Branchenmeldungen 11.07.2012

GKVen und PKVen gemeinsam gegen Zahnarztkosten



GKVen und PKVen gemeinsam gegen Zahnarztkosten

Foto: © Gina Sanders - Fotolia.com

„Zahnmedizin ist überwiegend Handwerk“, so die Ergo Direkt-Versicherung, der größte Zahnzusatzversicherer in Deutschland, in einer Pressekampagne, und „es ist nicht einzusehen, dass sich eine ganze Branche der Qualitätsbewertung entzieht“ und die Preise „einfach so“ vom Zahnarzt festgelegt werden. Neuestes Angebot des Ergo-Hauses, wenn auch noch im Versuchsstadium: Wer den Kostenvoranschlag seines Zahnarztes bei Ergo Direkt einreicht, dem wird auf Wunsch ein Zahnarzt genannt, der „das Gleiche bei gleicher Qualität deutlich billiger macht“, so das Angebot des PKV-Unternehmens.

Ins gleiche Horn stößt der stellvertretende Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes Johann-Magnus von Stackelberg, der von erheblichen Differenzen bei den zahnärztlichen Kostenvoranschlägen zur endgültigen Rechnungsstellung beim Zahn­ersatz spricht. Der Patient stünde dem ungeschützt gegenüber und ­deshalb müssten die Krankenkassen in die Leistungs-Honorarberatung und -findung z.B. bei privaten auf ZE-Festzuschüssen aufbauenden Behandlungen eingebunden werden und mitbestimmen können. Mit einem „Zahnärzte-Bashing“ über überhöhte Abrechnungen bei Zusatzleistungen zur GKV (Mehrkostenvereinbarungen, ZE-Festzuschüsse, KFO, Endodontie) versuchen die Krankenkassen die Politik gefügig zu machen, dass sie Einfluss auf das private Leistungsgeschehen bekommen. So fordert der GKV in ­einem Positionspapier, das die Fraktion „Die Grünen“ als Anfrage zum Bundestag einbrachte: „Schutz der Versicherten vor finanzieller Überforderung, Sicherung der Qualität zahnärztlicher und zahntechnischer Leistungen, Verbesserung der Transparenz der zahnmedizinischen Versorgung. Die Kassen wollen dazu künftig auch Einfluss auf Preisgestaltung, Qualität und Abrechnung der Privatleistungen nehmen, zum Beispiel bei Zahnersatz, zu Mehrkosten bei Füllungen, in der Endodontie und in der Kieferorthopädie. Sie wollen Regelungen, nach denen sie Einzelverträge mit Zahnärzten oder Zahnarztgruppen zu Höchstsätzen nach GOZ schließen können, wenn die Kasse ­anteilig Kosten oder Zuschüsse bei Versorgungen übernimmt. Unter dem Stichwort „Transparenz“ wird vorgeschlagen, bei allen Versorgungen, bei denen die Kasse Kosten übernimmt, die Adressdaten des behandelnden Zahnarztes un­verschlüsselt auszuweisen und eine Rechnungskopie über die tatsächlich erbrachten Leistungen der Kasse ­vorzulegen.

Für den KZBV-Vorsitzenden Dr. J. Fedderwitz ist es der Versuch der GKVen, davon abzulenken, dass die Krankenkassen weitaus weniger leisten, als die Versicherten von ihnen erwarten. Es zeuge von enormer Chuzpe, dass die Kassen dort, wo sie nichts leisten, mitreden, und dort, wo sie nichts bezahlen, die Preise kontrollieren wollen. Fedderwitz forderte stattdessen eine ­seriöse Debatte um die wichtigen Versorgungsfragen: „Packen wir die Fakten auf den Tisch und die Fiktionen in die Tonne.“

„GKV-Ausgabenentwicklung“

Sind in den letzten 30 Jahren (1981 = 100) die Einnahmen bei einer „gleichen Geldwertbeurteilung“ um 69 Prozent angestiegen, sank der ­Anteil der zahnärztlichen Behand­lun­gen um 27 Prozent. So lagen die Ausgaben der Kassen für den Zahnarzt (inkl. Zahnersatz) 2010 bei 11,42 Mrd. Euro (ein Plus von 2,8 Prozent gegenüber 2009 mit 11,22 Mrd. Euro). Bereits 1992 gaben die Kassen 11,28 Mrd. Euro für die Zahnbehandlung aus. Der Anteil „Zahnarzt“ (inkl. Zahnersatz) an den GKV-Ausgaben lag 2010 bei 6,92 Prozent, für Zahnersatz allein bei 1,89 Prozent. 2009 waren es noch 6,99 Prozent während 1992 die Zahnbehandlungen in der GKV noch 11,06 Prozent (Zahnersatz 4,78 Prozent) umfassten.

„Zahnärztlichen Entwicklung“

Die Zahl der niedergelassenen Zahnarztpraxen ist in Deutschland seit Jahren rückläufig. Dies bei kontinuierlich steigender Anzahl von „Zahnärzten ohne Tätigkeit“ und einer ansteigenden Zahl von Zahnärzten, die als Praxisvertreter, angestellte Zahnärzte, Beamte, Assistenten oder außerhalb von Zahnarztpraxen tätig sind. Obwohl die Zahnarzt-Zahlen-Entwicklung in den letzten 10 Jahren einen Anstieg von 10 Prozent – von 78.000 auf über 86.000 – verzeichnet, ist in den letzten Jahren die Zahl der niedergelassenen Zahnärzte mit über 54.000 konstant geblieben.


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