Branchenmeldungen 16.12.2024
Erfolgreiche Endodontie trägt zur Herzgesundheit bei
share
In Deutschland litten im Jahr 2017 3,7 Prozent der Frauen und 6,0 Prozent der Männer an einer koronaren Herzerkrankung (KHK), also rund fünf Millionen Patienten. Ob und ggf. inwieweit endodontische Erkrankungen, vornehmlich apikale Parodontitiden (AP), einen möglichen Risikofaktor für die Ausbildung einer KHK darstellen, wird in den letzten Jahren vermehrt diskutiert.
Eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit bestätigt eine Assoziation zwischen AP und KHK, da Patienten mit AP ein 1,4- bis 5-fach erhöhtes Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung aufwiesen. Für einen Kausalzusammenhang dieser Erkrankungen liegt indes keine Evidenz vor. Bei der Interpretation dieser Daten muss allerdings beachtet werden, dass die Risikofaktoren für die Entstehung einer KHK und einer AP teilweise identisch sind. Für Alkohol- und Nikotinkonsum sowie fettreiche Nahrung wurde bereits nachgewiesen, dass diese Faktoren die Entstehung und Progression einer AP fördern. Auch einige systemische Erkrankungen (u.a. Hypertonie, Typ-1-Diabetes mellitus, entzündliche Darmerkrankungen, terminale Niereninsuffizienz Stadium 5) gehen mit einem gehäuften Auftreten einer AP einher.
Protektiver Effekt endodontischer Maßnahmen
Die im Verlauf einer AP gebildeten Entzündungsmarker können die Entstehung arteriosklerotischer Gefäßveränderungen und somit in der Folge eine KHK begünstigen. Tatsächlich sind bei vorliegender AP die Blutplasma-Konzentrationen einiger Entzündungsmarker (u.a. hochsensitives C-reaktives Protein, Interleukin-6, asymmetrisches Dimethylarginin, Komplementfaktor C3) sowie der oxidative Stress nachweislich erhöht. Bemerkenswerterweise haben klinische Studien bereits für einige Entzündungsmarker und den oxidativen Stress nachgewiesen, dass eine erfolgreiche Wurzelkanal- bzw. Revisionsbehandlung die erhöhten Serumkonzentrationen wieder auf oder teilweise sogar unter den entsprechenden Normalwert absenken. Der protektive Effekt endodontischer Maßnahmen wird in einer retrospektiven Untersuchung ebenfalls deutlich, indem eine erfolgreich abgeschlossene Wurzelkanalbehandlung das Risiko der Ausbildung einer KHK um 84 Prozent und das Risiko, an einer KHK zu versterben, um 49 Prozent reduzierte.
Fazit
Auf der Grundlage der aktuellen Evidenz kann also geschlussfolgert werden, dass eine Assoziation zwischen endodontischen Erkrankungen und der Entstehung einer KHK mit großer Wahrscheinlichkeit besteht. Für einen möglichen Kausalzusammenhang der beiden Erkrankungen liegt hingegen Evidenz derzeit nicht vor. Da, wie aufgezeigt, eine erfolgreiche Wurzelkanalbehandlung erhöhte Serumkonzentrationen wichtiger Entzündungsmarker absenkt und gleichzeitig offensichtlich vor der Entstehung einer KHK schützt, trägt die Endodontie somit wirkungsvoll zur Herzgesundheit unserer Patienten bei.
Der Beitrag ist unter dem Titel „Endodontie trägt zur Herzgesundheit“ bei in der ZWP spezial erschienen.