Implantologie 23.11.2022

Vernetzte Hyaluronsäure in der Parodontologie und Oralchirurgie



Vernetzte Hyaluronsäure in der Parodontologie und Oralchirurgie

Foto: © Dr. Frederic Kauffmann

Hyaluronsäure ist längst ihrem einstigen „Rotlicht“-Dasein entkommen und stellt heute in der Zahnmedizin einen wirksamen und gut dokumentierten Zusatz zur Biologisierung dar. Gerade im Bereich der Parodontologie und für Hart- und Weichgewebsaugmentationen kann sie nicht nur klinische Ergebnisse verbessern, sondern auch die Patientenmorbidität verringern und den Heilungsverlauf positiv beeinflussen.

Hyaluronsäure (HA) ist ein natürlicher Bestandteil des Bindegewebes und hat die Eigenschaft, Flüssigkeiten in großen Mengen zu speichern.1 So ist HA am gesamten Prozess der Wundheilung beteiligt.2,3 Die Anwendung von HA stimuliert die Neoangiogenese nach Eingriffen und beschleunigt so den Heilungsprozess erheblich.4,5 Moderne Hyaluronsäure wird, ähnlich wie Insulin, durch Bakterienfermentierung hergestellt. Dies gewährleistet, dass HA frei von tierischen Eiweißen ist.6,7 So gibt es bislang keine Berichte über direkte Nebenwirkungen auf Hyaluronsäure in der dentalen Anwendung. Insbesondere moderat vernetzte Hyaluronsäure (xHyA, hyaDENT BG, REGEDENT GmbH) mit längerem Resorptionsprofil von mehreren Wochen eignet sich für den Einsatz bei parodontalen Anwendungen sowie für knöcherne Augmentationen oder Weichgewebskorrekturen wie Rezessionsdeckungen. Hierbei unterstützt die entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkung1 den Heilungsverlauf.

Nichtchirurgische und chirurgische Parodontaltherapie

Durch die adjuvante Anwendung von Hyaluronsäure nach mechanischer Instrumentierung (Scaling and Root Planing: SRP) oder bei chirurgischen Lappenoperationen (Open Flap Debridement: OFD) können die parodontalen Parameter verbessert werden.8

In einem Review mit Metaanalyse konnte gezeigt werden, dass durch adjuvante Gabe von HA in der gewichteten mittleren Differenz aller ausgewerteten Studien sowohl eine deutliche Verbesserung des klinischen Attachments als auch der Sondierungstiefe erreicht werden kann.8

Bei chirurgischer Anwendung kann vernetzte Hyaluronsäure zu einer echten parodontalen Regeneration und nicht nur zu einer bindegewebigen Auffüllung der Tasche führen.9 Erwähnenswert ist die vereinfachte Anwendung: die eingebrachte Hyaluronsäure zieht Flüssigkeiten wie Blut an und stabilisiert das entstehende Koagel; dies ist ohne vorherige Wurzelkonditionierung oder Trocknung der Wurzeloberfläche möglich.

Anwendung in der Oralchirurgie

Hyaluronsäure hat auch direkte Auswirkung auf die Heilung von Knochen- und Weichgewebe.1

Beim Vermischen von partikulärem Knochenersatzmaterial oder autologem Knochen mit xHyA entsteht eine angenehm applizierbare und lagestabile Paste („Sticky Bone“), die vergleichbar mit der aus Blutzentrifugaten ist. Durch die höhere mechanische Stabilität des Knochengranulats kann eine höhere Volumenstabilität erzielt werden.

In einer klinischen Vergleichsstudie wurden horizontale Kieferkammdefekte mit einem klassischen GBR-Ansatz (Kombination eines langsam resorbierenden bovinen Knochenersatzmaterials und einer nativen Kollagenmembran), mit und ohne Zusatz von vernetzter Hyaluronsäure, behandelt. In der xHyA-Gruppe wurde ein signifikant höherer Zugewinn an Kieferkammbreite verzeichnet (7,7 mm vs. 4,4 mm).10 Zudem zeigte die xHyA-Gruppe eine deutlich verbesserte Knochenqualität im Sinne von mehr neu gebildetem Knochen und weniger avitalen Restpartikeln.

Beschleunigte Knochenheilung mit einer verbesserten Volumenstabilität des Augmentats können dazu beitragen, Augmentationen vorhersagbarer zu planen und die Behandlungsdauer zu reduzieren. Weniger Schwellung und reduzierte Patientenmorbidität innerhalb der für den Heilungsverlauf kritischen ersten sieben Tage sind ein angenehmer Nebeneffekt.

Eine Literaturliste steht hier zum Download für Sie bereit.

Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

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