaskulären Risikos bei Mann und Frau zu erwarten ist, so die
Medizinerinnen.
Erfreulich aus österreichischer Sicht:
Übergewicht und Adipositas nehmen in Österreich nicht so dramatisch zu
wie in anderen europäischen Ländern.
Service: BMC Public Health
“Women
show a closer association between educational level and hypertension or
diabetes mellitus than males: a secondary analysis from the Austrian
HIS.” A. Kautzky-Willer; T. Dorner, A. Jensby, A. Rieder. BMC Public
Health 2012, 12:392 doi:10.1186/1471-2458-12-392.
Quelle: Medizinische Universität Wien