Branchenmeldungen 14.05.2025
Gesichtsanalyse per KI: FaceAge schätzt biologisches Alter und Krebsrisiko
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Das System heißt FaceAge. Es analysiert Gesichtszüge, um das biologische Alter zu bestimmen. In einer aktuellen Studie, erschienen in The Lancet Digital Health, wurde erstmals untersucht, ob dieser Wert Rückschlüsse auf die Überlebenschancen bei einer Krebserkrankung zulässt. Die Antwort: ja, ziemlich deutlich. Wer biologisch jünger wirkte als das tatsächliche Alter, hatte bessere Prognosen. Umgekehrt war ein älter geschätztes Gesicht häufiger mit einem ungünstigeren Verlauf verbunden. Dieser Zusammenhang blieb bestehen, auch wenn Alter, Geschlecht und Tumorart statistisch herausgerechnet wurden. Im Schnitt lag das geschätzte biologische Alter rund fünf Jahre über dem Geburtsalter.
Die Analyse basierte auf mehr als 6.000 Porträtfotos, aufgenommen im Rahmen der Strahlentherapieplanung an zwei großen Krebszentren. Das KI-Modell wurde zuvor mit rund 58.000 Bildern gesunder Personen trainiert. In einem zweiten Schritt untersuchten die Forscher, ob sich die Einschätzung der behandelnden Ärzte verändert, wenn zusätzlich zum klinischen Bild auch der biologisch geschätzte Alterswert vorliegt. Tatsächlich wurden die Prognosen dadurch präziser. Besonders bei palliativen Therapien, bei denen die Einschätzung der Lebenserwartung sonst stark variiert, zeigte sich eine deutlich bessere Vorhersagegenauigkeit. Das Gesicht scheint damit Hinweise auf Alterungsprozesse zu liefern, die bislang kaum systematisch genutzt wurden. Noch ist offen, wie gut sich das Verfahren in den Klinikalltag integrieren lässt.
Quelle: Bontempi D. et al. FaceAge, a deep learning system to estimate biological age from face photographs to improve prognostication: a model development and validation study. The Lancet Digital Health. 2025; DOI: 10.1016/j.landig.2025.03.002