Branchenmeldungen 15.02.2013
BDK-Kongress für Starter in die kieferorthopädische Praxis
Das Programm, das der Berufsverband der
Deutschen Kieferorthopäden/BDK bei seinem Niederlassungskongress für
Starter in die kieferorthopädische Praxis Ende November 2012 in
Berlin zusammengestellt hatte, wäre auch für erfahrene
Praxisinhaber spannend gewesen. Die fast kochbuchartig vermittelten
Empfehlungen reichten von Kennzahlen über Datenschutz und
Praxismarketing bis zu vielfältigen juristischen Aspekten und
endeten in einem Motivations-Feuerwerk zum Thema Effizienz.
Vielleicht das Kernthema „Nummer 1“ für den künftigen
Praxiserfolg: der Ort der Niederlassung. Was dabei bedacht werden
muss, stellte Initiatorin Dr. Gundi Mindermann, 1. Bundesvorsitzende
des BDK, in einer Präsentation zusammen und übermittelte Tipps, die
auch für etablierte Praxen mit Umzugsüberlegungen interessant
gewesen wären: „Natürlich muss man sich letztlich emotional
entscheiden: In welcher Region möchte ich die nächsten Jahre leben?
Aber beachten Sie dennoch auch die Zahlen, z.B. den demografischen
Wandel: Informieren Sie sich, wie sich Ihre Wunschregion entwickelt.
Wenn die Kinder bald fehlen, müssen Sie ein anderes Angebot
aufbauen. Denken Sie an die wirtschaftliche Lage: Eine Praxis ,auf
dem Land´ erfordert grundsätzlich andere Praxisstrukturen als eine
Großstadtpraxis.“ Mit einem sinnvollen und individuellen
Praxiskonzept könne man sich auch an bereits gut bedienten
Standorten erfolgreich behaupten. Immer gut: ausreichend Parkplätze.
Je nach Praxislage sei das Auto das Haupttransportmittel für
Patienten, eine Praxis mit Parkplätzen habe einen dicken
Sympathie-Bonus.
Seltenes Thema: Praxisserver
Ein eher selten bei Kongressen
dargestelltes Thema ist die Datensicherheit in der Praxis – auch
mit Blick auf den Server. Referent Michael Daletzki/Detmold,
Sachverständiger für Informationstechnologien, stellte einen
10-Punkte-Plan für die sichere IT in der Praxis vor. Wiederholt riet
er von Einfach- oder Billiglösungen ab: „Für Ihre Datenautobahn
nehmen Sie bitte nicht irgendeinen Elektriker, sondern beziehen Sie
einen zuverlässigen IT-Berater aus einem Systemhaus in Ihre
Planungen mit ein. Das kann sehr viel Geld sparen!“ Qualität zahle
sich auch beim Server aus: „Der Server ist das digitale Herz der
Praxis, entscheiden Sie sich unbedingt für Markenware, und wenn sie
beim Praxisstart zu teuer ist: Man kann sie auch leasen. Ein toller
Server ist wichtiger als ein toller Rechner!“ Mit Praxis-WLAN solle
man dagegen vorsichtig sein. Das sei für die Patienten reizvoll,
öffne aber auch die Tür für „Spieler mit krimineller Energie!“
Andererseits ermögliche WLAN attraktive Patientenkommunikation per
iPad: „WLAN hat auch Vorteile, nutzen Sie aber eine sichere
Anlage!“ Webschutzprogramme für die heiklen medizinischen Daten
seien ohnehin unabdingbar – und eine zuverlässige Datensicherung
„die Lebensversicherung für die Praxis“. Michael Daletzki
empfahl den Young Orthodontists, die Kriterien zum Umgang mit Daten
und Internet mit dem Praxisteam zu besprechen und in einer
„EDV-Vereinbarung“ festzuhalten, darunter den Umgang mit
Privatmails in der Praxis.
Von den Risiken der Liebe
Für die jungen Kieferorthopäden
besonders spannend war der juristische Vortrag von RA Arne Bruns,
Kanzlei CausaConcilio/Kiel, der darlegte, wie sich Heirat, Scheidung,
Zugewinnausgleich, Gütertrennung, Gütergemeinschaft und
Unterhaltsrecht auf die Praxissituation auswirken – und welche
Folgen eine unbedachte Ehe-/Praxis-Vertragsgestaltung haben kann. Man
dürfe „vor Liebe nicht blind“ werden, meinte der Referent: Die
Praxis sei ein Wirtschaftsunternehmen, eine Art Firma, die immer
abgesichert sein müsse, weshalb eine fundierte Beratung und
Vertragsgestaltung vor Eheschließung nicht „unromantisch“ sei,
sondern zwingend. Auch bei einer sich ankündigenden Scheidung solle
man nicht unbedacht seinen Emotionen nachgeben, denn je nach
Situation könne die Zukunft der Praxis zur Disposition stehen.
Unbedachte Formulierungen oder Aktionen könnten Schaden für alle
Beteiligten anrichten, weshalb eine juristische Beratung zum Schutz
der Praxis empfehlenswert sei.
Messen statt Handeln
Um eine andere Form der Beziehung ging
es Referent Dr. Guido Sampermans/Heinsberg: die gute Beziehung der
Praxismitarbeiter untereinander und die zu den Patienten. Er habe
alle Fehler noch selbst machen müssen, berichtete Dr. Sampermans,
das aber habe dazu geführt, dass er diese genau analysiert und die
Ursachen optimiert habe. Entstanden ist daraus eine kaum zu
überbietende Motivationsdynamik des Referenten mit Themen von
Qualität bis Effizienz, verbunden mit Tipps von der Gestaltung der
Eingangstür bis zur Privatsphäre in einem großen Behandlungsraum
und der Sinnhaftigkeit eines „Elternparkplatzes“, einer
Sitzgelegenheit an der Behandlungseinheit. Seine Empfehlung an die
Young Orthodontists: Messen statt Handeln. „Wenn etwas schief
läuft, ändern Sie das nicht einfach. Nutzen Sie das! Das sagt viel
über Ihre Praxis aus! Messen Sie, was warum und wie etwas nicht rund
läuft!“ Das Herzstück des Praxiserfolges sei allerdings: „Sie
haben keine Patienten, Sie haben Gäste. Verinnerlichen Sie das. Und
bringen Sie das Ihren Mitarbeitern bei!“
Dr. Gundi Mindermann fasste
abschließend die vielfältigen Botschaften für die jungen
Kolleginnen und Kollegen zusammen: „Sie haben gesehen: Sie haben
große Chancen mit Ihrer Niederlassung. Es ist gut zu schaffen und
Sie finden vielfältige Unterstützung. Trauen Sie sich!“