Zahntechnik 21.02.2011

Digitale Funktionsdiagnostik ohne Abformung und Artikulator

Der virtuelle Artikulator des Friedrich Henk entwickelt an der Danube Private University (DPU)

Anlässlich des ersten Forschungstages der Danube Private University (DPU), Krems, am 8. Mai 2010 in Krems wurden die ersten Forschungsprojekte vorgestellt, die an der Danube Private University fertiggestellt wurden. So auch das 3-D-Pogramm „Der virtuelle Artikulator des Friedrich Henk“, das zu Funktionsschulungs- und -unterrichtszwecken an Universitäten und Fortbildungsinstituten sowie in der Dentalindustrie im Bereich der Modelliersoftwaresysteme eingesetzt werden kann.

Für Dr. Friedrich Henk, Leiter der Abteilung Funktion im Zentrums Prothetik der Danube Private University ist der virtuelle Artikulator allerdings nur der erste Schritt in die Zukunft der Prothetik ohne Artikulator und Abformung. Nach vorne blickend sagt er: “Voraussetzung für die praktische Anwendung dieser Entwicklung ist eine Aufnahme eines CTM (64- Zeiler), da nur dadurch eine ausreichende Präzision im 1/10-Millimeter-Bereich zu erzielen ist. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit aufgrund der Integration eines Best-Fit-Systems im Bereich der Kondylen aus der sich eine automatische Berechnung der Achsorbitalebene ergibt, nicht nur ohne virtuellen Artikulator auszukommen sondern auch ohne jegliche Modellherstellung – vorausgesetzt ist hier eine erfolgreiche Digital-Full-Mouth-Impression.“

„Traum der Zahnmedizin wird Realität“

Der Traum der Zahnmedizin, vollkeramische Restaurationen direkt in der Praxis am Arbeitsplatz herzustellen, wird zur Realität, auf der Basis der optischen Abformung, statt für den Patienten unangenehmer Abformmassen und Abformlöffel.

Die Prospekte einzelner CAD/CAM Anbieter sind voll mit Anpreisungen dieser Art, und in der Tat gibt es beeindruckende Ergebnisse in der Einzelzahnversorgung (Inlays, Onlays, Kronen). Dabei wird zwar in der statischen Schlussbissituation die Gegenbezahnung berücksichtigt, nicht aber in ihrer Dynamik, die von den individuell unterschiedlichen Unterkieferbewegungen abhängig ist. Zahnärzten und Zahntechnikern wurde seit jeher von namhaften Funktionstherapeuten zu Recht beigebracht, wie wichtig die individuellen Unterkieferfunktionen seien und sie haben gelernt, speziell bei umfangreichen Restaurationen im 1 Kauorgan einen Artikulator zu benutzen, der es erlaubt, diese individuellen Unterkieferbewegungen mit hoher Genauigkeit zu reproduzieren, um damit die Möglichkeit zu schaffen, einen tatsächlich auch in seiner Dynamik störungsfreien Zahnersatz herzustellen. Nun wird bei Einzelzahnrestaurationen eine Nichtberücksichtigung der Dynamik nicht so schwerwiegende Folgen haben wie dies bei sehr umfangreichen Restaurationen der Fall sein wird. Mag es bei Einzelzahnrestaurationen vertretbar sein, mit einem statischen »Quetschbiss« das Auslangen zu finden, so ist bei umfangreichen Restaurationen eine vollständige Gegenbezahnung mit entsprechenden individuellen Unterkieferbewegungen unumgänglich.

„Die Funktion mit einbeziehen“

Während einzelne Anbieter von CAD/Cam-Verfahren maximal eine Kieferhälfte optisch abformen, wird bei anderen Anbietern weiterhin herkömmlich abgeformt, Modelle hergestellt und diese als Gesamtmodelle eingescannt. Diese Gesamtmodelle – hier begann die wissenschaftliche Arbeit der DPU – sollten nun, bevor das Modellieren beginnt, so in einen »Virtuellen Artikulator« eingebracht werden, dass das Oberkiefermodell schädelgerecht und das Unterkiefermodell oberkieferbezüglich zugeordnet werden kann. Das Computer-Programm „Der virtuelle Artikulator“ des Friedrich Henk ist theoretisch von allen Modelliersoftwaresystemen der Hersteller in der Dentalindustrie bei Freigabe entsprechender Schnittstellen nutzbar und besticht durch seine sehr einfache Bedienungsoberfläche. Konstruiert wurde der Artikulator mittels Autodesk Inventor, einem Computerprogramm, das in der Industrie für hochpräzise Konstruktionsanwendungen im My-Bereich Verwendung findet. Die typische Arbeitsschrittfolge im virtuellen Artikulator ohne CTM sieht wie folgt aus: Abformen, Ausgießen, schädelgerecht und oberkieferbezügliches Einartikulieren der Modelle, Einscannen und die Funktion über die virtuelle Artikulator-Software einstellen. Hier kann man dann alle Einstellungen vornehmen, die man als Zahnarzt ohnehin vom herkömmlichen Artikulator in seinem Praxisleben gewohnt ist.

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