Branchenmeldungen 29.08.2011
Förderung und Qualitätssicherung in Doktorarbeiten
Nicht
zuletzt die Diskussionen um Ex-Minister zu Guttenberg und seine
Doktorarbeit haben an vielen Universitäten Überlegungen zur
Qualitätssicherung bei Promotionen bedingt. Die Fakultät für Gesundheit
der Universität Witten/Herdecke hat hierzu längst mehrere konstruktive
Schritte unternommen: Bereits seit Sommer 2010 besteht ein Integriertes
Curriculum „Forschungsmethodik und –praxis“, welches sämtliche
Studierende der Medizin schon früh im Studium durchlaufen und das zur
direkten Vorbereitung auf die Anforderungen einer Doktorarbeit dient.
Das dieses Curriculum koordinierende Institut für Medizinische Biometrie
und Epidemiologie (IMBE) bietet ferner wöchentliche Sprechstunden an,
in denen Promovierende der gesamten Fakultät methodische Unterstützung
für ihre Promotionsprojekte einholen können (z.B. zur statistischen
Planung einer Erhebung). Ein weiterer formaler Schritt zur
Qualitätssicherung war die fakultätsweite Einführung eines verbindlich
zwischen Promovierenden und Betreuern zu schließenden
„Promovierendenvertrages“, welcher Umfang und Qualität der Betreuung
ebenso wie die Anrechte beider Beteiligter z.B. beim Publizieren der
Doktorarbeit in wissenschaftlichen Zeitschriften festschreibt.
Trotz dieser verschiedenen Aktivitäten der Fakultät zur Förderung und
Qualitätssicherung des Promotionsgeschehens sind jedoch Konflikte bei
Promotionen nicht immer vermeidbar. Diese können von Missverständnissen
beim Publizieren von Daten aus Promotionsprojekten reichen über aus
mangelnder Betreuungserfahrung resultierenden Problemen im Ablauf des
Promotionsprojekts bis hin zu von den Promovierenden nicht ausreichend
wahrgenommenen Pflichten in der Projektumsetzung.
Um für solche Fälle eine neutrale und im Interesse eines produktiven
Promotionsgeschehens gegebenenfalls schlichtende Stelle einzurichten,
hat die Fakultät für Gesundheit die Funktion einer „Vertrauensperson für
Promotionsbelange“ geschaffen und mit Prof. Dr. Frank Krummenauer, dem
Direktor des IMBE, besetzt. Prof. Krummenauer, der selbst an der
Fakultät eine zweistellige Anzahl von Promotionsprojekten verantwortlich
betreut, sieht diese neu geschaffene Position als moderierende
Plattform: „Es ist nicht das Ziel, nun Jagd auf mögliches
wissenschaftliches Fehlverhalten bei Promovierenden der Fakultät zu
machen! Viel wichtiger ist eine vertrauliche Andock-Stelle bei Problemen
in der Betreuungskonstellation, welche nicht selten von beiden Seiten
verursacht werden. Oft kann schon nach einem offenen Gespräch zu dritt
mit einer verbindlichen Festlegung von timelines und milestones im
Promotionsprojekt eine emotional aufgekochte Situation aufgelöst
werden.“ Diese Erfahrung habe er in seinen Sprechstunden immer wieder
gemacht. „Ich versuche dann, mit den Methoden meines Fachgebiets – u.a.
Projektplanung und Projektmanagement –konstruktiv die beiden Seiten des
Betreuungsverhältnisses in ein gemeinsames Boot zurück zu bringen.
Wichtig ist dafür, dass Promovierende in ihrer faktisch bestehenden
Abhängigkeit von Betreuern eine im ersten Schritt vertraulich beratende
Stelle ansprechen können.“
Bei aktivem wissenschaftlichen Fehlverhalten einer der beiden Seiten
wäre hingegen nicht die neue Vertrauensperson zuständig, sondern der
Ombudsmann für Wissenschaftliches Fehlverhalten der Universität, Prof.
Dr. Hans-Joachim Lipps. Prof. Krummenauer: „Zwar arbeite ich mit Herrn
Prof. Lipps in allen Belangen der wissenschaftlichen Qualitätssicherung
eng zusammen, allerdings sollte das Selbstverständnis der
Vertrauensstelle für Promotionsbelange ein anderes sein. Sie agiert
stets pro Promotionsgeschehen!“
Weitere Informationen: Prof. Dr. Frank Krummenauer: frank.krummenauer@uni-wh.de, 02302 / 926-760.