Branchenmeldungen 13.11.2012
Kinderzahnheilkunde der Uni Greifswald mehrfach ausgezeichnet
Arbeitsgruppen aus der Greifswalder Kinderzahnheilkunde wurden gleich doppelt geehrt: Sie gewannen den ersten und den dritten wissenschaftlichen Preis der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGK), den sogenannten Oral-B-Preis. Die Preisverleihung fand am 9. November 2012 in Frankfurt/Main statt.
Den
ersten Preis erhielten Dr. Anja Treuner, Zahnärztin Elisabeth Schüler
und Professor Dr. Christian Splieth, Leiter der Abteilung für Präventive
Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde an der Universität Greifswald, für
ihre Arbeit über den Jugendzahnärztlichen Dienst Greifswald. Mit dem
dritten Preis wurde die Arbeitsgruppe um Marina Agathi Petrou
ausgezeichnet. Die Zahnärztin untersuchte mit ihrem Betreuer Professor
Christian Splieth die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, eine
Erkrankung der bleibenden Schneide- und Backenzähne.
Unter dem Titel „Erfolge der risikoorientierten Prävention – 16 Jahre
Kariesentwicklung bei Einschülern“ wurde in der erstplatzierten Arbeit
dargestellt, wie durch gezielte Prophylaxe in Greifswalder Kindergärten
überdurchschnittlich oft Karies bei Sechsjährigen reduziert werden
konnte. Mitte der 1990er-Jahre lagen Greifswalder Einschüler mit über
vier kariösen, gefüllten oder fehlenden Milchzähnen noch deutlich über
den deutschlandweiten oder Landeswerten in Mecklenburg-Vorpommern. Heute
sind die Werte mit 1,6 betroffenen Zähnen sogar deutlich besser als im
deutschen oder landesweiten Vergleich. Wesentlicher Ansatzpunkt der
universitären Zahnheilkunde, der Stadt Greifswald und der
Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege war, auf eine
risikoorientierte Prophylaxe in Kindergärten und Schulen umzustellen.
Dazu finanziert die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege MV (LAJ)
in fast allen Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns eine zusätzliche
Prophylaxehelferin. In Greifswald betreut seitdem die Zahnmedizinische
Fachangestellte Lisa Meyer Kinder bis 18 Jahren. Mit Erfolg:
Insbesondere durch gemeinsames Zähneputzen und Lokalfluoridierungen in
den Schulen und Kindergärten sanken die Karieswerte in Greifswald
überdurchschnittlich. Dieses Erfolgskonzept soll demnächst auch schon
auf die Kleinsten, die Greifswalder Krippenkinder, ausgedehnt werden,
wenn der Landkreis Vorpommern-Greifswald eine weitere vom LAJ
finanzierte Stelle ausschreibt.
Den dritten Preis der DGK erhielt die Arbeitsgruppe um Marina Agathi
Petrou, Promotionsstudentin der Universität Greifswald. Sie wurde für
ihre Arbeit bereits von der Europäischen Akademie für
Kinderzahnheilkunde (EAPD) für die beste Präsentation mit einer
Auszeichnung geehrt. In der Arbeit untersucht die 26-jährige Zahnärztin
zusammen mit ihrem Betreuer Professor Splieth die
Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation in Deutschland. Dabei sind die
Zähne vieler Kinder ohne bekannten Grund gefleckt und falsch
mineralisiert. Die Folgen sind Schmerzen bei warmen und kalten Speisen
und Getränken oder sogar „zerbröckelnde“ Zähne. Als Ursachen werden
bakterielle und virale Infektionen, hohes Fieber und Antibioka-Nutzung
während der ersten drei Lebensjahre angenommen. Wie häufig die Krankheit
in Deutschland und anderen Ländern vorkommt, ist bislang unbekannt. Die
Pionierarbeit leisteten Zahnmediziner aus Greifswald. Sie untersuchten
erstmals Greifswalder Grundschulkinder und führten
Vergleichsuntersuchungen in Heidelberg, Düsseldorf und Hamburg in
Kooperation mit den dortigen Universitätskliniken und Gesundheitsämtern
durch. In Greifswald tritt die Erkrankung mit vier Prozent am seltensten
auf, am häufigsten kommt sie mit 14 Prozent in Düsseldorf vor. Die
Ergebnisse der Untersuchung fasst Marina Petrou in ihrer Doktorarbeit
zusammen. Ein Teil ihrer Arbeit besteht darin, die Untersuchungsstädte
zu besuchen und die Zahnärzte und Untersuchende vor Ort auf die Symptome
der Erkrankung hin zu trainieren. Weiterhin ist eine Publikation der
Auswertung zusammen mit Professor Splieth geplant.