Kieferorthopädie 29.01.2014

3-D-Planung mit der priti®imaging-Software



3-D-Planung mit der priti®imaging-Software

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Wenn es in Fachzeitschriften und bei Veranstaltungen um Planungen in der Zahnheilkunde geht, stehen gut und kompromisslos geplante Fälle stark im Vordergrund. Leider zeigen sich aber im Praxisalltag solche Situationen nicht so oft, wie man sich wünschen könnte. Stets sind irgendwelche Faktoren zu beachten, die zu Kompromissen und somit zu klar verständlichen Dokumentationen und Aussprachen mit den Patienten zwingen. Solche Kompromisse stehen sehr oft im Zusammenhang mit grundsätzlich gewünschten Behandlungen, die der Patient aber nicht durchführen lassen will oder kann.

Man denke an präprothetische Zahnstellungskorrekturen, an präorthopädische Kieferchirurgie und so weiter. Mit dem hier präsentierten Fall soll auf eine solche Situation eingegangen werden. Der 23-jährige Patient wünscht eine Verbesserung seines Erscheinungsbildes und stellt die Frage, was man machen könnte. Fachlich gesehen stellt die grobe Aufzählung der bestmöglichen Behandlungsschritte hierbei keine außerordentliche Schwierigkeit dar. Als etwas schwieriger gestalten sich allerdings die Erklärungsversuche dem Patienten gegenüber, wenn es um die Berücksichtigung seiner Wünsche geht, die eher auf einen Verzicht der Maximaltherapie und mehr auf eine für ihn gerade noch tragbare Verbesserungstherapie hinauslaufen.

Eine maßstabgetreue und natürliche Darstellung des Patientenkopfes, der am Bildschirm dreidimensional aus allen Blickrichtungen betrachtet werden kann, erleichtert dabei das weitere Gespräch ganz erheblich. Die pritidenta GmbH* in Leinfelden bietet mit dem 3-DGesichtsscanner priti®mirror und der Software priti®imaging eine ausgezeichnete Möglichkeit für solche Situationen an, denn das Kauorgan ist hierbei in den dreidimensionalen Patientenkopf einkorreliert, womit eine gute Visualisierung für alle geschaffen ist. Jede gewünschte Transparenz des Patientenkopfes kann eingestellt werden, weshalb die Zahnreihen auch bei geschlossenen oder halboffenen Lippen zum Vorschein kommen. Die Darstellung aus der Seitenansicht visualisiert dem Patienten sehr deutlich die Zusammenhänge zwischen Kieferstellung, Zahnstellung, Weichteildimensionen und Profil. Im vorliegenden Fall konnten dem Patienten die kieferorthopädischen Möglichkeiten, aber auch deren Grenzen und selbstverständlich auch andere Behandlungsmöglichkeiten eindrücklich und einfach erklärt werden.

 

 

Digitalisierung des Patientenkopfes

Zur Erfassung der Ausgangssituation werden mit dem Gesichtsscanner zwei Aufnahmen hergestellt. Die Aufnahme mit halboffener Lippenstellung (Abb. 1a) zeigt den Patienten in seinem natürlichen Erscheinungsbild. Durch Bewegungen am Bildschirm lässt sich das Gesicht aus allen Blickrichtungen betrachten. Die Aufnahme mit dem Wangenhalter (Abb. 1b) zeigt die obere und untere Zahnreihe, was die Einkorrelierung der Zahnmodelle und später die Einkorrelierung der Modelle der angestrebten Stellungskorrektur ermöglicht. Solche Modelle des Behandlungsziels können mittels Digitalisierung eines traditionellen Mock-ups oder auch direkt digital wie im vorliegenden Fall hergestellt werden. Die Gesichtsaufnahme mit halboffener Lippenstellung wird zusätzlich gespeichert, nachdem die Zähne aus dem Bild ausgeschnitten wurden (Abb. 1c). Dieses „zahnlose“ Gesicht dient später zur Beurteilung der einkorrelierten Modelle der Ist-Situation und des Behandlungsziels im Patientenkopf.

