Branchenmeldungen 18.04.2011
apoBank macht auf Schönwetter
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Stolz verkündet die apoBank zum neuesten Geschäftsbericht, dass sie in 2010 wieder in die „Gewinnzone“ zurückgekehrt sei. Die Finanzbelastungen für weiterhin über 4 Milliarden Euro „toxische Portfolios“ aus Fehlinvestitionen in Finanzprodukten konnten in 2010 von 480 Millionen auf rund 200 Millionen Euro gedrückt werden. Bei 53 Mio. Jahresüberschuss kann an die „Genossen 4 Prozent Dividende“ ausgeschüttet werden.
Verschämt berichtet man, dass sich die Bank von einem weiteren Vorstand „einvernehmlich“ getrennt, eine vom Vorstandsvorsitzenden angeregte „kurzfristig realisierte Interimstätigkeit“ sich erledigt habe. apoBank-Aufsichtsrats-Insider sehen Verbindungen zu alkoholischen Genusssucht-Verlockungen. Immerhin sechs bis acht Vorstandsfreisetzungen in letzter Zeit, darunter mehr als vier in einem Jahr unter Vorstandssprecher H. Pfennig sind unter Banken völlig ungewöhnlich und lassen ein Führungschaos vermuten, heißt es aus der Vertreterversammlung dazu.
Verschwiegen wird in den Presseerklärungen zum aktuellen Jahresbericht, dass ein gegen zwei Vorstandsmitglieder im Rahmen der LICON/Medicon-Immobilien-Geschäftsaffäre eingeleitetes staatsanwaltschaftliches Vermittlungsverfahren ergebnislos eingestellt wurde. Die apoBank hatte in einem „Sofort-Programm zur Aufklärung von Fällen unrechtsmäßiger Vorteilsnahme“ diese zwei Vorstände „mit sofortiger Wirkung“ abberufenen. Weniger apoBank-Kunden sollen im LICON/Medicon-Skandal betroffen sein. Nichts sagt die Bank auch zum Verlauf der Schadensersatzanspruchsklagen gegen die Alt-Vorstände der letzten Jahre und der Verweigerung der Pensionszahlungen, denen keinerlei Experten-Aussicht auf Erfolg zugeschrieben wird.
Schönzureden versucht wird nicht nur das Vorstands-Personalchaos aus einem Pfennigroman-Versprechen „wir werden nicht eher ruhen, bis wir sicher sein können, wieder eine saubere apo-Bank zu haben“. Dazu bedarf es aber auch klarer Aussagen – wie schon mal geschehen, aber wieder zurückgenommen – dass bis 2014 die strukturierten Finanzprodukte („toxische Portfolios“) von 4,2 Mrd. Euro auf unter 2 Milliarden zurückgefahren werden, was aber die Bank – und damit indirekt deren Kunden, die Heilberufe – mindestens weitere 500 bis 600 Mio. Euro kosten wird.
Die Bilanzsumme ist von knapp 43 Milliarden Euro um fast 6 Prozent auf 38,8 Mrd. Euro aufgrund der Ausgliederung der strukturierten Finanzprodukte in „Spezialfonds“ mit Garantievereinbarungen gesunken.
Im klassischen Geschäft der Finanzierung der Heilberufe – vornehmlich Praxisinvestitionen – konnte ein Zinsüberschuss von 680 Mio. Euro bei 4,0 Mrd. Euro Neuausleitungen (2009: 4,1 Mrd. Euro) erzielt werden.
Das operative Ergebnis vor den Risikokosten von 201 Mio. Euro für die Finanzprodukte betrug 341 Mio. Euro und hätte ohne die Fehlanlagen aus der Vergangenheit eine sehr viel höhere Dividende erlaubt. Der Verwaltungsaufwand stieg von 422 Mio. Euro auf 452 Mio. Euro, wie die Bank meint, „plangemäß für strategische Investitionen im Rahmen ihrer IT-Migration“.
toi,toi,toi,
Ihr Jürgen Pischel