Zahntechnik 09.09.2013

Perspektivenwechsel für Zahntechniker

Perspektivenwechsel für Zahntechniker

Foto: © Cheval Trainings

Wie Pferde uns den Weg zu einer wirkungsvollen Führung zeigen

Jeder Zahnersatz ist eine individuelle Sonderanfertigung – jeder Patient erhält sein Produkt nach Maß. Ähnlich der individuellen physischen Ansprüche eines jeden Menschen, erfordert auch Führung – die Führung von Mitarbeitern im Labor oder die führende Kommunikation im Gespräch mit Zahnärzten und Patienten – ein sehr spezifisches Agieren.

Pferde reagieren nicht darauf, wie wir wirken wollen, sondern darauf, was sich in unserem Inneren abspielt. Ein Mensch hat vielleicht durch Erfahrungen und aus Situationen heraus gelernt, sich bewusst dominant zu verhalten. Nimmt das Pferd hinter dieser „Fassade“ jedoch auch nur das kleinste Fünkchen Unsicherheit wahr, wird es sofort darauf reagieren und nicht auf die „gespielte“ Dominanz.

Zum Führen legitimieren einzig und allein die persönliche Glaubwürdigkeit und ein authentisches Auftreten – im Team ebenso wie im Umgang mit Kunden. Pferdegestützte Führungskräftetrainings zeigen diesen Weg vom eigenen Selbstvertrauen und Zielbewusstsein hin zu Respekt und Vertrauen im Führungsumfeld auf eine beeindruckende Art und Weise.

Wer einmal an einer Führungsaufgabe gescheitert ist, weiß, dass theoretisches Wissen im Umgang mit anderen Menschen zwar eine wertvolle Basis, im Alltag aber meist nur bedingt einsetzbar ist. Auch die oft gut gemeinten persönlichen Tipps (oder RatSCHLÄGE) aufgrund eigener Erfahrungswerte helfen wegen mangelnder Übertragbarkeit nicht automatisch weiter. Ebenso wenig wie allgemeine Führungsmethoden – versucht man dabei doch immer, Konstellationen in Mustern zu erfassen und standardisiert zu lösen. Doch wir Menschen funktionieren nun einmal nicht in Mustern. Schon gar nicht, wenn wir erfolgreich zusammenarbeiten sollen. Jeder Labormitarbeiter ist ebenso einmalig wie jeder Zahnarzt und jeder Patient – einmalig in seiner Persönlichkeit, seiner Erwartungshaltung, seiner Kommunikation und der Art, wie er andere Menschen führt oder sich führen lässt.



Von der Wirkung auf andere

Die Kunst der Führung beschäftigt Menschen seit jeher – von den großen Feldherren der Antike bis zum modernen Unternehmer. Dabei ist die Wirkung auf andere ein zentraler Faktor. Tatsächlich werden wir oft anders wahrgenommen als wir annehmen oder als es unsere Absicht ist. Fatal wirkt sich dies besonders in der Zahntechnik aus, in der die zwischenmenschliche Kommunikation, vor allem auch mit dem Patienten, erfolgsentscheidend ist. Laborinhaber müssen, äquivalent zu jedem anderen Unternehmer, je nach Stellung und Aufgabengebiet Ziele und Visionen vermitteln, Arbeiten delegieren, Aufgaben übertragen sowie in unterschiedlichsten Teamzusammenstellungen Projekte steuern. Sie müssen informieren, moderieren, motivieren (sofern und soweit das überhaupt möglich ist), Feedback geben und vermitteln. Ob diese Kommunikation im Rahmen der Führungsperformance gelingt, liegt weniger an der geschulten Führungskompetenz als vielmehr an der Persönlichkeit und deren Wirkung auf andere Menschen. Nur selbstbewussten Persönlichkeiten gelingt es, über ihre Ausstrahlungskraft und der daraus resultierenden Führungspräsenz, Mitarbeiter, Kollegen und Kunden für sich zu gewinnen. Dies stellt jedoch andere Anforderungen an die Persönlichkeit, den individuellen Reifegrad und die Interaktionsfähigkeit eines Menschen.

Führungskräfte, die zur Führung legitimiert werden, handeln nach folgenden Prinzipien:

  • Sie agieren aus der eigenen Mitte heraus mit einer spürbaren Klarheit.
  • Sie besitzen persönliche Ausstrahlungskraft und sind vertrauenswürdig.
  • Sie setzen sich für Werte ein, sind klar und berechenbar.
  • Sie sind in der Lage, auf Basis einer gefestigten Persönlichkeit klar zu kommunizieren und situativ zu führen.

