Branchenmeldungen 28.02.2011
Fit for Future – mit Blick auf die GOZ 2009
12. BDIZ EDI Symposium gemeinsam mit dem Hessischen Zahnärztetag
Das Timing war perfekt: Eine Woche zuvor hatte das Bundesgesundheitsministerium den GOZ-Referentenentwurf mit einem Steigerungssatz nach 20 Jahren von 0,4 Prozent an die schockierten Zahnärzten ausgeliefert. Beim gemeinsamen Kongress „Fit for Future“ des Bundesverbandes der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa (BDIZ EDI) und der Hessischen Zahnärztekammer am 7. und 8. November, zu dem rd. 1.300 Zahnärzte/innen in das Congress Centrum in Frankfurt kamen, beschäftigten sich die GOZ-Experten der beiden Organisationen mit Inhalt, Struktur und Auswirkungen der GOZ 2009. Ein Höhepunkt der zweitätigen Veranstaltung war der Kurzvortrag von Hinrich Romeike, Doppel-Olympiasieger im Vielseitigkeitsreiten und implantologisch tätiger Zahnarzt aus Rendsburg.
Die Inhalte des Referentenentwurfs bestätigen für Medizinrechtsexperte und BDIZ EDI-Justiziar Dr. Thomas Ratajczak (Sindelfingen), was er bereits nach Einsicht im Arbeitsentwurf vom Mai 2007 befürchtet hatte: „Die GOZ 2009 wird sich in weiten Bereichen an den BEMA anlehnen. Ratajczak hält wegen der Einführung des Paragrafen 2a GOZ die unveränderte Beibehaltung des Paragrafen 2 GOZ für verfassungsrechtlich nicht mehr vertretbar. Darüber hinaus ist seiner Meinung nach die Nichtanhebung des Punktwertes unter dem Aspekt des Teuerungsausgleichs verfassungsrechtlich nicht zulässig. Wegen des Abstandsgebots zur GKV (BEMA) sei die Einführung des 2,3-fachen Steigerungsfaktors als Regelhöchstsatz ebenfalls verfassungsrechtlich nicht zulässig.
Dr. Gerhard Brodmann (Bad Dürkheim) sieht nach Versicherungsvertragsgesetz und neuer GOZ massive Zugriffe auf das Arzt-Patienten-Verhältnis zukommen. Seine Prognose: „Die Bürokratie wird wesentlich zunehmen“. In der von Dr. Michael Frank (Lampertheim), Präsident der Landeszahnärztekammer Hessen und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, geleiteten Diskussion wurden zwei Aspekte als wesentlich bezeichnet. Bei der privatzahnärztlichen Liquidation ist künftig eine ausführlichere und vor allem individualisierte Begründung wichtig und jede Praxis sollte eine eigene Kalkulationsgrundlage für ihr Behandlungsspektrum erstellen. „Ermitteln Sie Ihre Durchschnittszeiten – am besten mit der Stoppuhr“, lautete der Rat von Dr. Josef Sobek (Hamm). Dr. Olaf Winzen (Frankfurt) forderte dazu auf, unbedingt weiterhin die Qualität in den Vordergrund der Behandlung zu stellen. Auch die HOZ wurde immer wieder in die Diskussion geworfen. Mit ihr sei es möglich, so die Experten, den Durchschnittswert in der eigenen Praxis zu berechnen.
Dem GOZ-Forum folgte die GOZ in der Praxis. Dazu wurden anhand von je einem aus klinischer Sicht vorgestellten Paro-, Prothetik- und Implantat-Fall die Abrechnungsmöglichkeiten nach GOZ 2009 und HOZ einander gegenübergestellt. So behandelten die Referenten PD Dr. Benjamin Ehmke (Münster) und Dr. Olaf Winzen einen Paro-Fall. Im Anschluss stellten Dr. Detlef Hildebrand (Berlin) und Dr. Josef Sobek im Bereich der Prothetik fest, dass der Zahnarzt beispielsweise für die funktionsanalytischen Leistungen nach GOZ 2009 nur noch 204,44 Euro (bei 63,09 min.) gegenüber 1988: 301,19 Euro (bei 92,95 min.) erhält. Im folgenden Implantat-Fall behandelte BDIZ EDI-Vizepräsident Prof. Dr. Dr. Joachim Zöller (Köln) einen Unterkieferaufbau vertikal und horizontal mit Beckenkammentnahme. Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik (Darmstadt) berechnete für Implantatinsertion und Vestibulumplastik ein Honorar nach GOZ 2009 von 611, 04 Euro gegenüber 777,99 Euro 1988.
Für BDIZ EDI-Präsident Christian Berger, der gemeinsam mit LZKH-Präsident Dr. Michael Frank den GOZ-Tag moderierte, wird der Referentenentwurf den Ansprüchen an eine Gebührenordnung nicht gerecht, weil er die Entwicklung der Zahnheilkunde der vergangenen 20 Jahre nicht aktuell abbildet. Er kündigte an, dass sich der Verband mit der GOZ 2009 sehr intensiv auseinander setzen werde. Dabei sei der Rechtsweg nicht ausgeschlossen.
Weitaus erfreulicher als die Diskussion um die GOZ war die Teilnahme von Hinrich Romeike aus Rendsburg am wissenschaftlichen Tag. Der implantologisch tätige Zahnarzt wurde bei den Olympischen Spielen 2008 zweifacher Olympiasieger im Vielseitigkeitsreiten und damit erfolgreichster deutscher Olympionike. Auf Einladung des BDIZ EDI sprach er über den Spagat zwischen Beruf und Sport. „Ich bin ein ganz normaler Zahnarzt und Implantologe“, stellte er sich dem Fachpublikum vor. Dass er trotzdem als einziger Nicht-Profi im Vielseitigkeitsreiten so erfolgreich werden konnte, erklärt er so: „Wir Zahnärzte können uns auf kleine Details konzentrieren, und kleine Details können manchmal den Erfolg ausmachen!“.
Der wissenschaftliche Tag war dem Thema ZahnMedizin im Dialog zu medizinischen Aspekten gewidmet und wartete mit klinischen Konzepten für die Praxis auf. Am Nachmittag kam die Implantologie zum Zug. Höhepunkt hier war die Implantat-Prothetik-Live-Session mit OA Dr. Paul Weigl (Frankfurt).
Quelle: BDIZ EDI, 11.11.2008
Foto: Anita Wuttke, BDIZ EDI