Branchenmeldungen 11.12.2012
KpZ öffnete seine Dentallabore für Patienten
„851 Arbeitsschritte sind es, bis dieser Zahnersatz fertig ist?“, staunten die Besucher des zweiten Infotages des Kuratoriums perfekter Zahnersatz (KpZ), der in diesem Jahr im Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) der Johann Wolfgang Goethe-Universität stattfand. Dort ließen sich Zahntechniker, Zahnmediziner und Studierende über die Schultern schauen. „Zahntechnik verbindet Handwerkskunst und Hightech. Das möchten wir den Besuchern vor Ort zeigen. Deren großes Interesse an unserem Aktionstag freut mich deshalb ganz besonders“, erklärte der Vorsitzende des Kuratoriums, Zahntechnikermeister Thomas Lüttke.
Seit zwei Jahren sucht das KpZ den direkten Kontakt zu den Patienten und bietet umfassende Infotage in großen Städten an. Genau wie im vergangenen Jahr in Köln gab es auch dieses Mal viel zu sehen und zu hören, manche Modelle durften die Besucher auch direkt in die Hand nehmen. „In der Zahntechnik muss ganz exakt gearbeitet werden. Schon ein Unterschied um Haaresbreite kann für den Patienten schmerzhafte Folgen haben“, sagte Dr. Karin Uphoff, Leiterin der Pressestelle, bei der offiziellen Eröffnung.
Das Kuratorium perfekter Zahnersatz besteht seit 1989. Es hat sich zum Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit aus erster Hand über die Möglichkeiten und Vorzüge hochwertigen Zahnersatzes aus Deutschland zu informieren. „Wenn sich Patienten ratsuchend an uns wenden, merken wir immer wieder, wie wichtig diese Arbeit ist. Entscheidungen für Zahnersatz müssen oft unter großem Zeitdruck gefällt werden. Fachbegriffe lassen Unsicherheiten entstehen und werfen Fragen auf. Häufig wünschen sich Menschen mit Vorerkrankungen und Allergien zusätzliche Erklärungen unserer Experten. Implantate sind ebenfalls ein wichtiges Thema“, erläuterte Uphoff die Arbeitsschwerpunkte des KpZ. Der Infotag sei eine gute Möglichkeit, über Telefonhotlines hinaus Menschen direkt anzusprechen.
Ausführliche Antworten für wissenshungrige Patienten
Die
Besucher nutzten dieses Angebot gerne. Etliche waren der Aufforderung
des KpZ nachgekommen und hatten bereits im Vorfeld ihre Fragen
eingereicht. Nun warteten sie im vollbesetzten Hörsaal gespannt auf die
Gespräche mit den Experten. Können Implantate auch bei Osteoporose
eingesetzt werden? Ist die Oberfläche von Keramik wirklich so glatt,
dass Bakterien sich nicht festsetzen können? Gibt es auf Zahnersatz auch
eine Gewährleistung? Ganz unterschiedliche Bereiche schnitten die Gäste
an. Geduldig antworteten die Fachleute aus Wissenschaft und Praxis,
selbst komplizierte Details erklärten sie spannend und leicht
verständlich. Wichtig war es den Professoren Ina Nitschke und Jürgen
Geis-Gerstorfer sowie Zahntechnikermeister Wolfgang Kohlbach dabei vor
allem, darauf hinzuweisen, dass Zahnarzt und Zahntechnikermeister vor
Ort wichtige Ansprechpartner sind.
KpZ: „Große Resonanz der Patienten bestätigt unser Konzept“
Auf
reges Interesse stießen auch die Informationsstände vor dem Hörsaal.
Die Verantwortlichen des KpZ zeigten sich mit der Resonanz vollauf
zufrieden: „Der zweite Infotag hat sich wieder gelohnt. Wir hatten einen
tollen Mix aus Fachpublikum, interessierten Laien und Pressevertretern.
Auch die Studierenden haben sich sehr engagiert eingebracht“,
resümierte anschließend Dr. Karin Uphoff. Im kommenden Jahr wird es
wieder einen Infotag geben: Die Planungen dazu laufen bereits.
Unter anderem ging das Expertenteam beim Infotag auf folgende Fragen ein:
Frage: Welche Voraussetzungen muss man für eine Implantation erfüllen?
Antwort: Der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten ist sehr
wichtig. Der Zahnarzt ist über Vorerkrankungen sorgfältig zu
informieren. Natürlich muss auch der Kieferknochen hinsichtlich Qualität
und Quantität für eine Implantation geeignet sein. Sind die
Voraussetzungen nicht ideal, besteht die Möglichkeit des Knochenaufbaus
zum Beispiel mit Eigenknochen oder Knochenersatzmaterialien.
Frage: Was lässt Zahnersatz so „echt“ wie natürliche Zähne aussehen?
Antwort: „Zahnfarbenes" Ersatzmaterial muss neben der Farbe des
natürlichen Zahnes auch dessen Transluzenz, also die
Lichtdurchlässigkeit, nachahmen. Vollkeramik ist ähnlich
lichtdurchlässig wie der echte Zahnschmelz. Deshalb imitiert Zahnersatz
aus Vollkeramik die Schönheit natürlicher Zähne täuschend echt.
Frage: Worauf sollte ich als Allergiker besonders achten?
Antwort: Von allen Dentalwerkstoffen werden Keramiken am besten vertragen. Allergien gegen Keramik sind nicht bekannt.
