Branchenmeldungen 31.01.2025

„Bürokratiewahn bremst – Zuversicht dank dentaler Innovationen“

„Bürokratiewahn bremst – Zuversicht dank dentaler Innovationen“

Foto: OEMUS MEDIA AG

Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender Verband der Deutschen Dental-Industrie e.V., gibt seine Einschätzung zur IDS 2025 ab.

Ich gehe mit großer Zuversicht der 41. Internationalen Dental-Schau 2025 entgegen. Einige unnötige politische Hemmnisse haben zwar Spuren hinterlassen, doch die Innovationsdynamik in unserer Branche wiegt erfreulicherweise viel stärker. Sie bringt neue Verfahren und Produkte hervor, mit denen Zahnarzt und Zahntechniker dem Patienten eine Behandlung auf dem Stand der Technik zusichern können.

Unsicherheiten über zukünftige Handelsbarrieren und Schutzzölle sind die Schattenseite der ökonomischen Rahmenbedingungen, mit denen wir uns als Dentalindustrie konfrontiert sehen. Erste Ankündigungen des gewählten US-Präsidenten Donald Trump haben uns aufhorchen lassen, und wir werden die Entwicklung in den Vereinigten Staaten aufmerksam beobachten. Darüber hinaus sehen wir ähnliche Tendenzen auch bei anderen wichtigen Handelspartnern.

Hinzu kommen hausgemachte Probleme auf EU-Ebene. Dabei ist an erster Stelle der Regelungswahn durch die Medical Device Regulation, kurz: MDR, zu nennen. Hier sind vor allem die erheblichen und zum Teil redundanten Aktivitäten im Rahmen der Post-Market-Surveillance zu beklagen, die hohen finanziellen und personaltechnischen Aufwand verursachen, obwohl gerade Dentalprodukte als sehr sichere Medizinprodukte gelten.

Insgesamt beklagen gemäß einer Erhebung der Deutschen Industrie- und Handelskammer, der MedicalMountains GmbH und des Fachverbands Spectaris drei Viertel der befragten Betriebe eine ständig zunehmende Flut von neuen Richtlinien, Gesetzen, Verordnungen und Vorgaben.

Sage und schreibe 97 Prozent der Betriebe haben in ihrem Alltag Schwierigkeiten bei der Umsetzung der MDR. In 91 Prozent der Fälle von Abkündigungen von EU-Medizinprodukten geben die Zertifizierungskosten dabei den Ausschlag. Vor allem droht dies kleinvolumigen Nischenprodukten, die sich seit langem bewährt haben. Die grassierende Bürokratie behindert vor allem kleine und mittelständische Unternehmen aller Branchen. Das kostet Zeit, Geld, hemmt Innovationen und kostet letztlich Arbeitsplätze.

Dabei ist es offenkundig unsinnig, Dentalprodukte nach MDR fast wie Pharmazeutika zu behandeln; für diese gelten aus gutem Grund traditionell viel schärfere Maßgaben. Bürokratieabbau ist an dieser Stelle nicht nur wünschenswert, sondern dringend geboten.

Zum Glück behalten unsere Dentalingenieure ihre Innovationsfreude dennoch bei! Das sehen wir an interessanten Weiterentwicklungen bei klassischen Kompositen für die Inkrementtechnik ebenso wie bei Bulkfill-Kompositen für die schnelle Füllung „in einem Rutsch“, bei glasfaserverstärkten Kompositen für großvolumige Restaurationen ebenso wie bei neuen Spezialitäten wie den Nano-Hybrid-Ormoceren; bei ihnen bildet Siliziumdioxid die chemische Basis sowohl für die Füllstoffe (Nano- und Glaskeramik-Füllkörper) als auch für die Harzmatrix. Das Konzept der selbstadhäsiven Komposit-Hybrid-Kunststoffe wiederum zielt darauf ab, zahnfarbene Füllungen ohne die separate Applikation eines Adhäsivs zu ermöglichen.

In der prothetischen Zahnheilkunde differenzieren sich die einsetzbaren Keramiken immer stärker aus – in Richtung einer individuellen Ästhetik und einer einfacheren Verarbeitung. So kommen zu neuen hochtransluzenten Materialien Multilayer-Varianten mit intrinsischen Farbverläufen hinzu. Und im 3D-Druck lassen sich jetzt über Kronen hinaus auch Brücken, Stege und Suprakonstruktionen sowie alle implantatgestützten Objekte wie Einzelabutments, Teleskopkronen, Primär- und Sekundärteile, kieferorthopädische Apparaturen (inklusive Alignern), Modellguss-Klammerprothesen und Teilprothesen fertigen.

Welche der unterschiedlichen Angebote bei der IDS vom 25. bis zum 29. März 2025 in Köln den Besuchern besonders attraktiv erscheinen, darauf bin ich selbst gespannt. Denn erfahrungsgemäß ist die Messe immer für die eine oder andere Überraschung gut.

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