Branchenmeldungen 04.06.2011
Zu wenig Deutsche haben Organspende-Ausweis
Alle acht Stunden stirbt in Deutschland ein Schwerkranker, weil kein Organ rechtzeitig zur Verfügung steht, erklärte die Deutsche Stiftung Organtransplantation am "Tag der Organspende".
In Deutschland haben 2010 rund 1300 Menschen nach ihrem Tod Organe gespendet. 12 000 Schwerkranke warten auf eine lebensrettende Spende. Alle acht Stunden stirbt einer von ihnen, weil kein Organ rechtzeitig zur Verfügung steht, erklärt die DSO.
Es gibt weniger als die Hälfte der benötigten Spenderherzen für eine Transplantation. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) hin. Rund 950 Patienten warteten derzeit auf ein neues Herz, in den vergangenen Jahren hätten aber nur knapp 400 Herzen pro Jahr verpflanzt werden können.
Kunstherzen seien für die Betroffenen bislang nur eine vorübergehende Lösung. Und die Transplantation des dem menschlichen Herzen sehr ähnlichen Herzens von Schweinen sei nach aktuellem Forschungsstand noch eine Zukunftsvision. Die DGTHG appelliert daher an die Bevölkerung, sich zur Organspende nach dem eigenen Tod bereitzuerklären. Rund 80 Prozent der Patienten mit einem transplantierten Herzen hätten im Durchschnitt zwölf weitere Jahre Leben vor sich.
Bereits Minderjährige können darüber entscheiden, ob sie Organe und Gewebe spenden wollen. Jugendliche dürfen laut dem Transplantationsgesetz ab ihrem 16. Geburtstag erklären, dass sie dazu bereit sind, erläutert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln. Schon ab dem 14. Geburtstag sei es möglich, einer Organ- und Gewebeentnahme zu widersprechen. Am besten bekundet man seinen Willen in einem Organspendeausweis.
Der BZgA zufolge sind 74 Prozent der Bevölkerung bereit, nach ihrem Tod Organe und Gewebe zu spenden. Allerdings verfügen nur 25 Prozent über einen Organspendeausweis. Eine ähnliche Diskrepanz zwischen geäußerter Zustimmung und Besitz eines Ausweises ermittelte die BZgA in einer Umfrage unter Ärzten.
Demnach ist die Ärzteschaft mit überwiegender Mehrheit zwar grundsätzlich positiv gegenüber dem Spenden eingestellt. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) würden nach ihrem Tod Organe und Gewebe spenden, aber nur etwa die Hälfte (51 Prozent) besitzt einen Organspendeausweis. Für die niedrige Rate von Organspenden nach dem Tod machen die befragten Ärzte vor allem Ängste (95 Prozent) und mangelnde Information (94 Prozent) der Bürger verantwortlich. Aber auch die Ärzteschaft selbst fühlt sich demnach nicht genug informiert (66 Prozent) oder sieht Mängel im Transplantationsgesetz (64 Prozent).
Quelle: dpa