Frage: Wann und wie oft sollte ich meine Prothese kontrollieren lassen?
Antwort: Auch wenn keine Probleme mit dem Zahnersatz auftreten, sind
regelmäßige Zahnarztbesuche, möglichst zweimal im Jahr, unerlässlich.
Der Zahnarzt prüft dabei den Sitz und die Funktionsfähigkeit der
Prothese.
Frage: Implantate bestehen oft aus Titan. Kann ich auf
dieses Material allergisch reagieren? Sollte ich mich lieber gleich für
Keramik entscheiden?
Antwort des Werkstoffexperten Professor Jürgen Geis-Gerstorfer: Titan
ist als Dentalmaterial sehr umfassend getestet worden. Es wird jährlich
millionenfach als Implantat verwendet und gilt als gewebefreundlich und
biokompatibel. Mir selbst sind keine Allergien gegen Titan bekannt. Ich
selber präferiere Titan, weil dort sehr gute Langzeiterfahrungen
vorliegen. Zu Implantaten aus Keramik lässt sich dort noch keine Aussage
machen.
Frage: Bis zu welchem Alter empfehlen Sie Implantate?
Antwort von Professorin Ina Nitschke, Expertin für
Alterszahnheilkunde: Das Alter ist nicht der ausschlaggebende Faktor. In
Hamburg gab es jetzt den Fall, dass sich eine Seniorin vor ihrem 100.
Geburtstag Implantate setzen ließ. Die Frage ist eher: Lässt sich die
Hygiene garantieren? Diese ist bei Implantaten besonders wichtig.
Darüber sollten Patienten und Angehörige offen mit dem Zahnarzt
sprechen.
Frage: Kann ich bei Diabetes Implantate erhalten?
Antwort von Professorin Ina Nitschke: Die Diagnose Diabetes ist noch
keine Kontra-Indikation. Wenn der Diabetes gut eingestellt ist, kommen
Implantate durchaus in Frage. Natürlich ist es wichtig, besonders
vorsichtig vorzugehen und sich darüber im Klaren zu sein, dass die
Verlustrate etwas höher liegt. Daher rate ich Patienten, mit den
behandelnden Experten zu sprechen und die Chancen dadurch einschätzen zu
können.
Frage: Kann ich Implantate erhalten, obwohl ich gerade bestrahlt wurde?
Antwort von Professorin Ina Nitschke: Zunächst wäre zu schauen,
welche Stellen behandelt wurden und welche Krankheit vorliegt. Bei einer
Strahlungstherapie ist es auch wichtig, auf die verabreichten
Medikamente zu achten und die körperliche Verfassung insgesamt sorgsam
zu beachten.
Frage: Ich habe mein Inlay bereits vor 20 Jahren erhalten. Muss ich das nun erneuern?
Antwort von Professor Jürgen Geis-Gerstorfer und von
Zahntechnikermeister Wolfgang Kohlbach: Zahnersatz hat keine
Verfallszeit, deswegen kann auch die Haltbarkeit nicht pauschal
beurteilt werden. Es kommt auf den Zustand des Inlays an. So etwas ist
von Patient zu Patient unterschiedlich. Generell kann man aber sagen:
Wenn das Inlay und der Zahn noch in Ordnung sind, dann besteht auch nach
20 Jahren keine dringende Notwendigkeit, es erneuern zu lassen.
Frage:
Die Nickelallergie ist die häufigste Metallallergie verursacht durch
Modeschmuck. In Deutschland sind deswegen nickelhaltige
Dentallegierungen geächtet. Im Ausland werden diese jedoch häufig
verwendet, weil sie leichter bearbeitbar sind. Werden im Ausland nun
häufiger nickel-allergische Reaktionen beobachtet?
Antwort des Werkstoffexperten Professor Jürgen Geis-Gerstorfer:
Nickelallergien sind in Deutschland hauptsächlich mit dem Tragen von
Modeschmuck in Verbindung zu bringen. Deshalb sind die diagnostizierten
Nickelallergiker in der Tat vor allem weiblich. Ein Vergleich
hinsichtlich der nickel-allergischen Reaktionen im Ausland ist
schwierig, da es auch eine Frage der Organisation des Gesundheitswesens
ist. Das müsste gezielt geprüft werden.
Frage: Wie ist Ihre Meinung zu Zahnersatz aus dem Ausland?
Antwort von Professorin Ina Nitschke und Zahntechnikermeister Wolfgang Kohlbach: Während der Behandlung der Patienten ist immer wieder eine Abstimmung zwischen Zahnarzt und Zahntechniker wichtig. Sind beide vor Ort, ist das schnell und einfach möglich. Das beschleunigt den Behandlungsprozess. Wenn das Dentallabor in China oder anderswo angesiedelt ist, müssen auch die Zeitunterschiede einbezogen werden. Ist der Zahntechniker gerade im Dienst oder schläft er? Das kann den Austausch verzögern und dadurch für den Patienten zu Zeitverlusten führen. Viele Zahnärzte schätzen zudem die hohe Qualifikation der deutschen Zahntechniker und arbeiten mit ihnen oft in einem über Jahre eingespielten Team. Für die Patienten besteht wiederum die Möglichkeit, im Labor individuelle Wünsche direkt abzustimmen. Ein Großteil der Patienten nutzt dieses Angebot sehr gerne.
Quelle: KpZ