Businessnews 21.02.2011
Wirklichkeit und Visionen
Schon heute bietet ZWP online alle Anwendungen der modernen Medientechnologie
Henri Nannen hat sehr früh erkannt, dass man eine Botschaft nur vermitteln kann, wenn man die Kunden überhaupt erreicht. Nun erreicht die Leser von Fachpublikationen jeden Tag eine Vielzahl von Informationen, auf den unterschiedlichsten Wegen. Ob der Tag mit dem Frühstücksfernsehen, einem Blick in die Tageszeitung oder gar auf einer Nachrichtenplattform auf einem Smartphone oder Tablet-PC begonnen wird, kann der Konsument selbst entscheiden – wichtig ist nur, dass das Informationsangebot ankommt, denn ein wichtiger Fachbeitrag, eine wertvolle Information oder aktuelle Nachrichten nutzen nur, wenn der Leser nicht weiterblättert, wegklickt oder abschaltet! Verlage haben aber das Problem, dass ihre Inhalte zwar meist aktuell und gut sind, nur merkt es manchmal keiner. Der Leser muss also aktiviert werden, und hier predigen nun einige Verlage schon von den medialen Möglichkeiten der Zukunft – „Erfolgsfaktoren im Crossmedia-Marketing“ heißt die Devise und man beschreibt vollmundig Szenarien, wie traditionelle Medien mit den neuen Medien verzahnt werden. Aber kann man das, was da angekündigt wird, auch wirklich leisten? Animierte Werbebanner, Video-Spots und Newsletter sind die Zauberworte – aber reicht das? Die Inhalte klassischer Printprodukte 1:1 in eine digital konsumierbare Form zu bringen ist sicher ein erster Schritt, die eigentlichen Möglichkeiten der neuen Medien sind aber um ein Vielfaches komplexer.
Es bedarf also neuer Ideen, um erfolgreiche Konzepte und damit Mehrwert für die Nutzer zu schaffen. Die Werbekunden z. B. wollen keine Luftschlösser und bunte Bilder, sondern Applikationen, die ihnen wirkliche Reichweite schaffen – nachhaltig und informativ sind. Welche Punkte sind hierbei zu beachten?
Checkliste für die Qualität eines Nachrichten - und Informationsportals:
|
Diese Faktoren sollten im Rahmen der Mediaplanung beachtet werden – denn auch tolle Marketinginstrumente wie das iPad, iPhone & Co. liefern nicht automatisch das redaktionelle Betriebssystem, auch wenn sie einen großen Lifestyle-Bonus bieten – der Hype wird vergehen und auch wenn der Verlagschef der Axel Springer AG Mathias Döpfner sich von dem iPad begeistert zeigt und in einem Interview sagt: "Jeder Verleger sollte sich einmal am Tag hinsetzen, beten und Steve Jobs dafür danken, dass er mit diesem Gerät die Verlagsindustrie rettet.", wird das noch ein weiter Weg sein. Natürlich sollte man den Content der Publikationen digital nutzbar machen und auf allen Lesegeräten, ob nun Smartphone (iPhone), Tablet-PC (iPad) oder einfach am PC-Bildschirm konsumieren können und so auch ein digitales Archiv als Bonbon oben draufzusetzen.
Aber das ist nur ein Teil der Wirklichkeit – übrigens ist das bei den Zeitungen, Magazinen und Zeitschriften der Oemus Media AG schon seit 7 Jahren möglich und auch mit Einführung stabiler ePaper-Reader am PC sowie aktuell mit dem Erscheinen des iPad einfach und intuitiv zu nutzen. In Deutschland hat Axel Springer mit der elektronischen Testausgabe des E-Magazins der „Welt am Sonntag“ einen Fingerzeig geliefert, wohin die Reise gehen könnte. Ein Herauslösen der Inhalte aus dem Browser und der Umweg über eine App (-likation) beschert dem Verlag auch Zugang zu bezahlten Inhalten im Web – diese Einnahmen muss sich Springer aber mit dem Apple-Shop iTunes teilen. Dies ist sicher im auflagengetriebenen Publikumsmarkt eine Möglichkeit, ist aber durch hohe Investitionen in Technik und neue Redaktionsstrukturen nur für große Fachverlage befriedigend zu lösen. Wichtige Vorteile dieser digitalen Lösungen sind weiterführende, verknüpfte Informationen, andere Formate und nicht nur die schnelle Verfügbarkeit von Informationen, angereichert mit ein paar bunten Bildern, die auch schon in der Printversion zu lesen sind.
Somit werden in Zukunft nur Fachverlage mit einem sehr breiten inhaltlichen Spektrum und leistungsfähigen Redaktionen das Rennen um den Leser gewinnen können. Der Portalnutzer möchte sehr unterschiedliche und vor allem komplexe Informationsbedürfnisse befriedigen – daher geht es darum, die Inhalte klar strukturiert und leicht nutzbar anzubieten. Informationen gibt es im Überfluss – die Fachverlage müssen daraus echten Content mit Mehrwert für den Leser generieren, also bessere Informationen liefern, nachhaltig recherchiert und nutzerfreundlich aufbereitet – letztlich noch viel dichter an der Zielgruppe.
Wie und wo der Leser und potenzielle Kunde letztlich Informationen konsumiert, kann er frei entscheiden.