Pferde als Spiegel der eigenen Führungsstärke im Labor
Die Klärung der Frage „Wer führt und wer folgt?“ ist für Pferde von grundlegender Bedeutung, denn in einem Herdenverbund hängt ihr Überleben – gerade auch in akuten Gefahrensituationen – von einer klaren verlässlichen Führung ab. In der Begegnung mit einem oder mehreren Menschen entsteht aus der Wahrnehmung der Pferde eine „Mini-Herde“, in der genauso geklärt werden muss, wer führt. Der pure Anspruch an Führung wird dabei von Pferden nicht mit „Folgeverhalten“ honoriert, auch wenn mit Dominanz und Druck versucht wird, diesen durchzusetzen. Sie folgen erst dann, wenn sie spüren, dass der Mensch einen Plan hat, sein Auftreten klar und stimmig ist und er im wahrsten Sinne des Wortes in Führung geht. Damit sind Pferde nicht nur ein perfekter Spiegel für die Reflektion des eigenen Führungsverhaltens, sondern gleichzeitig auch Motivator, um neue wirkungsvolle Wege zu finden.

Zahntechniker sollten sich hinsichtlich ihrer Führungsqualitäten grundsätzlich mit folgenden drei Fragen auseinandersetzen:

  • Gelingt es mir grundsätzlich, Vertrauen aufzubauen?
  • Kommuniziere ich klar und kann ich dadurch gute Orientierung geben?
  • Sind die Beziehungen zu meinen Mitarbeitern und Kunden so tragfähig, dass sie auch in schwierigen Zeiten auf mich bauen und mir folgen?

Pferde sind zur Beantwortung dieser Fragen die perfekten Sparringspartner, weil sie unbeeindruckt von Rang, Wissen, Status etc. reagieren. Sie zeigen deutlich, ob sie sich einer Führung anvertrauen oder nicht. Sie helfen über ihr Feedback, eigene Handlungsweisen zu erkennen, die in einer Führungslegitimation resultieren. Und sie führen letztendlich auch zur Erkenntnis, dass die Aufrechterhaltung dieser ein permanenter Prozess ist.

Hintergrundwissen: Warum Pferde im Führungstraining?
Bukephalos war das Schlachtross Alexander des Großen und gilt als das bekannteste Pferd der Antike. Der Erzählung Plutarchs zufolge soll dieses edle Pferd seinem Vater, dem makedonischen König Philipp II., zu einem horrenden Preis angeboten worden sein. Es war aber so wild und unbändig, dass es niemand alleine führen, geschweige denn reiten konnte. Alexander der Große schaffte es jedoch, mit Einfühlungsvermögen und Beobachtungsgabe dieses Pferd für sich zu gewinnen. Er stellte fest, dass seine Wildheit aus der Angst vor dem eigenen Schatten resultierte. Er positionierte es deshalb gegen die Sonne, sodass es seinen Schatten nicht sehen konnte und war in der Lage, sich ihm zu nähern. Die weiteren Schritte, die dazu führten, dass Bukephalos sein treuer Begleiter wurde, basierten auf Vertrauensaufbau, Respekt und klarer Kommunikation. Alexander der Große zeigte damit früh seine Führungsqualitäten. Der Hengst begleitete ihn in allen seinen Schlachten und war für ihn ständiger Spiegel und Feedbackgeber für seine Führungsqualität.

Eine vollkommen andere Art des Lernens
Allgemeingültige Erklärungen zu geben, warum Führung funktioniert oder nicht, ist nicht Ziel eines pferdegestützten Führungskräftetrainings. Es geht dabei vielmehr um das eigene Erleben. Erkennen und sich in der eigenen Führungsarbeit dieser Erkenntnisse wieder bewusst werden, ist wesentlich effektiver als ein reines „Antrainieren“. Pferde sind ehrliche, unmittelbare und unvoreingenommene Feedbackgeber und damit kostbar für Führungskräfte im Labor. Sie sind der ideale Lernpartner, da es für sie in ihrer Wahrnehmung nur die Gegenwart gibt. Fehlende Präsenz quittieren sie mit Desinteresse. Spürbare Präsenz hingegen mit Aufmerksamkeit. Eine gute Basis für wirkungsvolle Führung – im persönlichen Umgang innerhalb des Labors sowie mit Kunden.

Folgt einem Menschen ein Pferd ohne Strick oder Halfter, ohne Zug oder Druck, ohne Worte oder Kommandos, ist dies ein beeindruckendes Statement zum Thema Führung. Eine solche natürliche, tiefe und ehrliche Kommunikation würde jede zwischenmenschliche Führung bereichern und letztendlich zu völlig neuen Wegen des Mitein- anders im Dentallabor führen.

Kontakt
Cheval Trainings
Monika und Henry Windisch
Osteranger 2
94366 Perasdorf
Tel.: 09962 9390014
E-Mail: info@cheval-trainings.de
www.cheval-trainings.de

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