Branchenmeldungen 24.01.2013
5. Young Orthodontists Kongress 2012: Kieferorthopädie als Mittlerin
Wunschgemäß stand das Thema „Frontzahntrauma“ erneut als zentrales Fachthema im Programm des nunmehr 5. Kongresses „Young Orthodontists“ des BDK / Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden am 23. und 24. November 2012 in Köln.
„Die Teilnehmer des letzten Kongresses
haben das Thema vorgeschlagen“, sagte Dr. Gundi
Mindermann, 1. Bundesvorsitzende des BDK, „und wir sind dem gern
gefolgt, denn bei kaum einem anderen Thema wird unseren jungen
Kolleginnen und Kollegen so eindringlich deutlich, welche
Mittlerposition die Kieferorthopädie zwischen den chirurgischen
und zahnmedizinischen Disziplinen einräumt – und das über
alle Patientenaltersklassen hinweg.“ Referent war seinerseits
ein „young orthodontist“, der auch die entsprechende
Arbeitsgruppe im BDK begleitet: PD Dr. Anton Demling/Uelzen und
Medizinische Hochschule Hannover. Es wurde einerseits deutlich,
dass ein Frontzahntrauma eine erhebliche Belastung für Körper
und auch Seele des Patienten darstellt, andererseits aber auch,
wie enorm sich die Zahnmedizin und die Kieferorthopädie in den
letzten Jahren entwickelt haben. Dr. Mindermann zu einem
Fallbild eines unfallgeschädigten jungen Mädchens: „Noch
vor 20 Jahren wäre man mit so einem Gesicht für lange Zeit enormen
emotionalen Belastungen ausgesetzt gewesen – heute können wir
ganz andere Lösungen bieten.“ Referent PD Dr. Demling habe
bei der Beschäftigung mit dem Thema viel von der Arbeit an der
Klinik profitiert, wo es leicht gewesen sei, je nach Bedarf auf
einen der Fachbereiche und dortige Expertise zurückgreifen zu
können. Ein solches Netzwerk empfahl er auch seinen Kolleginnen
und Kollegen im Auditorium, von denen einige schon
niedergelassen waren, während die Mehrheit diesen Schritt noch
vor sich hatte. Und ergänzte: „Ich habe meine Niederlassung
nie bereut. Dabei wird einem allerdings auch deutlich, dass
Mitarbeiterführung ein sich entwickelnder Prozess ist – aber
keine Sorge: Das Personal formt sich mit der Zeit. Und
denken Sie bei allem Einsatz für Ihre Praxis und aller Planung
immer daran: Die Familie ist das Wichtigste im Leben. Vergessen
Sie das nicht.“
Verschiedene Frakturbefunde –
verschiedene Ansätze
Nach einem Unfall mit
Frontzahntrauma-Folgen sei meist ein Kieferchirurg der erste
Arzt, der den Patienten sieht. PD Dr. Demling erklärte, nach
welchen Gesichtspunkten hier diagnostiziert und der Verletzte
betrachtet wird – unter anderem seien viele medizinische
Sturzkonsequenzen wie beispielsweise ein Schädelhirntrauma
auszuschließen. Sollte ein verunfallter Patient zuerst
eine kieferorthopädische Praxis aufsuchen, müssten
solcherart Schädigungen geprüft und ausgeschlossen werden, das
Zahntrauma stehe, abgesehen von einer Erstversorgung,
möglicherweise nicht primär im relevanten Fokus. Auch eine
vorliegende Tetanusprophylaxe müsse abgeklärt werden. Allerdings
stelle gerade diese zahnärztliche bzw. kieferorthopädische
Erstvorsorgung hohe Ansprüche an das Wissen und Können der
Praxis: „Vor der Erstversorgung muss einem schon klar sein,
wie die Versorgung weiterläuft, damit man sich seine eigenen Wege
und Ziele nicht verbaut.“ Wie man solche Entscheidungen fällt,
zeigte er an Beispielen verschiedener Traumata. So sei es
oft sehr erfolgreich, abgebrochene Stellen am Zahn sofort wieder
anzukleben: „Es sollten möglichst alle Einzelteile der
Fraktur mitgebracht werden!“ Sie es zu einer
Intrusion gekommen, müsse mit Wurzelschädigungen gerechnet
werden, oft auch mit einer Pulpanekrose: „Hier ist eine enge
Abstimmung mit einem Endodontologen nötig.“ An weiteren
Beispielen machte er deutlich, welche Möglichkeiten jeweils
die Kieferorthopädie hat, die Vorgehensweise der anderen
Disziplinen zu unterstützen bzw. sie quasi dirigierend
einzubeziehen in ein Gesamtkonzept zur Trauma-Therapie. Ein
besonderes Anliegen des Referenten: „Suchen Sie sich
einen Parodontalchirurgen für Ihr Netzwerk, der die Gingiva
liebt – eine solche Expertise ist perfekt, aber Sie müssen
suchen. Wirkliche Experten sind leider rar.“ Nicht zuletzt
bei der Trauma-Therapie werde deutlich, so PD Dr. Demling, wo
die moderne Kieferorthopädie stehe: „Wir sind zuallererst Ärzte,
die die Gesamtgesundheit des Patienten im Blick haben.“
Quelle: Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden (BDK)