Branchenmeldungen 10.09.2013
Ausbildung für Ausbilder in der Endodontie
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Mitte Juli fand in diesem Jahr die 10. Tagung „Ausbildung für Ausbilder in der Endodontie“ in Göttingen statt. Wie auch in den Jahren zuvor besuchten ca. 40 Teilnehmer aus 15 deutschen Universitäten die Veranstaltung. Nach einer kurzen Begrüßung durch Prof. M. Hülsmann (Uni Göttingen), gab Priv.-Doz. Dr. S. Gerhard-Szep (Uni Frankfurt am Main) einen Rückblick auf die vergangenen zehn Tagungen: Vor zehn Jahren fand die erste AfA-Tagung in Erlangen statt. In den nächsten Jahren folgten Tagungen an den Universitäten Heidelberg, Marburg, Frankfurt am Main, Würzburg, Kiel, Münster und Regensburg.
Während dieser Veranstaltungen wurden alle Bereiche der Ausbildung in der Endodontie besprochen und unter den Mitarbeitern der verschiedenen Universitäten rege diskutiert. 2009 wurden in der Zeitschrift Endodontie die Empfehlungen für die Ausbildung im Phantomkurs veröffentlicht. Der zweite Referent war Dr. Christian Holscher (Uni Göttingen), der mit seinem Vortrag zum Thema „Klinikassistenten und EndoSpezialist: Eine Illusion oder machbar?“ zur Diskussion anregte. Die Möglichkeiten der Weiterbildung im Bereich der Endodontie erstrecken sich vom Curriculum über den Spezialisten, der seit 2012 von der DGET angeboten wird, bis zum Masterstudiengang Endodontie. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, international ein Postgraduiertenprogramm Endodontie zu absolvieren. Für den Assistenten an der Klinik erscheint es aufgrund der relativ wenigen Behandlungszeit im Vergleich zur Praxis und dem hohen Anteil an studentischer Ausbildung schwierig, die Anforderungen in einem angemessenen Zeitraum zu erfüllen. Dies gilt sowohl für die alten als auch für die neuen Richtlinien der Spezialisierung. An der ausführlichen Diskussion im Rahmen der Tagung war zu erkennen, dass einige Fragen zu diesem Thema bisher unbeantwortet blieben.
Das computergestützte Simulationsgerät SIMODONT ermöglicht die Simulation von Präparationen und Kariesentfernung.
Nach der Pause mit vielen interessanten Gesprächen stellte Priv.-Doz. Dr. Arndt Güntsch aus Jena den Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Zahnmedizin (NKLZ) vor und ging im Speziellen auf die endodontische Ausbildung ein. Ziel des NKLZ ist es, die Kompetenzen zu beschreiben, die zum Zeitpunkt der Approbation erwartet werden. Im Bereich Endodontie wurden diese an den Undergraduate Curriculum Guidelines for Endodontology (ESE) und den Empfehlungen für Endodontie im Phantomraum, die bei den AfA-Tagungen erarbeitet wurden, festgelegt. Der NKLZ wurde im Dezember 2012 erstmalig vorgestellt. Im Juni 2014 soll die endgültige Fassung des NKLZ in Frankfurt am Main verabschiedet werden.
Nach den Vorträgen am Freitag, konnten sich alle Teilnehmer das erste zahnärztliche „SkillsLab“ einer deutschen Universität, das SINUZ (Studentisches Innovations- und Trainingszentrum), anschauen, welches vollständig aus Studienbeiträgen finanziert wurde. Hier wurde die Möglichkeit geboten, mit dem SIMODONT ein computergestütztes Simulationsgerät auszuprobieren, an dem Präparationen und Kariesentfernung simuliert werden können. Zum zehnjährigen Jubiläum der AfA-Tagung wurde für alle Referenten und Teilnehmer ein Grillabend am Bootshaus des Göttinger Segelclubs organisiert. Der Samstag begann mit Vorträgen zum Thema „Gestaltung einer Vorlesung“ in Kleingruppen, die von Kollegen der Medizindidaktik der Universität Göttingen gehalten wurden. Jede Gruppe übte am Beispiel eigener Vorlesungen die Anwendung aktivierender Methoden und die Erstellung von Lernzielen, die für den Lerneffekt einer Vorlesung sehr wichtig sind. Um eine gute Vorlesung zu halten, ist neben der Dramaturgie auch ein ansprechendes Layout der Präsentation von Bedeutung. Anschließend konnten bei einem Rundgang durch die Zahnklinik der Phantomraum und die Behandlungseinheiten angeschaut werden.
Nach der Pause stellte Dr. T. Pousset aus Kiel eine Studie zum Vergleich der NiTi-Systeme FlexMaster, Mtwo und RECIPROC vor. Es wurde untersucht, welches System am besten für die Anwendung im Studentenkurs geeignet ist. Insgesamt lieferte das RECIPROC die besten Ergebnisse: Mit den Mtwo-Instrumenten wurde in 40 Prozent der Kanäle überinstrumentiert. Die Frage, welche Schlussfolgerungen für den Studentenkurs aus den Ergebnissen gezogen werden kann, blieb offen und wurde im Anschluss mit den Mitarbeitern der anderen Universitäten rege diskutiert. Eine einheitliche Meinung lag nicht vor, da alle Universitäten unterschiedliche Erfahrungen mit den Systemen in der studentischen Ausbildung gemacht haben.
Den letzten Vortrag hielt ZA A. Hergt (Uni Göttingen) zum Thema Beschaffung und Arbeiten mit extrahierten Zähnen, insbesondere unter juristischen und hygienischen Gesichtspunkten. Da an den Universitäten keine einheitlichen Vorschriften und Richtlinien zum Arbeiten mit extrahierten Zähnen bestehen, besitzt dieses Thema besondere Brisanz. Besonders die Beschaffung und die anschließende Lagerung, Desinfektion oder Sterilisation lassen nach wie vor viele Fragen offen. Es gibt die Möglichkeit, extrahierte Zähne kommerziell zu beschaffen. Des Weiteren gibt es verschiedene Alternativen zu humanen extrahierten Zähnen.
Beim gemeinsamen Abendessen bot sich den Teilnehmern die Gelegenheit, sich auszutauschen.
Die Bearbeitung an Plastikzähnen unterscheidet sich allerdings etwas von den natürlichen Zähnen. So wird für die Bearbeitung des Dentins mehr Kraft benötigt, sie sind unterschiedlich hart und auch Smear Layer tritt an Plastikzähnen nicht auf. Das Problem an natürlichen Zähnen ist die bakterielle Kontamination mit Bakterien und Viren. HIV sind allerdings nur in vitalen, entzündungsfreien Pulpen zu finden. Das Hepatitis C-Virus kann jedoch auch einige Wochen außerhalb des Wirtsorganismus überleben und birgt die geringe Gefahr der Infektion beim Arbeiten mit extrahierten Zähnen. Besonders zur Elimination von Prionen wird die Sterilisation extrahierter Zähne empfohlen. Dazu stehen die Heißluftsterilisation, die Dampfsterilisation, Gammastrahlung oder die Lagerung in Desinfektionslösungen zur Verfügung. Die diesjährige AfA-Tagung schloss sich in ihrem Informationsgehalt und unterhaltsamen Rahmenprogramm den vergangenen Veranstaltungen an, sodass wir uns bereits jetzt auf die 11. AfA-Tagung 2014 in Jena freuen.