Branchenmeldungen 05.12.2023
Massive Budgetüberschreitungen bei der AOK Bayern
Bei der AOK Bayern wird es 2023 zu massiven Budgetüberschreitungen im Bereich der Zahnmedizin kommen. Die zahnmedizinische Versorgung der rund 4,6 Millionen AOK-Versicherten ist dadurch akut gefährdet.
Während andere Krankenkassen sehr wohl ausreichend Mittel für die Versorgung ihrer Versicherten bereitstellen, sah sich die AOK Bayern dazu nicht in der Lage. Die Verhandlungen zwischen der KZVB und der AOK Bayern wurden abgebrochen. Gestern musste ein Landesschiedsamt über die Höhe der zahnärztlichen Vergütung entscheiden. Punktwert- und Budgeterhöhungen sind durch das von Karl Lauterbach verfasste GKV-Finanzstabilisierungsgesetz auf 2,7 Prozent begrenzt. Das reicht jedoch nicht einmal annähernd für den Inflationsausgleich. Verschärfend kommt hinzu, dass 2023 deutlich mehr Parodontitisbehandlungen durchgeführt wurden als in den Vorjahren – auch bei den Versicherten der AOK Bayern. Auf die bayerischen Vertragszahnärzte kommen nun Rückforderungen in zweistelliger Millionenhöhe zu.
Dr. Rüdiger Schott, Vorsitzender des Vorstands der KZVB:
„Der 4. Dezember war ein schwarzer Tag für die Patienten. Wenn die größte in Bayern tätige Krankenkasse die Behandlungen ihrer Versicherten nicht vollständig finanzieren will, wird das nicht ohne Folgen bleiben. Für begrenzte Mittel kann es nur begrenzte Leistungen geben. Die AOK Bayern sollte sich ein Beispiel an den Ersatzkassen und den Betriebskrankenkassen nehmen, die alle notwendigen Leistungen mit den vereinbarten Punktwerten vergüten.“
Dr. Marion Teichmann, stv. Vorsitzende des Vorstands der KZVB:
„Die Millionen-Rückzahlungen bei der AOK Bayern sind für viele Praxen existenzgefährdend. Gerade im ländlichen Raum hat diese Krankenkasse einen sehr hohen Marktanteil. Einige Praxen behandeln bis zu 80 Prozent AOK-Versicherte. Deren Behandlung könnte nun in vielen Fällen nicht mehr wirtschaftlich sein. Die Versorgungslandschaft wird sich deshalb weiter ausdünnen. Schon jetzt finden viele Alterspraxen keinen Nachfolger mehr. Für die Patienten bedeutet das: Lange Wartezeiten und weite Wege für einen Zahnarzttermin.“
Dr. Jens Kober, Mitglied des Vorstands der KZVB:
„Die AOK Bayern entzieht sich ihrer Verantwortung für die Sicherstellung der flächendeckenden, zahnmedizinischen Versorgung. Es droht nun eine echte Zwei-Klassen-Medizin. Die Patienten in den Großstädten werden leichter einen Zahnarzttermin bekommen. Auf dem Land aber gehen versorgungstechnisch nach und nach die Lichter aus. Die Verweigerungshaltung dieser Krankenkasse ist ein fatales Signal an unseren zahnärztlichen Nachwuchs. Niemand wird sich für die Gründung oder Übernahme einer Praxis entscheiden, wenn die erbrachten Leistungen nicht in vollem Umfang vergütet werden.“
Quelle: Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns (KZVB)
FVDZ Bayern kritisiert die Sparmaßnahmen der AOK in der zahnmedizinischen VersorgungAls falsche Entscheidung kritisiert der FVDZ Bayern die Weigerung der AOK, ausreichend finanzielle Mittel für die zahnmedizinische Versorgung ihrer Versicherten bereitzustellen. Damit gefährdet die „Gesundheitskasse“ die Mundgesundheit ihrer 4,6 Millionen Versicherten in Bayern. Damit ist die AOK, obwohl die größte gesetzliche Krankenversicherung in Bayern, die einzige große Krankenkasse, die nicht genug Mittel zur Verfügung stellt, um die zahnmedizinische Versorgung ihrer eigenen Versicherten zu sichern. Die Verhandlungen zwischen den Vertragspartnern Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns (KZVB) und AOK wurden ohne positives Ergebnis abgebrochen. Das angerufene Schiedsamt folgte der AOK. Gänzlich unerwartet kommt diese Sparmaßnahme der AOK nicht. Sie beruft sich auf die durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz eingeführte Budgetierung zahnmedizinischer Leistungen. Das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach initiierte Gesetz und die damit verbundene Begrenzung der zahnmedizinischen Versorgung der gesetzlich Krankenversicherten gehört zu den einschneidenden Sparmaßnahmen der Bundesregierung, um das Gesundheitswesen zu entlasten. Proteste der Heilberufe in ganz Deutschland, die im Sommer und Frühherbst an zentralen Plätzen in Deutschland stattgefunden haben, tangieren den Bundesgesundheitsminister indes nicht. Für die beiden stv. Landesvorsitzenden Dr. Thomas Sommerer und Dr. Romana Krapf ist insbesondere die zahnärztliche Prävention gefährdet. „Dass sich ausgerechnet die größte bayerische Krankenkasse als Sparfuchs erweist und damit ihre Versicherten, die vorwiegend aus dem ländlichen Bereich stammen, im Regen stehen lässt, ist unverantwortlich“, sagt Dr. Krapf. Dr. Sommerer ergänzt, dass damit die Parodontitis-Behandlungsstrecke, die erst 2021 als wegweisend eingeführt worden ist, an der Budgetierung und damit an den fehlenden finanziellen Mitteln zu scheitern drohe. Die systematische Behandlung der Parodontitis ist eine „Langstrecken-Behandlung“, die nicht fortgeführt werden kann, wenn die Budgetierung die Mittel dafür begrenzt. Mit einer Plakataktion in den bayerischen Zahnarztpraxen informiert die KZVB über die Misere. Auf die Vertragszahnärzte kommen für 2023 laut KZVB Rückforderungen der AOK in zweistelliger Millionenhöhe zu. „Wir behandeln Sie trotzdem, solange wir noch können“, heißt es auf dem Plakat, das sich an die Patientinnen und Patienten richtet. „AOK-Patienten müssen aber möglicherweise mit längeren Wartezeiten für einen Termin rechnen.“ Der FVDZ Bayern ruft die AOK auf, zum Wohle der Mundgesundheit ihrer Versicherten, einzulenken und sich ein Beispiel an den Ersatzkassen und Betriebskrankenkassen zu nehmen, die alle notwendigen Leistungen vergüten! Quelle: FVDZ |