Kieferorthopädie 06.12.2012

MExPERT Superlign®



MExPERT Superlign®

3-D-Modelle zur schrittweisen Alignerherstellung mit Wertschöpfung in der eigenen Praxis. Ein Beitrag von Margarita Lietzau, Dr. Stefanie Schattmann, Markus Lietzau und Dr. Kerstin Wiemer.

Das Bewegen von Zähnen mithilfe von Kunststoffschienen hat sich seit der Einführung der Invisalign®-Therapie in Deutschland im Februar 2001 fortschreitend etabliert und ist aus dem kieferorthopädischen Alltag mit­t­ler­weile nicht mehr wegzudenken. Das Konzept beruht auf der Vorstellung einer Therapieform mit elastischen Geräten, die im Jahr 1945 von H. D. Kesling beschrieben wurde. Er schlug zum damaligen Zeitpunkt eine schrittweise Zahnregulierung durch die Verwendung aufeinanderfolgender Set-up-Modelle zur chronologischen Geräteherstellung und somit zur kontinuierlichen Annäherung an ein vorher festgelegtes Behandlungsziel vor. Damit legte er den Grundstein für die heutige Alignertherapie. Darauf aufbauend werden bereits seit Jahrzehnten Miniplastschienen, Positioner oder verwandte elas­tische Geräte mit Erfolg in der Retentionsphase einer kieferorthopädischen Behandlung, aber auch zur Durchführung geringgradiger Zahnstellungskorrekturen eingesetzt. Mit der Einführung des Invisalign®-Konzeptes in Deutschland wurde dieser Therapieansatz weiter perfektioniert und die Schienenbehandlung in den darauffolgenden Jahren auch für umfangreichere kieferorthopädische Behandlungsplanungen diskutiert. So relativierte die Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) ihre anfangs kritische Stellungnahme zur Behandlung mit Alignern vom Jahr 2001 mit einer überarbeiteten Version im Januar 2010 (Verfasser: Prof. Dr. Dr. Gernot Göz). Die Alignertherapie ist seitdem für einen Großteil der kieferorthopädischen Anomalien anerkannt, auch wenn für einige Indikationen ei­ne Kombination mit weiteren Behandlungsmitteln notwendig ist. Die Vorteile der Alignertherapie werden insbesondere in der he­rausragenden Ästhetik während der Behandlung, der uneingeschränkten häuslichen Mundhygiene und der dadurch guten Eignung für die Therapie des parodontal geschädigten Gebisses sowie in der unbeeinträchtigten Phonetik und dem hohen Tragekomfort gesehen. Obwohl Invisalign® sicherlich das weltweit am meisten verbreitete Alig­nermodell ist, konnten sich in Deutschland zahlreiche weitere Systeme etablieren, die es dem niedergelassenen Kieferorthopäden in ihrer Vielfalt und den kleinen feinen Unterschieden durchaus erschweren, eine Entscheidung für ein jeweiliges System zu treffen (Tabelle 1).

Tabelle 1 – Zur Großansicht hier klicken.

Die Modelle definieren sich zum einen über unterschiedliche Ma­terialarten und -stärken der Aligner, über die Tragezeit der einzelnen Schienen je Behandlungsschritt, aber auch über den Bewegungsumfang, der mit jeder einzelnen Schiene erreicht werden kann. Darüber hinaus differieren selbstverständlich auch die Kosten für die Behandlung und die dafür gebotenen Leistungen sehr stark voneinander. Für einige der gängigen Systeme ist eine Zertifizierung erforderlich, die einen zusätzlichen, je nach System unterschiedlich hohen Kostenaspekt ausmacht. Diese Zertifizierung wird vom Hersteller vorausgesetzt, um mit dem jeweiligen Schienenprodukt behandeln zu dürfen. Da die dafür angebotenen Zertifizierungskurse maximal ein bis zwei Tage Fortbildung in Anspruch nehmen, bleibt es infrage zu stellen, inwieweit das „Know-how“ des Behandlers dadurch tatsächlich gesteigert werden kann. Wir haben uns bei der Suche nach einem Alignersystem für unsere Praxis für MExPERT Superlign® entschieden. Für uns hat es die Vorteile der derzeitig etablierten Systeme bei gleichzeitig minimiertem Kostenaufwand optimal vereint. Es eignet sich besonders gut für die Behandlung leichter Fehlstellungen im Frontzahnbereich. Aufgrund der niedrigeren Laborkosten reduziert sich auch für den Patienten der Gesamtbehandlungspreis gegenüber vielen klassischen Alignersystemen. Das Konzept MExPERT Superlign® wurde erstmals auf der diesjährigen DGKFO-Jahrestagung vorgestellt. Es handelt sich dabei nicht um ein übliches Schienensystem, wie man es bereits von zahlreichen Anbietern (siehe Tabelle 1) kennt, sondern ausschließlich um hochpräzise Set-up-Modelle, die mit modernster SLT-Technologie dreidimensional gedruckt werden. Die eigentliche Alignerherstellung erfolgt mit sehr geringem Zeitaufwand kostengünstig in der eigenen Praxis. Gegenüber den klassischen Alignersystemen werden hohe Fremdlaborkosten eingespart, sodass ein Großteil der Wertschöpfung in der eigenen Praxis verbleibt. Außerdem sind keine Investitionen für Zertifizierungen oder für spezielle Softwares erforderlich. Das Vorgehen bei dem Superlign® System ist unkompliziert und zeitsparend. Nach der entsprechenden Indikationsstellung werden in der kieferorthopädischen Praxis Präzisionsabformungen sowie ein Situationsbiss – beides mit einem Silikonmaterial – genommen. Anschließend werden Modelle im Eigenlabor hergestellt und durch MESANTIS® aus der Praxis abgeholt. Die folgenden Schritte werden von den MExPERT Superlign® Spezialisten in Deutschland umgesetzt:

