Endodontologie 24.08.2011

Mehr Präzision in der Endodontie

Die feinen Strukturen im Wurzelkanalsystem eines Zahns und die schlechte Lichtsituation in der Mundhöhle stellen an den Zahnarzt/die Zahnärztin besondere Anforderungen. Dentalmikroskope, die feine Details sichtbar machen und exzellente Lichtverhältnisse schaffen, unterstützen die Präzision und Sicherheit der endodontischen Behandlung. Das Dentalmikroskop hat in den letzten Jahren speziell für den  Einsatz in der Endodontie weltweit Akzeptanz erworben.

Häufig können Endodontologen erst unter Vergrößerung anatomische Besonderheiten oder zusätzliche Wurzel-kanäle erkennen und behandeln. Das bloße Auge stößt beim Auffinden zusätzlicher Kanäle, Isthmen, zahnfarbenen Restaurationen oder beim Entfernen von altem, unzureichenden Füllungsmaterial an seine Grenzen. Verzweigungen der Wurzelkanäle, abgebrochene Instrumente (Abb. 1), Mikrofrakturen (Abb. 2) oder Dentikel in der Pulpa können mit einem Mikroskop oder einer Kopflupe angeschaut und mit speziellen Instrumenten behandelt werden. Untersuchungen wie z. B. von Buhrley et al. (2002) haben gezeigt, dass mit Vergrößerung der zweite mesiobukkale Kanal in den ersten Molaren des Oberkiefers dreimal häufiger erkannt wird als ohne Vergrößerung. Tsesis et al. konnten 2006 in einer Untersuchung belegen, dass die Heilungsrate bei  Wurzelspitzenresektionen und retrograden Präparationen signifikant höher ist (91,1%), wenn mikrochirurgische statt traditionelle Behandlungstechniken angewendet werden.

 

Vergrößerung

Natürlich steht der Wunsch nach Vergrößerung und Erkennen feiner Details im Vordergrund. Das menschliche Auge ist begrenzt auf ein Auflösungsvermögen von etwa 200 µm bei optimalen Licht- und Kontrastbedingungen. Hier bietet das Mikroskop ein Plus an Auflösungsvermögen und Licht. Mit einem Dentalmikro-skop kann man sich das Behandlungsfeld zunächst bei niedriger Vergrößerung in der Übersicht anschauen. Um Details zu erkennen, wechselt man dann sekundenschnell über ein motorisches Zoomsystem (wie z.B. beim OPMI PROergo von Carl Zeiss) oder über einen manuellen Vergrößerungswechsler in die hohe 20- bis 30-fache Vergrößerung. Damit werden Frakturen, abgebrochene Instrumente oder Seitenkanäle sichtbar. Ein Dentalmikroskop erlaubt je nach Applikation die Wahl der passenden Vergrößerung. Mit einer Lupenbrille ist man dagegen auf eine einzige Vergrößerungsstufe festgelegt, je nach gewähltem Modell liegt die Endvergrößerung zwischen 2,5- und 5-fach.

Licht

Nicht allein die Vergrößerung zählt, sondern auch das Licht auf dem Objekt. Ein Mikroskop koppelt das Licht koaxial ein, das heißt der Beleuchtungstrahlengang wird an den Beobachtungstrahlengang gekoppelt und ist somit immer auf das Objekt gerichtet. Auf diese Weise wird das Sehfeld schattenarm ausgeleuchtet und das Licht gelangt bis in den Wurzelkanal hinein (Abb. 3). Feine Farbabstufungen z. B. zwischen der Zahnsubstanz und dem Füllungsmaterial lassen sich leichter erkennen. Auch Lupen lassen sich mit Lichtquellen ausstatten, die das Licht genau auf den betrachteten Zahn richten.

Ergonomie

Dentalmikroskope bringen noch einen weiteren Vorteil mit sich: ein gut eingestelltes Mikroskop ermöglicht dem Zahnarzt/der Zahnärztin eine entspannte, rückenschonende Haltung auch bei längeren Behandlungszeiten. Das Mikroskop schaut dabei gewissermaßen um die Ecke und der Zahnarzt kann aufrecht sitzen, ohne sich über den Patienten beugen zu müssen (Abb. 4). Für viele Ärzte ist dieser ergonomische Aspekt sogar der Hauptgrund für die Anschaffung eines Mikroskops. Auch eine Kopflupe trägt zur Ergonomie bei, da sich der Blickwinkel einstellen lässt und der Träger dadurch seinen Hals und Rücken weniger beugen muss (Abb. 5). Wichtig dabei ist, dass man bei der Auswahl einer Kopflupe den passenden Arbeitsabstand wählt. Kopflupen sind in der Anschaffung preiswerter als ein Dentalmikroskop und erzielen im Vergleich zur Arbeit mit dem bloßen Auge bereits deutliche Vorteile in der Erkennung feiner Strukturen. Aus diesem Grund lernen zunehmend Studenten der Zahnmedizin im Phantomkurs speziell im Bereich Endodontie den Umgang mit der Vergrößerungstechnik.

Dokumentation

Ein weiterer Aspekt bei der Behandlung mithilfe eines Dentalmikroskops ist die Möglichkeit der Video- und Bilddokumentation. Dentalmikroskope sind entweder mit einer integrierten oder mit einer externen Kamera ausgerüstet. Das helle Licht einer Xenonlampe sorgt für kurze Belichtungszeiten und scharfe Bilder mit exzellenter Farbreproduktion. Da das Mikroskop und somit auch die Kamera über dem Patienten positioniert ist, kann der Zahnarzt/die Zahnärztin während der Behandlung fortlaufend dokumentieren. Es ist nicht notwendig, die Instrumente aus der Hand zu legen und zur Intraoralkamera zu greifen. Kopflupen und Dentalmikroskope können nicht nur in der Endodontie, sondern auch in anderen zahnärztlichen Disziplinen zur hohen Qualität der Behandlung beitragen und durch die ergonomischen Vorteile  für den Zahnarzt/die Zahnärztin den Spaß an der Arbeit steigern. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie in „The Microscope in Dentistry: an Editorial Forum for Dental Professionals“, herausgegeben von Carl Zeiss Surgical GmbH, einem Unternehmen der Carl Zeiss Meditec AG in Oberkochen. Das Kompendium können Sie unter www.meditec.zeiss.com/dental als pdf-Datei herunterladen.

Eine Literaturliste zu diesem Beitrag finden Sie hier.

Autorin: Dr. Annett Burzlaff

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