Kieferorthopädische Abklärung mit Kephalometrie und Modellanalyse

Die Abb. 2 und 3 zeigen die laterale Fernröntgenanalyse und die erhobenen Kephalometriewerte. Abbildung 2b zeigt den aktuellen Zahnstatus, wobei derVerlust der Zähne 37/47, das Fehlen eines unteren Frontzahnes und die Elongation der Zähne 17/27 auffallend sind. Die Abbildungen 4a und 5a zeigen im Oberkiefer die massive Mittenverschiebung nach links mit Frontzahnprotrusion und im Unterkiefer die erhebliche Frontzahnretrusion mit zusätzlicher Nichtanlage des Zahnes 41. Die Bilder 4b und 5b stellen die Mock-up-Situation nach einer am Bildschirm inszenierten Stellungskorrektur dar, die gemäß Abklärung orthodontisch realisierbar wäre. Die Bilder des Planungsziels zeigen, dass im Oberkiefer die Mitte eingestellt ist und im Unterkiefer eine Lücke bei 41 geöffnet wird, um später mit einer Klebebrücke geschlossen zu werden. Die somit geplante frontale Zahnbogenerweiterung mittels Normalisierung der Inklination der Frontzähne im Unterkiefer führt zum Antagonistenkontakt im Schlussbiss. Kieferorthopädisch ist eine solche Zielplanung machbar. Die kephalometrischen Werte und das Ergebnis der Modellanalyse ermöglichen die Einstellung der Klasse I mit funktionstüchtiger Interkuspidation. Mit den Bildern 6a und b wird das Erscheinungsbild des Patienten vor und nach der virtuellen Zahnregulierung dargestellt. Die Beurteilung der Einstellung von Mitte und Okklusionsebene erfolgt in Abbildung 6c. Selbstverständlich ist die konventionelle kieferorthopädische Abklärung mit Kephalometrie und Modellanalyse nach wie vor unabdingbar. Die Digitalisierung des Kopfes ersetzt hingegen die statisch aufgenommenen Einzelbilder des Gesichts. Dies hat wesentliche Vorteile. Da sich am Bildschirm der Kopf mit sichtbaren Zahnreihen oder auch mit geschlossenen Lippen von allen Seiten betrachten lässt, ist die Gesamtbeurteilung wesentlich erleichtert. Dies gilt speziell auch für Patienten, welchen eine nicht ganz einfache Situation filmartig vorgeführt werden kann. Im gezeigten Fall ist dies von großer Bedeutung, da mit orthodontischen Mitteln eine Profilverbesserung nicht zu erreichen ist (Abb. 7). Das nach Profildefinition von Martin Schwarz konkave, schräg vorwärts geneigte Durchschnittsgesicht ist in Abbildung 8 tabellarisch zusammengefasst und verändert sich definitiv auch nicht nach diversen Zahnbewegungen. Wenn solche Fälle mit Patienten vorbesprochen werden, besteht immer die große Gefahr, dass aus der Sicht des Patienten der Makel der Kompromisslösung – im gezeigten Fall derVerzicht auf eine chirurgische Vorbehandlung – bald einmal in den Hintergrund tritt. Gleichzeitig verfestigt sich beim Patienten die Annahme, dass eine Behandlung durchgeführt wird und somit mit dem besten Resultat gerechnet werden darf. Diese Interpretation gilt nicht nur subjektiv aus der Sicht des Patienten, sondern auch dokumentativ für spätere Beurteilungen aus neutraler Sicht. Die Wichtigkeit der ausführlichen Dokumentation ist offensichtlich und priti®imaging bietet dabei ein äußerst wertvolles Hilfsmittel an.

Zusammenfassung

In der täglichen Praxis sind Situationen, die eine gut verständliche Dokumentation und Planungsidee verlangen, sehr häufig. Beispielsweise im gezeigten Fall, wo Kompromisse hinzunehmen sind. Eine unmissverständliche Absprache mit dem Patienten ist dabei notwendig. Mit der Software priti®imaging kann man hierfür das notwendige Bildmaterial erstellen. Es zeigt sich zudem, dass der Patient die Situation sehr gut versteht, womit man manchen Missverständnissen vorbeugen kann. Die Dokumentation mithilfe des 3-D-Gesichtsscanners priti®mirror kann somit auch als geeignetes Medium aus der Sicht des Marketings verstanden werden. Der gezeigte Fall aus der Kieferorthopädie stellt dabei nur eine der vielen Einsatzmöglichkeiten des genannten Scanners mit dessen Software priti®imaging dar. In allen zahnmedizinischen Bereichen steht priti®mirror im Zentrum der Dokumentation, Planung und Behandlungssimulation.

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