Prophylaxe 04.04.2011
Eine patientenbezogene IP-Betreuung ist wichtig
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Kinder aktiv in die Individualprophylaxe einzubeziehen ist schwierig und die Motivation schwankt ebenfalls je nach Stimmungslage stark. Die Möglichkeiten in der Praxis sind sehr vielfältig und Dank der Leistungsbeschreibung haben wir einige Freiheiten.
Wichtig ist, dass im Rahmen des IP-Zyklus bestimmte Inhalte erbracht werden:
- Erläuterung der Ursachen und Vermeidung von Gingivitis oder Karies
- Beratung über die Mundhygiene, bzw. Ernährung anhand der erhobenen Idizes
- ggf. Empfehlung von Fluoridierungsmaßnahmen
- praktische Übungen zur Förderung der Mundhygiene
Die Remotivation gehört ebenfalls zur Leistungskette im IP-Programm. Die Gesamtübersicht zeigt ein großes Spektrum an Maßnahmen und Möglichkeiten zur IP-Betreuung der Kinder. Anhand der Dokumentation muss nachverfolgbar sein, inwieweit diese Vorgaben angewendet und eingehalten wurden. Hier zeigt sich, wie die IP-Programme patientenbezogen durchgeführt werden und auf individuelles Patientenverhalten in der Praxis eingegangen wird. Das IP-Programm kann dadurch eine ganz andere Gewichtung erhalten. Anhand Ihrer Karteiführung und Dokumentation soll eine individuelle Handlungsweise mit dem Patient nachvollziehbar sein. Ein gutes und effektives Mittel ist der Einbezug der Kinder in die Mundhygiene. Viele Umstände erlernen Kinder erst durch Selbsterfahrung oder eigene Experimente. So kann auch die Zahn- und Mundhygiene zu einem Experiment werden und schon haben Sie in der Kinderbetreuung eine ganz andere Aufmerksamkeit. In einer bestimmten Altersgruppe kann auch die kindliche Neugier für die IP-Programme einen Erfolgsbaustein darstellen. Setzen Sie hier auf die Mithilfe und freuen Sie sich auf die Ergebnisse – es wird auf jeden Fall für alle Beteiligte eine interessante Erfahrung.
Wie soll das Experiment aussehen?
Grundgedanke ist, dass sich die Kinder mit ihrer eigenen Zahn- und Mundhygiene auseinandersetzen. Dazu benötigen Sie entweder eine Malvorlage (z.B. http://www.sonderpaed-online.de/unter/zahn/zahn3.pdf -bestätigen Sie bitte „Materialien zur Zahnpflege 5/15-pdf“) oder lassen das Kind einfach selber malen. Sie geben Ihrem kleinen Patienten eine Tablette oder etwas Färbelösung mit und erläutern die Anwendung mit den Eltern. Günstig ist vielleicht eine kleine schriftliche Anweisung für zuhause. Ziel ist zum nächsten Termin die Färbelösung angewendet zu haben und die farblichen Veränderungen im Mund auf einem Blatt nachzuzeichnen oder in die Malvorlage einzuzeichnen. Die angegebene Malvorlage aus dem Internet eignet sich sehr gut, weil hier die Schleimhaut und die Zunge abgebildet ist. Die Kinder können hier die eingefärbten Beläge mithilfe des Spiegelbildes sehr gut einzeichnen. In der gemeinsamen Auswertung der Malergebnisse zeigt sich deutlich, wie die Kinder und auch die Eltern zuhause mit dem Thema umgegangen sind. Meine Erfahrung zeigte, dass diese Form dieser Mundhygieneinstruktion deutlich mehr Eindruck hinterließ, als die Putzübungen in der Praxis. Für viele Elternteile war es ebenfalls beeindruckend, dass sogar Zunge und Mundschleimhaut deutlich eingefärbt waren.
Hier können Sie viel erreichen, denn:
1. die Kinder können sich in Ruhe und zuhause mit dem Thema befassen, der Stresspegel ist deutlich niedriger
2. zuhause sind eingefärbte Zähne wesentlich weniger peinlich als in der Praxis – auch Kinder haben ein Schamgefühl und können die Situation als peinlich einstufen
3. Sie können mit den Bildern besser auf das Kind einwirken, weil Sie hiermit einen Abstand geschaffen haben – das Kind fühlt sich nicht allzu stark persönlich betroffen und ist für Anregungen offener
4. Sie haben eine wunderbare Dokumentation für Ihren IP-Zyklus, denn die Bilder kommen in die Karteikarte mit dem Ergebnis der Auswertung
Nicht alle Kinder haben Lust und Laune bei diesem Experiment mitzumachen, dies ist auch stark von der Altersgruppe und der Entwicklung des kleinen Patienten abhängig. Für das IP-Programm ist es aber eine gute Ergänzung mit Eigenbeteiligung der Kinder. Viele können sich durch Bilder besser ausdrücken oder verstehen bestimmte Anweisungen schneller. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit meiner Idee.