  • Digitaler Modellscan und die Herstellung eines digitalen Set-ups, wobei das Ausmaß der quantitativen Zahnbewegungen tabellarisch ausgegeben wird.
  • Es folgt die Übermittlung der Daten an den Kieferorthopäden, der eine Kontrolle des virtuellen Set-ups durchführt und gegebenenfalls Änderungswünsche an MESANTIS® weitergibt. Hierfür ist keine spezielle Software erforderlich und es fallen gegenüber anderen Anbietern keine zusätzlichen Kosten für die Set-up-Herstellung an.
  • Nach der Bestätigung des Set-ups durch den Kieferorthopäden stellt MESANTIS® Präzisionsmodelle im 3-D-Druckverfahren her, die im Anschluss an die kieferorthopädische Praxis geliefert werden.
  • Nach Erhalt der Modelle können nun die Aligner im pra­xiseigenen Labor hergestellt werden.

 


MExPERT Superlign® bietet standardmäßig Modelle an, die ein Bewegungsausmaß von maximal 0,5 bis 1mm pro Behandlungsschritt und Modell zulassen. Jeder Behandlungsschritt wird – ähnlich dem CLEAR-ALIGNER® Konzept – mit einem Schienensatz von drei Schienen umgesetzt. Das bedeutet, dass pro gedrucktem 3-D-Set-up-Modell drei Schienen unterschiedlicher Stärke aus DURAN® (Fa. SCHEU-DENTAL) in der eigenen Praxis hergestellt werden können. Die erste Schiene (soft) soll­te eine Stärke von 0,5mm, die zweite (medium) 0,625mm und die dritte (hard) 0,75mm aufweisen. Die erste und zweite Schiene werden jeweils eine Woche getragen und die dritte harte Schie­ne sollte zwei Wochen getragen werden, sodass sich eine Tragezeit pro „Step“ von vier Wochen ergibt. Der Vorteil hierbei ist, dass normale DURAN®-Folien verwendet werden können und somit wieder Investitionskosten für neue Schienenmaterialien wegfallen. Durch die Verwendung von DURAN®-Folien entfallen auch die Zertifizierungskosten, wie z.B. bei der Verwendung von CLEAR-ALIGNER® Folien. Vom Vorgehen unterscheidet sich MExPERT Superlign® also nicht viel von ähnlichen Systemen, die ebenfalls 3-D-gedruckte Modelle für die eigene Alignerherstellung anbieten. Ein großer Vorteil ge­genüber diesen ist jedoch die Verkürzung der Stuhlzeiten in der Praxis, da nicht nach jedem Step eine erneute Präzisionsabformung und Modellherstellung erforderlich ist. Zudem ist das System zurzeit das preiswerteste, da keinerlei Investitionskosten sowie keine zusätzli­chen Kosten für das virtuelle Set-up anfallen. Durch die niedrigere Anzahl an erforderlichen Abformungen werden nicht nur teure Behandlungszeiten, sondern auch Materialkosten gespart. Zusätzlich ergeben sich noch zwei weitere Vorteile für die tägliche Praxis. Gegenüber den klassischen Alignersystemen sind neben der Möglichkeit einer eigenen individualisierten Laborrechnung die

  • ideale Okklusions- und Zahnstellungskontrolle direkt am Stuhl mithilfe des 3-D-gedruckten Modells direkt neben dem Patientenmund
  • sowie eine einfache und schnel­le Neuanfertigung von verloren gegangenen Alignern.


Für unsere Praxis ist – auch im Hinblick auf betriebswirtschaftliche Aspekte – MExPERT Superlign® ein optimales und präzises System für die Behandlung von leichten Frontzahnfehlstellungen mit Alignern, da es signifikant kostengünstiger und we­niger zeitaufwendig für das eigene Laborpersonal ist. Da MExPERT Superlign® nur Einzelmodelle druckt und ausliefert sowie keinerlei Aligner herstellt bzw. verkauft, tritt das System auch patentrechtlich nicht in Konkurrenz zu Invisalign® auf, was unserer Praxis zusätzlich Sicherheit im Hinblick auf die Kontinuität des Systems gibt.

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