Branchenmeldungen 26.09.2018
Dentale Lebensläufe: Prof. Dr. Marcel Wainwright
In der vorliegenden Reihe befragt die dentalfresh Menschen der Zahnmedizin nach ihrer ganz persönlichen dentalen Biografie. Im Interview steht Prof. Dr. Marcel Wainwright – Zahnarzt, Implantologe, Autor, Wissenschaftler, CEO Kingsmen Group GmbH – Rede und Antwort.
Wie sind Sie zur Zahnmedizin gekommen und wo haben Sie studiert?
Ich habe von 1989 bis 1994 an der RWTH Aachen studiert, direkt nach dem Abitur und nachfolgender Backpackerreise nach Kreta. Ich wusste schon in der 11. Klasse, dass ich Zahnmediziner werden wollte. Ausschlaggebend war ein Praktikum bei meinem Hauszahnarzt und späteren Berufskundelehrer im Studium, Dr. Peter Eckert. Allerdings hatte ich vorher mit dem Gedanken gespielt, mich an der Folkwangschule in Essen für die Schauspielerei einzuschreiben.
Ihr erster echter Patient – Was ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Ich habe tatsächlich schon im Studium meine ersten chirurgischen Erfahrungen sammeln können, da Aachen eine der wenigen Universitäten war, welche im klinischen Teil die Erfüllung eines Chirurgiekatalogs vorsah (Extraktionen, Osteotomien von retiniert verlagerten Weisheitszähnen, WSR). An meinen ersten Kons-Patienten kann ich mich nicht mehr erinnern, aber an meine erste Extraktion! Das war unglaublich aufregend! Zum Glück ging es gut; ich glaube aber auch, der Zahn hatte Lockerungsgrad III.
Stichwort Spezialisierung: Wann wussten Sie, in welche Richtung Sie gehen wollen?
Im Studium habe ich gemerkt, wie sehr mir die Chirurgie/ Implantologie gefällt und liegt. Das hat mich geprägt und war auch meine Orientierung später im Beruf. Ich habe den Besten über die Schulter geschaut und war auf jedem Kongress, den ich wahrnehmen konnte. Das Curriculum Implantologie bei der DGI war dann schon ein Muss, die beste Schule ist aber nach wie vor die der eigenen Erfahrungen.
An welche Niederlagen in Studium und beruflicher Ausübung können Sie sich noch erinnern?
Die Kurse und Klausuren habe ich zum Glück alle immer auf Anhieb bestanden. Aber zwischendurch gab es immer mal Niederlagen, wie etwa bei der Neuanfertigung von prothetischen Arbeiten. Aber das übt! In der Ausbildung habe ich gefühlt alles richtig gemacht. Nach meinem Staatsexamen nahm ich eine Stelle als Assistenzarzt an, in der ich, für damalige Verhältnisse, gut verdient, aber wenig gelernt habe. Ich habe dann nach drei Monaten gekündigt. In meiner zweiten Stelle habe ich weniger verdient, jedoch viel mehr gelernt. Das sollte auch immer der Motor für die Auswahl der Assistenzarztstelle sein! Wissen und Erfahrung zahlen sich am Ende immer mehr aus als die finanziellen Reize.
Dazu im Gegenzug: Welcher Erfolg war Ihnen besonders wichtig?
Ein gutes Examen zu machen und die praktischen Kurse alle zu bestehen. Ich war immer zielorientiert und habe dafür alles gegeben, was in meiner Macht stand. Ich denke, das gilt heute immer noch so.
Was würden Sie jungen Zahnmedizinern heute mit Blick auf Studium und Praxisalltag raten?
Im Studium heißt es durchhalten! Anders als in anderen Ländern habe ich den Eindruck, dass der Student der Zahnmedizin in Deutschland während des Studiums besonders oft „geärgert“ wird. Ich denke, viele Kollegen würden dem aufgrund eigener Erfahrungen zustimmen. Wenn man dann mal fertig ist, ergibt sich ein wundervoller Beruf mit sehr großer Diversität und vielen Spezialisierungsmöglichkeiten. Man darf und sollte im Praxisalltag jeden Tag Spaß haben, den Patienten nicht nur auf die Mundhöhle reduzieren und sich von der zunehmenden Bürokratie unseres Berufs nicht abschrecken lassen. Da leider Fachbereiche wie Marketing, Personalführung oder BWL im Studium kaum oder gar nicht gelehrt werden, empfehle ich jedem, sich auf diesen Gebieten selbstständig eigenes Wissen anzueignen und über den (zahnmedizinischen) Tellerrand hinauszublicken! Das kann böse wirtschaftliche Überraschungen vermeiden! Auch der sinnvolle Umgang mit dem BEMA und der GOZ sollte erlernt werden, damit erbrachte Leistungen auch abgerechnet werden können. Die gute Zahnärztin bzw. der gute Zahnarzt bleiben den Rest ihres Lebens Lernende. Denn wer aufhört zu lernen, hat aufgehört, gut zu sein!